OpenStack Summit 2018 in Vancouver, Teil 1 OpenStack: Kritik? War da was?
Wer auf deutliche Verbesserungen an kritisierten Punkten gesetzt hatte, könnte enttäuscht sein. Das Open-Source-Projekt OpenStack hat anders reagiert und macht davon wenig Aufheben. Es bleiben allerdings offene Fragen, auf die die Organisation noch keine Antwort gefunden hat.
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Rundum positiv ist der Eindruck nicht, den das OpenStack-Projekt auf seinem Summit 2018 in Vancouver zu vermitteln vermochte. Die Teilnehmerzahlen an den Kongressen sinken. Kein Wort mehr von Zusagen der letzten zwölf Monate oder groß herausgestrichenen Neuerungen. Schwere organisatorische Aufgaben bleiben dem Projekt erhalten.
Teilnehmerzahlen zeigen Verlagerung der Anwenderinteressen an
Die Frühjahrs-Kongresse galten einmal als wichtiger und waren besser besucht, als die Herbst-Events in Europa oder Fernost/Australien. Dem ist nicht mehr. 5600 Besucher kamen zum Herbst-Summit 2016 in Barcelona, 5000 ein halbes Jahr später in Boston. Nach Sydney reisten im Herbst 2017 fast so viele wie jetzt zum Frühjahrs-Event im kanadischen Vancouver kamen: 2600.
Über diese Zahlen zeigte sich SUSE-Manager Alan Clark, Aufsichtsratsvorsitzender der OpenStack Foundation „nicht enttäuscht“. Er verwies darauf, dass die Organisation das Entwicklertreffen vom Summit abgetrennt habe. Es fand zwei Wochen vor dem Vancouver-Event in Dublin statt. Würde man aber dessen 800 Teilnehmer zu den Besucherzahlen von Vancouver addieren, ergäbe das immer noch keine Erfolgsmeldung. Anscheinend ist OpenStack in Nordamerika nicht mehr so angesagt wie in Europa und Fernost, wo es als die Alternative zu US-amerikanischen Public Clouds gilt.
Kritik findet kaum Widerhall
Auf dem Summit in Sydney hatte es vor einem halben Jahr auf der Bühne Kritik und Forderungen gegeben. Insbesondere Sorabi Saxena, President Business Operations bei AT&T Business Solutions, hatte in seiner Keynote vier Verbesserungen verlangt: Security by Design, Vereinfachung des Betriebs, störungsfreie Upgrades sowie Best Practices und Metriken für den Reifegrad von Projekten. Jonathan Bryce, President der OpenStack Foundation, und Mark Collier, COO der Organisation, hatten damals sofort reagiert und Besserung versprochen.
In ihren Reden zur Eröffnung des Summits in Vancouver war davon nun überhaupt nicht die Rede. Pressevertreter ziehen daraus üblicherweise den Gegenschluss, dass sich nichts getan hat. Prompt war es anderen OpenStack-Repräsentanten wichtig darauf hinzuweisen, dass man in den Teilprojekten doch auf diese Kritik eingegangen war und Verbesserungen vorgenommen hat.
Es wirft allerdings kein gutes Licht auf eine Open-Source-Organisation, zentrale „Pain Points“ der Anwender so nebenbei zu behandeln. Das macht das Marketing der OpenStack-Distributionen besser (siehe Bilderstrecke), aber damit tun sich Open-Source-Projekte grundsätzlich schwer.
Verbesserungen in den Details
So musste Aufsichtsrat Alan Clark von SUSE im Interview mit DataCenter-Insider (demnächst ausführlich hier) dem Vorstand nacharbeiten. Er verwies darauf, dass bereits bei der aktuellen OpenStack-Version „Queens“ Wert auf bessere Manageablity und unproblematische Updates gelegt worden sei. Letzteres auch eine Folge davon, dass das OpenLab, so Teammitglied Melvin Hillsman von Huawei, ein halbes Jahr nach seiner Ankündigung in Sydney mit seinen Testprozeduren arbeitsfähig ist.
In Sydney war es angekündigt, Anfang Februar hatte es Jonathan Bryce in einem Gespräch mit DataCenter-Insider bekräftigt: Interessierte Anwender sollen den Reifegrad von OpenStack-Projekten und die für sie besten Teillösungen besser erkennen können. In Vancouver war die Lösung kaum mehr als einen Nebensatz wert. Sie besteht darin, dass die OpenStack-Website komplett überarbeitet wurde. Hier finden sich unter anderem Beispielkonfigurationen für bestimmte Anwendungszwecke samt einer Beurteilung des Reifegrads der empfohlenen Teilprodukte, ein Projekt-Navigator oder beispielsweise die Roadmap.
Orientierung im OpenStack-Dschungel
Das könnte die Orientierung durchaus erleichtern. Denn OpenStack verfolgt erklärtermaßen die Politik, möglichst viel Auswahl anzubieten. „Das ist der beste Weg, Probleme zu lösen“, erklärt CIO Collier, „denn eine Lösung ist nicht genug.“ Eine – inzwischen schon wieder überholte – Grafik weist allein für den OpenStack-Kern 31 Teilprodukte aus. Hinzu kommen 29 Anwendungen für Clients/Programmierung, zugehörige Enabler, Lifecycle-Management und Operations.
Die Grafik weist übrigens noch Produkte mit „Core Functionality“ auf. Diese gehörte früher zum OpenStack-Kern „DefCore“ – im Unterschied zum „Big Tent“, was quasi mehr die äußeren Schalen der Zwiebel kennzeichnen sollte. Inzwischen ist von dieser Differenzierung nur noch sehr ungern die Rede. In Sydney hatte die Leitung erstmals öffentlich von der Notwendigkeit gesprochen, eine andere Organisationsform zu finden. Eine Lösung ist noch nicht gefunden.
Security bleibt ein Thema
Das Thema Security schlägt sich bei OpenStack unverändert nicht in einer eigenen Lösung nieder, sondern ist Sache jedes einzelnen Projekts – mit OpenLab im Hintergrund. So verfügt das aktuelle Release Queens über rollenbasierte Zugangskontrolle. Johan Christenson von City Network berichtete zwar, das Unternehmen habe sich mit OpenStack als breite Basis für seine Cloud-Angebote einfach an übliche Best Practices gehalten und keine Sicherheitsprobleme erlebt. Joseph Sandoval von Adobe, deren Advertising Cloud zu 90 Prozent mit OpenStack arbeitet (außen vor ist zum Beispiel ERP), meint, Sicherheit sei eher eine Frage der gesamten IT-Umgebung. Doch die Atmail-Vertreter Jason Brown und Jay Sil erklären: „Wir müssen in OpenStack mehr für Sicherheit tun, vor allem bei Containern und Serverless Computing.“
Während sich derart einstige Ankündigungen im Hintergrund verloren, wurde anderes in den Vordergrund geschoben. Das waren zwei Produkte mit irritierenden Implikationen und ein neuer, offenbar rasant wachsender Arbeitsbereich des OpenStack-Projekts. Dazu mehr morgen im zweiten Teil dieses Berichts.
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Der OpenStack Summit Vancouver 2018, Teil 2
Über bisheriges offenes Cloud-Computing hinaus
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