OpenStack Summit 2017 in Sydney OpenStack überall: Was muss sich ändern, was bleiben?

Autor Ulrike Ostler |

Ja, OpenStack lebt - und gedeiht. Am 6. November hat der 16. „OpenStack-Summit“ begonnen, der erste in Australien. Doch das ist nicht das einzige Novum, das die Foundation ganz seiner Konferenztradition folgend zu verkünden hat. Des Weiteren gibt es neue Zahlen zur OpenStack-Nutzung und die Ausrichtung der Konferenz zielt noch stärker auf die Anwender ab. Das zeigt sich in den Themen: Integration und Organisation drängen in den Vordergrund.

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Der 16. OpenStack-Summit fand Anfang November 2017 in Sydney statt. Die Veranstalter zählten rund 2.300 Besucher.
Der 16. OpenStack-Summit fand Anfang November 2017 in Sydney statt. Die Veranstalter zählten rund 2.300 Besucher.
(Bild: Ulrike Ostler/Vogel IT_Medien GmbH)

Hinter OpenStack steckt die größte Open-Source-Community, die es jemals gegeben hat und diese Power gilt es zu nutzen. So formuliert es in etwa Jonathan Bryce, Executive Director der OpenStack Foundation. Dass diese nach wie vor Innovationen hervorbringt, zeigt sich an neuen Projekten, Produkten und der Zahl der Contributer, die für die Foundation Projekte entwickeln.

Das offenbart nicht nur die jüngste Foundation-eigene Untersuchung, die die Anzahl der Mitglieder auf mehr als 82.000 aus 187 Ländern beziffert. Auch der aus der OpenStack-Nutzung generierte Umsatz steigt gemäß der jüngsten von der The 451 Group durchgeführten Untersuchung: Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von zirka 30 Prozent, soll dieser laut den Marktforschern im Jahr 2021 auf über 6 Milliarden Dollar klettern.

Regional gesehen wächst dabei der Anteil der Länder im asiatisch-pazifischen Raum stärker als im Rest der Welt. Das spiegelt sich auch in den Nominierungen für das beste OpenStack-Projekt wider, das auf jedem halbjährlich stattfindenden Summit ausgezeichnet wird: China Railway, China Union Pay, City Network und das Tencent „T-Stack“-Team. Gewonnen hat das T-Stack-Projekt, das hinter dem Aufbau einer Private Cloud für Tencent steckt, Anbieter der Produkte „WeChat“ und „QQ“ beispielsweise.

Die Herausforderungen für Tencent.
Die Herausforderungen für Tencent.
(Bild: Ulrike Ostler)

Doch Tencent baut sein Portfolio stetig aus; so wollen immer mehr Kunden eine Hybrid-Cloud betreiben. T-Stack ergänzt das bisherige Public-Cloud-Angebot, das allerdings auch unter anderem auf OpenStack-Techniken beruht. Welche Größenordnungen solche Projekte erreichen, zeigt sich in Nutzerzahlen. So verwenden täglich rund 50 Millionen Händler WeChat, um mit ihren Kunden und Partnern zu kommunizieren; rund 200.000 Aufträge werden darüber eingefädelt.

Das Vorgehen von Tencent entspricht einen allgemeinen Trend, den eine von Suse in Auftrag gegebene Studie untermauert: Die Nutzung verschiedener Cloud-Typen, beziehungsweise einer Hybrid Cloud, ist weder eine Chimäre noch eine Zukunftsvision noch ein Übergangsstadium, sondern Fakt. Laut Untersuchung werden für geschäftskritische Arbeitslasten vor allem private Clouds (43 Prozent) und hybride Clouds (42 Prozent) genutzt.

Das Marktforschungsunternehmen The 451 Group nahm sich im August dieses Jahres die weitere Entwicklung des OpenStack-Markts vor. Das Ergebnis: Er wird wachsen - im Private-Cloud-Segment stärker als bislang erwartet. (Angaben in Millionen Dollar).
Das Marktforschungsunternehmen The 451 Group nahm sich im August dieses Jahres die weitere Entwicklung des OpenStack-Markts vor. Das Ergebnis: Er wird wachsen - im Private-Cloud-Segment stärker als bislang erwartet. (Angaben in Millionen Dollar).
(Bild: The 451 Group August 2017)

In den kommenden zwei Jahren rechnen die Befragten mit weiterhin wachsender Cloud-Nutzung, und zwar vor allem bei hybriden (66 Prozent) und privaten Clouds (55 Prozent). 36 Prozent sehen aber ebenfalls auch einen Anstieg der öffentlichen Cloud.

Die Anwender verteilen ihre Lasten

Die Studie liefert auch gleich die Gründe mit. So würden 89 Prozent die Entwicklung am liebsten in der öffentlichen Cloud erledigen, ihre Produktion aber in die private Cloud verlagern - zu 63 Prozent aus Sicherheitsgründen, zu jeweils 52 Prozent wegen der Datenhoheit und der Leistung. Bei rund 30 Prozent spielen nach wie vor die Kosten eine Rolle.

