Navigationssystem für das digitale Unternehmen Hybride IT und Multi-Cloud-Umgebungen verwalten

Autor / Redakteur: Uwe Scheuber und Heiko Böhm* / Florian Karlstetter

Die IT-Welt in Unternehmen wird immer komplexer. Neben traditionellen IT-Systemen kommen Private Clouds sowie Public-Cloud-Dienste unterschiedlicher Anbieter zum Einsatz. Daher ist eine Lösung unverzichtbar, mit der sich alle diese Ressourcen „orchestrieren“ lassen.

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Wie sich Multi-Cloud-Umgebungen möglichst komfortabel orchestrieren lassen.
Wie sich Multi-Cloud-Umgebungen möglichst komfortabel orchestrieren lassen.
(Bild: © vladimircaribb - stock.adobe.com)

Nach einer Phase der vorsichtigen Annäherung an Cloud-Computing haben Unternehmen und Organisationen ihre Scheu vor diesem Betriebsmodell abgelegt. In seiner Studie Global Cloud View Survey 2018 über die weltweite Entwicklung des Cloud-Marktes kommt das Marktforschungshaus IDC zu dem Schluss, dass mittlerweile 81 Prozent der Unternehmen Public-Cloud-Dienste nutzen oder dies planen. Doch auch die Private Cloud im hauseigenen Rechenzentrum erfreut sich großer Beliebtheit: An die 86 Prozent der befragten Firmen setzen diese Cloud-Variante ein.

Zu vergleichbaren Ergebnissen kommt die Studie The State of Orchestration 2018/19 von Fujitsu. Demnach gaben 65 Prozent der Unternehmen an, dass sie mittlerweile eine „Cloud-First“-Strategie verfolgen. Das heißt, für jeden Workload wird zuerst die Frage gestellt, ob man diesen in der Cloud betreiben kann. Ein Grund dafür ist, dass Unternehmen effizienter und flexibler agieren müssen. Hinzu kommen Faktoren wie die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Angeboten. So gaben beispielsweise mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass sie in hohem Maße auf Cloud-Services zurückgreifen, um ihren Kunden Dienstleistungen und Produkte zur Verfügung zu stellen.

Meist mehrere Service-Provider mit im Boot

Allerdings beschränken sich laut der Studie von Fujitsu nur wenige Unternehmen darauf, auf einen einzelnen Cloud-Service-Provider zurückzugreifen. Vielmehr geht die Entwicklung in Richtung „Multi-Cloud“, also den Einsatz von Cloud-Services unterschiedlicher Anbieter. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass es Unternehmen vermeiden wollen, von einem Provider abhängig zu werden. Laut der Studie nutzten im Jahr 2018 an die 31 Prozent der Unternehmen einen bis drei Cloud-Service-Provider. Die Mehrzahl (36 Prozent) der Firmen bezog Cloud-Dienste von vier bis zehn Anbietern. In 30 Prozent der Fälle waren sogar mehr als elf unterschiedliche Provider vertreten.

Dies können „Cloud-Hyperscaler“ sein wie AWS, Microsoft, IBM und Google. Diese stellen eine breite Palette von Ressourcen bereit: Rechenleistung und Datenbanken, Software-Entwicklungsplattformen sowie Anwendungen aller Art, von Office-Paketen bis hin zu KI-Applikationen (Künstliche Intelligenz). Hinzu kommen spezielle Cloud-Lösungen, beispielsweise Geschäftssoftware.

Für Industrieunternehmen, den Einzelhandel und Anbieter von Mobility Services sind zudem cloudbasierte IoT-Plattformen relevant. Auf den Cloud-Plattformen von großen Anbietern setzen außerdem weitere Dienste auf. Ein Beispiel sind die NetApp Cloud Data Services für das Management von Daten. Sie ermöglichen es IT-Abteilungen, Datenbestände nach Belieben zu verschieben, zu warten und zu verwalten.

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Gartner treten solche flexiblen, miteinander verknüpften datenzentrierten Architekturen, etwa die von NetApp, an die Stelle von starren, zentralisierten Ansätzen. Sie kombinieren Datenmanagement-Funktionen mit unterschiedlichen Cloud-Lösungen – von Private- und Hybrid-Cloud-Umgebungen bis hin zu Public-Cloud-Services von Anbietern.

Ein Beispiel für einen solchen cloudbasierten „Data-centric“ Dienst ist Azure NetApp Files von NetApp. Damit können Unternehmen geschäftskritische Datenbestände und Workloads auf die Azure-Cloudplattform von Microsoft auslagern. Die Antwortzeiten dies Cloud-Dienstes liegen im Bereich von weniger als einer Millisekunde. Zudem verfügt der Cloudservice über Sicherheitsfunktionen wie eine Verschlüsselung und das Erstellen von zeitpunktbezogenen Datenkopien (Point-in-Time Copies).

Mit Cloud Volumes ONTAP wiederum können Unternehmen Speicherressourcen verwalten, die sie bei Cloud-Serviceprovidern wie AWS oder Microsoft gebucht haben. Mithilfe einer solchen Storage-Management-Lösung lassen sich beispielsweise blockorientierte Daten verwalten, außerdem Backup- und Disaster-Recovery-Workloads sowie Datenbanken.

