Forrester-Analyse und -Empfehlungen nach dem Release von Newton OpenStack wird das Maß der Cloud-Dinge

Autor / Redakteur: Ludger Schmitz / Ulrike Ostler |

Die Analysten von Forrester haben sich die Situation von OpenStack nach dem Release von Newton genauer angeschaut und präsentieren Empfehlungen für Anwender.

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(Bild: OpenStack)

Der OpenStack Summit im November 2016 in Barcelona war in zweifacher Hinsicht ein bedeutsames Ereignis, so die Analysten von Forrester: Das bei dieser Gelegenheit präsentierte 14. Release, Newton, markiert eine Ausweitung des Open-Cloud-Projekts in Richtung Telekommunikation. Und zweitens zeigt sich, dass OpenStack zur Grundlage von Public Clouds wird. Entsprechend hat der Forrester-Report den Titel „OpenStack's Global Traction Expands For Its Newton Release“.

Public-Cloud-Anbieter setzen auf OpenStack

Weltweit sind es jetzt 21 Public-Cloud-Anbieter, die nach eigenen Angaben technisch auf OpenStack aufsetzen. Dazu zählen Unternehmen wie China Mobile, Huawei, NT Communications, OVH, T-Systems und UK Cloud. Einige dieser Firmen sind gleich als Gold Members Förderer der Foundation geworden.

Dabei fällt auf, dass es erstens häufig um Telekommunikationsanbieter und zweitens um europäische und asiatische Unternehmen handelt. In diesen Regionen hat OpenStack den meisten Schwung bekommen, so Forrester, während die Verhältnisse am US-amerikanischen Cloud-Markt etabliert sind. Ina weist das weltweit stärkste OpenStack-Wachstum auf, was auch damit zu tun hat, dass nach dortigen Gesetzen Daten im Land bleiben müssen.

Die Telcos engagieren sich

Lange Zeit waren OpenStack gegenüber die Telcos sehr zurückhaltend. Sie wollen allerdings nicht nur die Infrastruktur stellen und andere das Geschäft mit den Services machen lassen, weshalb sie sich selbst zu Cloud-Anbietern wandeln. Dabei kommt ihnen OpenStack entgegen, obschon dessen Teilprojekt Neutron wenig ihren Netzwerk-Designs und -Topologien entsprach.

Etliche Telcos haben darauf regiert, indem sie sich gerade in dieser Richtung engagieren. So konnte die Foundation in Barcelona das Tool Doctor vorstellen, dass Kommunikationsverbindungen auch dann noch aufrecht erhält, wenn die genutzte Leitung gekappt wird. Jetzt erwartet Forrester gerade beim Networking-Projekt Neutron besonders rapide Entwicklungen.

Container und der goldene Mittelweg

Neben den Fortschritten in Sachen Netzwerke, insbesondere der Vereinfachung ihrer Einrichtung, sieht Forrester insbesondere gute Entwicklungen bei der Unterstützung von Containern. Im Zentrum steht dabei nicht eine spezifische Container-Technologie. Vielmehr versucht die OpenStack Foundation einer perspektivisch vielleicht fehlerhaften Festlegung zu entgehen.

Das hat seit 2014 vier Container-Projekte auf den Weg gebracht. Kolla verpackt OpenStack in Container. Kuryr integriert Neutron-Netzwerke in Container. Magnum ist das Container-Projekt in OpenStack. Und schließlich schafft Murano für verschiedene Container-Templates einen so genannten „application catalog“.

"Altlasten" auf dem Weg in die Cloud

Bisher war die Nutzung von OpenStack im Wesentlichen beschränkt auf Cloud-Projekte mit neuen Anwendungen und weniger als eine Plattform für bestehende Workloads. „Das ändert sich jetzt“, stellt Forrester fest. Kommunikationsanbieter, Softwarehäuser wie SAP und Finanzdienstleister migrieren ihre Anwendungen auf OpenStack-Umgebungen. Forrester erwartet, „dass sich dieser Trend fortsetzt und beschleunigt“.

Nach Beobachtung von Forrester verschiebt sich das Interesse der IT-Entscheider weg von der Auswahl der Hypervisor und der Frage des OpenStack-Support. Vielmehr gerate wieder das Betriebssystem in den Vordergrund. Wenn umfassender Support auf Enterprise-Niveau gefragt ist, stehen Red Hat Enterprise Linux (RHEL) und Suse Linux Enterprise Server (SLES) im Vordergrund. Forrester hebt dabei SLES hervor, weil Fujitsu, Huawei und Mirantis es zu ihrem bevorzugten System erklärt haben und es außerdem RHEL unterstützt. Als kostengünstige Alternative hebt Forrester Ubuntu von Canonical hervor.

Zertifizierung gegen Zersplitterung

Eine Gefahr scheint auch Forrester in der Existenz verschiedener OpenStack-Distributionen zu sehen. Die Analysten verweisen darauf, dass die Foundation selbst an besserer Interoperabilität der Distributionen arbeitet. So gibt es die Zertifizierung „OpenStack Powered“. Das Label dürfen nach Bestehen eines Testprogramms inzwischen 46 Produkte und Services führen. Darunter sind übrigens elf Public-Cloud-Anbieter. Forrester: „However, this is just the first step.“

Forrester appelliert an die Anwender, Druck auf die OpenStack-Anbieter auszuüben, um Interoperabilität zu verbessern. Sie brauchen Portabilität um unterschiedliche virtuelle Maschinen zu verlagern oder auf einer Plattform Anwendungen zu entwickeln und die Workloads anderswo zu betreiben. Derzeit, so Forrester, ist Migration möglich, mit Tools und manuellen Prozessen, „aber echte Portabilität von Workloads bleibt noch zu erhoffen“.

Die Mittelschicht fehlt

Ein interessantes Detail hat Forrester in der jüngsten Anwenderbefragung von OpenStack ausgemacht. Bei 55 Prozent der OpenStack-Anwender handelt es sich nämlich um Unternehmen mit mehr als 1000 Angestellten. Auf der anderen Seite sind weitere 26 Prozent Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern. Dazwischen, in der Gruppe mittelgroßer Unternehmen sind es also nur 19 Prozent.

Doch erstaunlicherweise scheint die OpenStack Foundation nicht auf diese Lücke zu zielen, um das eigene Motto „The world runs OpenStack“ der Realität näher zu bringen. Vielmehr hat sie im Frühjahr 2016 stolz erklärt, die Hälfte der Fortune-100-Firmen würde OpenStack nutzen und in drei Jahren sollten es 100 Prozent werden. Bei solch einem Top-down-Ansatz der Foundation darf sich jedes Großunternehmen, so die Forrester-Analysten leicht zynisch, besonderer Aufmerksamkeit der OpenStack-Community sicher sein.

* Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.

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