Strategische Marktbeobachtung Warum der Cloud-Wettbewerb gut für Unternehmen ist
Die Cloud gewinnt in Organisationen weiterhin an Fahrt. Cloud Provider und Anbieter von Business-Softwarelösungen arbeiten häufiger als in der Vergangenheit zusammen, um gemeinsame Lösungen auf den Markt zu bringen. Die neueste Partnerschaft: Google und Salesforce bieten das Salesforce Flaggschiff-Produkt über die Google Cloud an.
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Diese Partnerschaft ist wahrscheinlich die erste einer ganzen Reihe solcher Kooperationen vor dem Hintergrund sich wandelnder Enterprise-IT und des härter werdenden Cloud-Wettbewerbs. Es ist außerdem ein frühes Anzeichen, was Unternehmen künftig erwartet und wie sie durch die turbulenten Zeiten steuern können.
Die Rolle von Vertriebskanälen
Unternehmen verstehen die Marktdynamik rund um Originalwaren und -Services sowie um Vertriebskanäle. Wenn es jedoch nur eine limitierte Anzahl an Vertriebskanälen gibt, dann dominieren diejenigen mit einem direkten Marktzugang. Gibt es allerdings eine Vielzahl von Kanälen, dann überwiegen die Anbieter von Produkten und Services.
Diese Dynamik spielt sich täglich im Einzelhandel ab: Amazon und Walmart (in den USA) dominieren den Zugang zu Kunden und haben auf dieser Basis starke Unternehmen aufgebaut, die sie durch eigene Marken unterstützen. Das gleiche gilt für die Medien- und Entertainmentbranche, in der fast jeder Streaming-Dienst mittlerweile sein eigenes Produktionsstudio aufgebaut oder gekauft hat. Damit verfügen sie sowohl über die Inhalte als auch über den Vertrieb. Die Frage ist, ob sich dieser Trend bei Cloud-Providern wiederholt.
Die Cloud als Vetriebskanal
Die Public Cloud wird primär als Ressourcensammlung gesehen. Wenn die Ressourcen wirklich der wichtigste Teil sind, dann besitzen die Cloud-Provider die Produkte ebenso wie die Services. Dies ist besonders dann der Fall, wenn es sich um Software-as-a-Service Anbieter handelt. Ist der Einkäufer beispielsweise Netflix oder Salesforce, dann sind Cloud-Provider der primäre Lieferant. Der Wettbewerb um die Cloud ist allerdings nicht an die SaaS-Angebote gebunden.
Für Unternehmen, die die Vorteile der Cloud nutzen wollen – und dies vor allem für besonders gängige Anwendungen – gleicht sie eher einem Vertriebskanal. Das gewünschte Produkt oder der Service ist dann die Applikation. Die Cloud ist nur der bevorzugte Weg, über den diese zur Verfügung gestellt wird. Sie ist somit ein besserer Vertriebskanal als es der Kauf und das Hosting der Software on-premise wäre. Damit ist auch das Cloud-Wachstum gewährleistet. Aber dies führt nur zum nächsten Schritt in der Evolution des Marktes.
Preisgestaltung in der Cloud
Sollte die Cloud der primäre Vertriebskanal für Anwendungen werden und es eine Vielzahl von Kanälen geben, gerät die Cloud selbst unter Preisdruck. Anbieter wie Amazon Web Services, Microsoft, Google und Oracle bieten ihre Dienstleistungen zu immer aggressiveren Preispunkten an. Da sich das Kräfteverhältnis von der Distribution hin zu Anwendungen wandelt, ist es unwahrscheinlich, dass eine bestimmte Cloud sich durchsetzt und eine einzige Ressource für alle unternehmenskritischen Anwendungen bietet.
Momentan übersteigt die Nachfrage an Cloud-Ressourcen aber die verfügbare Kapazität. Die Cloud-Anbieter erhöhen ihre Workload-Kapazitäten kontinuierlich. Sie müssen ihre Services allerdings recht teuer verkaufen, ansonsten könnten sie mit einer höheren Ressourcennachfrage enden, als sie überhaupt erfüllen können. Je mehr Cloud-Anbieter in den Markt eintreten und bestehende Provider ihre Kapazitäten ausbauen, desto mehr reduziert sich der Preis für die Services. Sobald die Workload-Kapazität ein Alltagsgut ist, müssen Cloud-Unternehmen neue Angebote entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Anwendungen als Unterscheidungsmerkmal
Wenn der Vertriebskanal ein Alltagsgut wird, müssen Vertriebsgesellschaften Partnerschaften mit den Originalanbietern schließen, um eine Marktpräferenz für ihren Kanal zu entwickeln. Filmvertriebe und Studios sind daher beispielsweise beste Freunde. Plattenfirmen und Streaming-Dienste sind enger zusammengewachsen. Es sieht so aus, als wiederholt sich dieses Modell bei Clouds und Anwendungen.
Die Partnerschaft von Google und Salesforce ist momentan besonders bemerkenswert, weil es noch eine von wenigen ist. Es ist aber nur der Beginn, da der Cloud-Wettbewerb kontinuierlich härter wird. Cloud-Provider kooperieren künftig immer häufiger mit Software-Unternehmen, um sich und ihren Kunden einen Vorteil zu verschaffen.
Wenn die Cloud-Provider so eine heterogene Anwendungslandschaft schaffen, stehen Organisationen vor Grundsatzentscheidungen: Konsolidieren sie ihre Ressourcen in einer einzigen Cloud? Oder diktieren die Applikationen die Cloud-Strategie und Unternehmen wählen die Clouds aus, die am wichtigsten für die Business-Anwendungen sind?
Von Clouds zu Multi-Cloud
Es ist absehbar, dass in vielen Unternehmen die Strategie von einer einzigen Cloud hin zu Multi-Clouds führen wird. Das Kräfteverhältnis wandelt sich von der Distribution hin zu Anwendungen. Daher ist ein künftig unwahrscheinlich, dass eine Cloud alle Anforderungen von unternehmenskritischen Applikationen erfüllt – zumindest nicht kurzfristig. Gängige Anwendungen von Microsoft und Oracle werden wahrscheinlich nur in ihrer jeweils eigenen Cloud verfügbar sein, da beide Anbieter so einen Wettbewerbsvorteil haben. Wie die Kooperation von Salesforce und Google zeigt, gehen andere Firmen Partnerschaften ein, die ihren Marktzugang stärken.
Mit der Zeit führt dies allerdings zu Marktverwerfungen, von denen niemand profitiert. Anwender müssen mit einer immer höheren Komplexität zurechtkommen, während die Anbieter nur über eine begrenzte Reichweite verfügen. Daher wird das Pendel sicherlich nach einer Zeit in die andere Richtung schwingen, wenn der Markt eine gewisse Stabilität erreicht. An diesem Punkt angekommen, ändert sich auch die Strategie von Organisationen. Sie gehen dann in Richtung des Lieferantenmanagements und damit auch stärker in Richtung einer Multi-Cloud-Zukunft.
* Michael Bushong, Senior Director of Strategic Marketing, Juniper Networks
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