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Komplexes Management

Diese Beispiele machen deutlich, dass eine Multi-Cloud-Umgebung ein komplexes Gebilde sein kann, das hohe Anforderungen an das Management stellt. Ein Grund ist, dass Cloud-Service-Provider unterschiedliche Verfahren nutzen. Das gilt beispielsweise für die Log-in-Methoden von Nutzern sowie die Art, wie Virtual Machines, Speicherressourcen oder Netzwerkfunktionen konfiguriert und verwaltet werden. Die gleiche Problematik ergibt sich beim Monitoring und Backup. Auch solche Funktionen hängen von den herstellerspezifischen Servicespezifikationen eines Cloud-Service-Providers und dessen Management-Tools ab. Aufwändig in Multi-Cloud-Strukturen ist zudem das Kostenmanagement. Für ein Unternehmen ist es wegen der unterschiedlichen Abrechnungsverfahren und Nutzungsparameter für Services schwierig, eine einheitliche Sicht auf die Kosten zu erreichen.

Verschärft wird die Situation durch zwei weitere Faktoren. So besteht eine Multi-Cloud-Umgebung in der Regel nicht nur aus Public-Cloud-Diensten. Laut Prognosen von IDC zur Entwicklung des Cloud-Markts werden 2020 an die 75 Prozent der Unternehmen neben Public-Cloud-Diensten auch eine private Enterprise-Cloud-Plattform nutzen. Über solche Private Clouds stellen Unternehmen vor allem Anwendungen bereit, also SaaS-Dienste (Software as a Service), außerdem Plattformservices (Platform as a Service, PaaS).

Außerdem müssen die herkömmlichen IT-Systeme im Unternehmensrechenzentrum berücksichtigt werden. De facto haben es IT-Fachleute daher mit einer hybriden IT-Infrastruktur zu tun: Public-Cloud-Services, Private-Cloud-Diensten sowie einer traditioneller IT-Umgebung. Eine solche Infrastruktur zu verwalten, ist zweifellos eine Herausforderung. Das belegt die Studie von Fujitsu. So gaben 54 Prozent der befragten Unternehmen an, dass ihre Cloud- beziehungsweise Hybrid-IT-Infrastruktur zu komplex ist, um sie mit konventionellen Managementwerkzeugen auf zufrieden stellende Weise zu verwalten.

Lösung: Orchestration von Multi-Cloud-Umgebungen

Einen Ausweg bieten Lösungen für Orchestrierung von Multi-Cloud- und Hybrid-IT-Umgebungen, beispielsweise Fujitsu Cloud Services Management. Eine solche Management-Plattform ermöglicht es Nutzern, diejenigen Ziele zu erreichen, die sie als wichtig einstufen. So hat laut der Studie von Fujitsu für 57 Prozent eine Verbesserung der IT-Sicherheit hohe Priorität. Fast ebenso viele Unternehmen (56 Prozent) wollen flexibel Änderungen vornehmen können, etwa neue Cloud- und IT-Dienste buchen oder Workloads in eine Cloud „verschieben“.

Weitere wichtige Punkte sind ein effektives Kostenmanagement sowie der Wunsch, Compliance-Regeln einzuhalten. Das setzt voraus, dass die IT-Abteilung die volle Kontrolle über die genutzten Cloud-Ressourcen hat. Mit einer Orchestrierungslösung lässt sich beispielsweise der Aufbau einer „Cloud-Schatten-IT“ durch Fachabteilungen vermeiden. Solche Aktivitäten haben sich in etlichen Unternehmen zu einem Problem entwickelt - unter den Aspekten Kosten und IT-Sicherheit.

Funktionen einer Orchestration-Lösung

Eine Orchestration-Lösung für eine IT-Umgebung, die Multi-Cloud-Komponenten und eine herkömmliche IT-Infrastruktur umfasst, sollte dem Nutzer daher eine breite Palette von Management-Services anbieten. Idealerweise hat eine solche Lösung eine modulare Struktur, sodass IT-Fachleute nach Bedarf die benötigten Funktionsblöcke wählen können. Eine weitere Anforderung ist, dass eine solche Plattform den gesamten „Stack“ abdeckt, von den IT-Services bis zu den eingesetzten IT- und Cloud-Technologien. Nur dann ist es möglich, die Ressourcen auf geänderte Geschäftsanforderungen abzustimmen und gleichzeitig IT-Security- und Compliance-Vorgaben einzuhalten.

