Strategische Projekte – SAP Fiori im Aufwind SAP Fiori und Fiori-like Apps nutzbringend einsetzen

Autor / Redakteur: Denny Schreber * / Florian Karlstetter

Aufgrund von geschäfts- und technikgetriebenen Veränderungen müssen immer mehr Unternehmen ihre SAP-Systemlandschaften optimieren. Die wichtigsten Anlässe sind sowohl Restrukturierungen als auch die Harmonisierung der Geschäftsprozesse. Innovationen wie SAP HANA, SAP Cloud und SAP Fiori spielen dabei noch eine untergeordnete Rolle, gewinnen aber an Bedeutung.

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Einige Fiori Apps lassen sich in der SAP Fiori Demo Cloud ausprobieren.
Einige Fiori Apps lassen sich in der SAP Fiori Demo Cloud ausprobieren.
(Bild: SAP / cbs Corporate Business Solutions)

Zu dieser Feststellung kommt die Multi-Client-Studie „SAP System Landscape Optimization (SLO) – Herausforderungen, Vorteile und Strategien in Zeiten von SAP HANA und Cloud Computing“ des Marktforschungsinstituts Pierre Audoin Consultants (PAC) in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung cbs Corporate Business Solutions.

Auf Seiten des Business nennt 76 Prozent der Befragten die Harmonisierung der SAP-gestützten Prozesse in den Funktionsbereichen als wichtigen Business-Treiber. Hingegen kommt der Nutzung von SAP Apps über die neue Bedienoberfläche SAP Fiori eine untergeordnete Rolle (29 Prozent) zu.

Dies wird sich nach Ansicht der Befragten künftig ändern. Eine bessere Abdeckung der spezifischen Bedürfnisse von unterschiedlichen Anwenderrollen, eine erhöhte Nutzerfreundlichkeit sowie komplexitätsreduzierte Lösungen für einfachere Nutzungsaufgaben und -szenarien stehen nicht erst seit gestern auf dem Wunschzettel der SAP Community. Die Tatsache, dass 57 Prozent der SAP-Verantwortlichen davon ausgehen, dass SAP Fiori als Business-Treiber in den kommenden drei bis fünf Jahren an Bedeutung gewinnen wird, dokumentiert die Aktualität dieses Wunsches. Sie zeigt auch, dass die SAP-Verantwortlichen an den Mehrwert intuitiv bedienbarer SAP-Anwendungen glauben. Wie ist die Sachlage in den Unternehmen?

Komplexität trifft neue Ansprüche

Bei Unternehmen mit einer SAP-zentrischen Systemlandschaft stellen die klassischen SAP-Nutzerschnittstellen wie SAP GUI sowie webbasierte Alternativen wie Web Dynpro den Standardweg zur Interaktion mit den Anwendungen dar. Diese Schnittstellen zeichnen sich durch eine hohe Abdeckung betriebswirtschaftlicher Funktionen und eine Detailfülle aus, die den geübten Anwender gut in seinen täglichen Abläufen unterstützen.

Die Kehrseite dieser Funktionsvielfalt ist ein hoher Komplexitätsgrad. Bis die Anwender eine SAP-Lösung richtig beherrschen, bedarf es daher oft einer langen Einarbeitungszeit. Gerade für Gelegenheitsanwender ist es deutlich schwieriger, da sie sich immer wieder neu in die Anwendungen hineinfinden müssen. Die Folgen: Es entstehen Zeitverluste. Aufgaben werden häufig delegiert. Unzufriedenheit bei den Usern macht sich breit. Die eingesetzte Lösung wird unter Umständen nicht akzeptiert.

Die bestehende Komplexität rührt daher, dass die SAP Standardsoftware entwickelt, die Unternehmen möglichst umfassend im Tagesablauf zur Seite stehen und mithilfe von Best Practices eine Vielzahl von Anwendungsfällen abdecken soll. Dieser mächtige Standard wird jedoch immer häufiger hinterfragt. Alternative Lösungen, wie z.B. Salesforce.com im CRM-Umfeld, bieten für spezifische Anwendungsfelder einen geringeren Funktionsumfang, sind dafür aber auch weniger komplex und stellen eine echte Alternative dar. Zudem ist die Verschlankung der Prozesse eine logische Konsequenz, die häufig parallel zur Implementierung der Lösung durchgeführt wird.