Vor diesem Hintergrund wundert es auch nicht, dass Adobe Systems ein Private-Cloud-OpenStack-Projekt aufgesetzt hat, um Public-Cloud-Werbeangebote sowohl für traditionelles Fernsehen als auch für digitale Plattformen zu unterbreiten (siehe: Adobe Marketing Cloud). Das erschien Joe Sandoval, Operations Engineering Manager und Nicolas Brousse, Director Operations Engineering bei Adobe Systems auch nur beim Start als eine Merkwürdigkeit, „sind wir doch quasi Public Cloud natives”, so die beiden. Fragen, die es bei Projektbeginn 2012 zu beantworten galt, lauteten:

  • Kann diese Cloud genügend skalieren?
  • Kann sie mit den Preisen öffentlicher Clouds mithalten?
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Tatsächlich habe man bis 2015, als die erste Implementierung live ging, mit einer Kostenexplosion gerechnet. Doch, so erläutern die beiden, habe man nicht die „optimale Cloud“ bauen wollen, sondern ein geschäftliches Problem lösen wollen. Das Team aus weiteren vier Personen setzte letztlich eine Infrastruktur für sechs Rechenzentren mit 1.000.000 Rechenknoten bei 80 Gigabytes pro Sekunde auf, dank eines komplett automatisierten Workflow-Designs. Gespart habe man ebenfalls: 30 Prozent gegenüber der Public-Cloud-Infrastruktur, die zuvor zum Einsatz kam.

Das Ausstellungsplakat hat sich dem Veranstaltungsort angepasst.
Das Ausstellungsplakat hat sich dem Veranstaltungsort angepasst.
(Bild: Ulrike Ostler/Vogel IT-Medien GmbH)

Private Clouds kommen und bleiben

Nach Angaben der 451-Marktanalyse entspricht die Implementierung von privaten Clouds der generellen OpenStack-Entwicklung. Sie beziffern den Anteil der Hybrid-Cloud-Nutzer mit 61 Prozent ebenfalls hoch, wobei es bisher um Infrastructure as a Service (IaaS) gegangen sei, der von Hyperscalern in die Unternehmen sickerte.

Tatsächlich aber nehme der Anteil an Private Clouds, die durch die Unternehmen und Organisationen selbst aufgesetzt würde, in einem stärkeren und vor allem schnelleren Umfang zu als ursprünglich prognostiziert. Unter anderem, weil spezielle Branchen wie die Finanzindustrie, Telekommunikationsunternehmen wie Telefonica und die Deutsche Telekom, die öffentliche Verwaltung, die Forschung aber auch die Hyperscaler selbst wie Tencent oder auch OVH auf OpenStack setzten.

Nach der Suse-Studie wird OpenStack jetzt von 23 Prozent der Organisationen in der Produktion genutzt (gegenüber 15 Prozent im Jahr 2016). Bei weiteren 37 Prozent läuft der Testbetrieb und 22 Prozent wollen ihn im Laufe der kommenden zwölf Monate aufnehmen. Das bedeutet, dass 82 Prozent bereits OpenStack nutzen oder den Einsatz planen.

In einer Heavy-Reading-Umfrage geben 84 Prozent der Befragten an, OpenStack zu nutzen oder sich damit zu beschäftigen; im vergangenen Jahr waren es 74 Prozent. Der Anteil derer, die direkt am OpenStack-Projekt mitarbeiten, ist nach Studienangaben von 17 auf 21 Prozent gestiegen.

"Vergiss mal den Computer, spricht lieber mit den anderen, tausche dich aus!" sagt einer der Teilnehmer des OpenStack-Summit. Das ist wohl der Grund, warum mehr als die Hälfte der Besucher um die halbe Welt fliegen, um bei der Veranstaltung dabei zu sein.
"Vergiss mal den Computer, spricht lieber mit den anderen, tausche dich aus!" sagt einer der Teilnehmer des OpenStack-Summit. Das ist wohl der Grund, warum mehr als die Hälfte der Besucher um die halbe Welt fliegen, um bei der Veranstaltung dabei zu sein.
(Bild: Ulrike Ostler/Vogel IT-Medien)

Networking mithilfe von OpenStack

Die Adaption unter den Telekommunikationsanbietern spiegelt sich in der Art der OpenStack-Projekte wider: Lag der Community-Fokus zunächst auf Compute und Storage, nimmt inzwischen die Arbeit mit und für die Netzwerkfunktionen einen Riesenanteil ein. Gemäß der Untersuchung von Heavy Reading unter Telekommunikationsanbietern bewerten 96 Prozent derer, die ihre NFV- und Cloud-Strategien bereits umzusetzen, OpenStack als entscheidend oder wichtig.

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