Eine Orchestration-Plattform für das Multi-Cloud-Management, etwa Fujitsu Cloud Services Management, stellt Nutzern daher mehrere Komponenten zur Verfügung. Zu den wichtigsten zählt das eigentliche Cloud-Management. Es ist für das Bereitstellen, Konfigurieren und Anpassen von Cloud-Diensten zuständig. Wichtig ist, dass eine Lösung das Auf- und Umsetzen von Regelwerken (Policies) unterstützt. Eine Policy-Automation-Funktion erleichtert diese Aufgabe und entlastet die IT-Fachkräfte. Eng mit dem Cloud-Management verknüpft ist das Cloud-Monitoring. Es ermittelt zum einen, ob die gebuchten Cloud-Ressourcen in der erforderlichen Dienstgüte zur Verfügung stehen. Zum anderen lassen sich damit zentrale Cloud-Dienste überwachen, etwa Server-, Storage- und Netzwerk-Dienste.

Kostenkontrolle inklusive

Um die Kosten unter Kontrolle zu halten, ist zudem ein Cloud Financial Management erforderlich. Es sollte alle finanziellen Aufwendungen erfassen, die mit der Nutzung von Cloud-Diensten verbunden sind und die Abrechnung vereinfachen. Das ist notwendig, weil je nach Dienst und Cloud-Service-Provider unterschiedliche Bezahlmodalitäten anfallen können. Nutzer können beispielsweise einen Cloud Volume Service von NetApp bei AWS, Google und Microsoft buchen. Im Fall von Google und AWS stellt NetApp die Rechnung. Bei Azure NetApp Files handelt es sich dagegen um eine „First-Party“-Implementierung des Cloud-Dienstes, der komplett über Microsofts Azure-Plattform bereitgestellt wird. Das heißt, der Nutzer erhält die Rechnung von Microsoft. Unternehmen, die Fujitsus Cloud Services Management einsetzen, müssen sich jedoch nicht mit jedem dieser Anbieter beschäftigen. Das übernimmt Fujitsu. Somit haben Nutzer in solchen Fällen nur einen Ansprechpartner.

Hilfreich sind außerdem Funktionen, die einen Kostenvergleich der Dienste der diversen Service-Provider ermöglichen. Gleiches gilt für Analysen, in welchem Umfang einzelne Cloud-Ressourcen genutzt werden. Sie zeigen, wo ein „Over-Provisioning“ besteht, also welche Cloud-Dienste überdimensioniert sind. Solche Services lassen sich dann an den tatsächlichen Bedarf anpassen, Stichwort Kostenoptimierung.

Führende Lösungen für das Multi-Cloud-Management wie Fujitsu Cloud Services Management stellen außerdem umfassende Reporting-Funktionen bereit. Von Vorteil ist, wenn die wichtigen Kenndaten auf einem zentralen Dashboard zusammengefasst werden. Dazu zählen Informationen über die Verfügbarkeit von Cloud- und IT-Diensten und die genutzten Kapazitäten. Vor dem Hintergrund von Datenschutzregelungen wie der EU-Datenschutz-Grundverordnung ist zudem ein Dashboard hilfreich, das Informationen zum Thema Compliance zur Verfügung stellt.

Vorteile für Anwender

Für Nutzer von Multi-Cloud- und Hybrid-IT-Umgebungen zahlt sich der Einsatz einer Orchestrierungsplattform nachweislich aus. Auch dies ist ein Resultat der Studie von Fujitsu, bei der Unternehmen in Europa, den USA und Australien befragt wurden. Mehr als 60 Prozent der Firmen führten eine höhere Transparenz und verbesserte Kontrollmöglichkeiten ihrer Infrastruktur als Vorteile an. Rund die Hälfte der Unternehmen verzeichnete zudem niedrigere Kosten.

Insbesondere Firmen, die über eine hybride IT-Umgebung verfügen, profitieren von Orchestrierungslösungen: An die 38 Prozent gaben an, dass sie mithilfe einer solchen Plattform herkömmliche IT-Umgebungen mit (Multi-)Cloud-Ressourcen kombinieren konnten. Ein Multi-Cloud-Management sollte sich jedoch nicht alleine darauf beschränken, Werkzeuge für die Verwaltung einer Hybrid-IT- oder Multi-Cloud-Umgebung bereitzustellen. Mindestens ebenso wichtig ist, dass der Anbieter einer solchen Lösung den Nutzer dabei unterstützt, die passenden Cloud-Services zu finden und zu implementieren. Dies ist angesichts der wachsenden Zahl von Cloud-Angeboten unverzichtbar. Cloud-Spezialisten wie Fujitsu übernehmen somit die Rolle von Ratgebern, die Unternehmen gewissermaßen IT- und Cloud-Lösungen als Managed Service zur Verfügung stellen. Dies schließt Beratungsleistungen mit ein, zudem das Hosting von Cloud-Diensten in Rechenzentren, die Integration von IT-Prozessen und Daten sowie das Workload-Management.

Ein Cloud-Services-Management ist somit viel mehr, als nur ein Management-Tool. Es schlägt eine Brücke zwischen den IT-Welten, die ein Großteil der Unternehmen heute nutzt: Cloud-Services und „Legacy-Systeme“ im Rechenzentrum.

Die Autoren: Uwe Scheuber ist Director Business Development Cloud & Hybrid IT bei Fujitsu Central Europe; Heiko Böhm ist Senior Manager Cloud Data Services Infrastructure EMEA bei NetApp.

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