Datensicherung im Cloud-Zeitalter Hybride Cloud-Applikationen erfordern neue Backup-Strategien

Autor / Redakteur: Oliver Lotz * / Florian Karlstetter |

Mit dem Einsatz von Cloud-Applikationen und -Services steigen auch die Anforderungen an Backup und Recovery. Klassische Ansätze haben ausgedient und sollten durch differenzierte Verfahren abgelöst werden.

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Mit dem Einsatz von Cloud-Applikationen und -Services steigen auch die Anforderungen an Backup und Recovery - ein Leitfaden.
Mit dem Einsatz von Cloud-Applikationen und -Services steigen auch die Anforderungen an Backup und Recovery - ein Leitfaden.
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Bei ihrer Backup- und Recovery-Strategie müssen sich Unternehmen auf neue Herausforderungen einstellen. Während früher alle Daten zentral im eigenen Rechenzentrum vorhanden waren, können sie sich heute zudem an verschiedenen Stellen außerhalb des eigenen Netzwerks befinden. Mit zunehmender Nutzung von Applikationen aus der Cloud, wie beispielsweise Microsoft Office 365, und der verbreiteten Verlagerung von Diensten und Applikationen in Cloud-Umgebungen ist es zu einem beträchtlichen Datenwachstum außerhalb der eigenen Rechenzentrums-Hemisphäre gekommen.

Klassische Datensicherungsstrategien reichen nicht mehr aus

Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass das Datenwachstum – vor allem befeuert durch das Internet of Things – weiter dramatisch ansteigen wird. Eine klassische Datensicherungsstrategie wird hier nicht mehr greifen. Zunächst einmal bedarf eine neue umfassende Lösung, die komplexe Anforderungen erfüllt und allen Service Level Agreements (SLAs) gerecht wird, einer detaillierten Analyse der vorhandenen IT-Infrastruktur. Zu klären ist, welche Daten wie geschützt werden müssen. Zu berücksichtigen sind vier Bereiche:

  • strukturierte und unstrukturierte Daten, die im eigenen Rechenzentrum produziert sowie gespeichert werden und primär aus langjährig genutzten ERP-, Mail- und Datenbanksystemen stammen;
  • vor Ort vorhandene Daten, die in virtualisierten, konvergenten und hyperkonvergenten Umgebungen erzeugt und verwaltet werden;
  • Daten, die von „Born-in-the-Cloud-Apps“, wie beispielsweise salesforce.com oder Microsoft Office 365, produziert oder genutzt werden;
  • Daten, die in Hybrid-Cloud-Umgebungen gehalten oder produziert werden.

Eine innovative Strategie kann nur dann greifen, wenn SLAs für einzelne Dienste und Anwendungen definiert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Parameter: das Recovery Time Objective (RTO, die Wiederanlaufzeit) und das Recovery Point Objective (RPO, wie viel Datenverlust in Kauf genommen wird). Mit herkömmlichen Backup-Tools alleine lässt sich die erforderliche SLA-Konformität nicht gewährleisten. Benötigt werden weitere Verfahren wie Hochverfügbarkeit, Replikation und Snapshots und zwar nicht nur für die Unternehmensdaten im eigenen Rechenzentrum, sondern auch für jene in Cloud-Umgebungen.

Ort der Datensicherung

Zusätzlich zur Frage, wo Daten entstehen, verarbeitet und gespeichert werden, interessiert der Aspekt, wohin Daten gesichert werden. Die schnelle Wiederherstellung gemäß RTO und RPO bestimmt die Auswahl der Datensicherungs- und -wiederherstellungsinfrastruktur. Für ein schnelles Backup und Recovery kommen Unternehmen heute bei wachsenden Datenmengen nicht mehr an einer Purpose-Built Backup Appliance (PBBA) vorbei. Diese sollte über Funktionen zur Inline-Datendeduplizierung, zur Replikation sowie zur Verschlüsselung von Daten beim Transport und bei der Speicherung verfügen. Wünschenswert sind weiterhin Mechanismen zur ständigen Kontrolle der Speicherungs- und Wiederherstellungsfähigkeit der Daten.

Wachsende Datenbestände und hohe Änderungsraten führen häufig dazu, dass Backup-Zeitfenstern nicht eingehalten werden können. Moderne Infrastrukturen ermöglichen die Integration von Applikation sowie PBBA und sogar direkt von Primär-Storage und PBBA (Storage Integrated Data Protection). Das entlastet den Netzwerk-Traffic, senkt Kosten und verringert Backup- und Wiederherstellungszeiten.

Längerfristige Aufbewahrung

Neben dem Speicher für Backup- und Recovery-Zwecke sollten Unternehmen den Einsatz von Speichern für die längerfristige Aufbewahrung und Archivierung berücksichtigen. Dies können bei geringer Anforderung an die Performance auch objektorientierte Storage-Lösungen sein, die kostengünstiger sind. Darüber hinaus findet Cloud-Storage für Archivierungszwecke immer mehr Beachtung.

Grundsätzlich sollten alle Datensicherungs-Lösungen eine Cloud-Schnittstelle wie beispielsweise Amazon S3 bereitstellen. Unter Berücksichtigung von Sicherheitsanforderungen und den bekannten RTO- und RPO-Parametern sind Unternehmen dann in der Lage, über den Einsatz von Backup to the Cloud, Long Term Retention to the Cloud und Archive to the Cloud zu entscheiden.

Ausblick: Lizenzmodelle anpassen

Oliver Lotz, Director Data Protection Solutions Germany bei Dell EMC.
Oliver Lotz, Director Data Protection Solutions Germany bei Dell EMC.
(Bild: Dell EMC)

Die klassischen Data-Protection-Strategien durchlaufen eine Transformation. Entsprechend müssen auch Lizenzmodelle daran angepasst werden können, um eine flexible Nutzung der vorhandenen Lizenzen und Kapazitäten zu gewährleisten – unabhängig davon, ob die Daten auf dem Primär-Storage, dem Cloud-Storage, dem Datenspeicher für Backup oder für eine langfristige Aufbewahrung liegen.

Was wird die Zukunft bringen, eine Evolution des Backups oder eine Revolution der Data-Protection-Strategie? Vermutlich werden Metadatenkonzepte die klassischen Modelle ablösen, um Daten unabhängig vom Datenspeicher zu sichern, wiederherzustellen, zu analysieren und zu kategorisieren. Diese Kategorien werden auch entscheiden, welcher Speicher für welche Anforderung der schnellste oder kostengünstigste ist.

* Der Autor: Oliver Lotz ist Director Data Protection Solutions Germany bei Dell EMC.

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