Mit der zunehmenden Nutzung Internet-basierter Dienste im privaten Umfeld und dem Einzug mobiler Technologien in die Privathaushalte wird eine neue Anspruchshaltung der Arbeitnehmer an die Unternehmenslösungen herangetragen. Vor allem auf jüngere Generationen, die mit Mobile- und Web-Technologien aufgewachsen sind und diese beherrschen, wirken die klassischen Lösungen teilweise abschreckend. Dies führt bei den Anwendern zu unnötigen Barrieren, sich intensiv mit der Lösung zu beschäftigen.

SAP Fiori bietet neue User Experience

Die SAP hat die aufgezeigte Problemstellung und die Trends bereits erkannt. Nutzerschnittstellen werden vereinfacht, der Zugang zur SAP-Software von verschiedenen Gerätetypen erleichtert. Mit neuen Nutzerschnittstellentechnologien wie Screen Personas und SAP Fiori und der Erweiterung bestehender Technologien wie den NetWeaver Business Client bietet die SAP neue Wege zur Interaktion mit ihren Lösungen. Nachfolgend soll besonders zu den SAP Fiori-basierten Lösungen, auch als Mobile Web Apps bezeichnet, Stellungen genommen werden.

SAP Fiori zeichnet sich im Wesentlichen durch folgende Konzepte aus:

  • Neue User Experience
  • Vereinfachung (Simplification)
  • Nutzung des Web als Plattform

SAP Fiori besticht durch ein modernes Design und einen vereinfachten, Geräte-unabhängigen Zugang. Egal ob Smartphone, Tablet oder Desktop-PC - das auf HTML5 basierende „Responsive Design“ stellt sicher, dass immer die für das Gerät optimale Darstellung angewendet wird. Darüber hinaus erlauben die mobilen Browser bzw. deren HTML5-Fähigkeit den Zugriff auf Hardware wie z.B. Kamera oder GPS. Dies war vorher nur nativen Apps vorbehalten.

Vereinfachung (Simplification), sprich die Reduktion auf das Wesentliche, zeichnet die Fiori Apps aus. Im Gegensatz zum bisherigen Entwicklungsansatz, bei dem alle Funktionalitäten in z.B. einer Transaktion gebündelt sind, werden nur die für den Anwendungsfall notwendigen Informationen dargestellt. Dafür setzt die SAP auf ein Rollen-basiertes Konzept, d.h. das unterschiedlichen Nutzergruppen eigene Apps zugeordnet werden.

Der dritte Punkt betrifft die technologische Infrastruktur. Bisher setzte SAP meist auf eigene Frameworks. Mit Fiori und den darunterliegenden Technologien SAPUI5 und SAP Gateway ändert SAP den Kurs: offene, bewährte Web-Standards. SAPUI5 als Client-seitige Bibliothek für Web Apps setzt dabei auf gängigen Frameworks wie jQuery auf. Beim Gateway kommen Restful Services zur Integration der Nutzerschnittstellen zum SAP-System zum Einsatz.

Hohe Akzeptanz, spezifische Anpassungen

Die bisherigen Erkenntnisse aus Fiori-Einführungsprojekten lassen erkennen, dass vor allem die Nutzerakzeptanz insbesondere bei Fachanwendern in hohem Maße erreicht wird. Die neuen Lösungen punkten durch ansprechendes Design und eine durchdachte Benutzerführung. Der Endgeräte-übergreifende Zugriff ermöglicht eine ganz neue Art, mit SAP-Lösungen zu interagieren. Aufgrund der webbasierten Technologie lassen sich die Projekte schnell in die gegebene Infrastruktur integrieren. Auch für die Integration mobiler Endgeräte bietet SAP seit einiger Zeit neue Lösungen. Dabei dürfen die anfallenden Entwicklungsaufwände nicht außer Acht gelassen werden. Denn die simplifizierten Apps müssen ggf. an unternehmensspezifische Prozesse angepasst werden.

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