HSP Summit 2017 – Marge mit E-Commerce und Managed WordPress Zukunft der Hoster liegt in Managed Services
Über den Erfolg von Hostern entscheidet insbesondere die Wahl des Web-Stacks – denn professionelle Kunden achten hier besonders auf Skalierbarkeit und Sicherheit. Womit sich Anbieter noch gegen Hyperscaler durchsetzen, verrät Plesk-CTO Jan Löffler im Interview.
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Wie massiv sich die Hosting-Branche derzeit verändert wird Jan Löffler auf dem Hosting & Service Provider Summit 2017 Mitte Mai ausführlich darstellen und mit fundierten Zahlen belegen. Im Gespräch mit CloudComputing-Insider gibt der Plesk-CTO jetzt bereits einen Vorgeschmack auf seine Präsentation und verrät, wie sich auch kleinere Anbieter künftig gegenübern Hyperscalern behaupten können.
Sie haben sich den Hostingmarkt genauer angeschaut. Welche Stacks sind bei Web Professionals am angesagtesten – und warum?
Jan Löffler: WordPress ist und bleibt das meistgenutzte Werkzeug, um Webseiten zu erstellen. Inzwischen basieren 27,6 Prozent aller Webseiten weltweit auf WordPress und dieser Trend nimmt weiterhin in allen Bereichen zu. Hatte man früher WordPress als reinen Blog bezeichnet, so basieren inzwischen sogar 42 Prozent aller Online Shops auf WooCommerce und somit auf WordPress.
Wenn man sich die aktuellen Web Entwicklungstrends bei den Programmiersprachen anschaut, dann ist vor allem JavaScript auf enormen Vormarsch. Die angesagtesten JavaScript Frameworks sind hier ReactJS (Facebooks Open Source Library), Angular2 und Node.js. Mit React Native werden mittlerweile sogar viele Mobile Apps für iOS oder Android geschrieben.
Als Webserver kommt zunehmend NGINX zum Einsatz, der vor allem bei Entwicklern enorm beliebt ist. Bei den Hosting-Unternehmen hat weiterhin Apache den größten Marktanteil, jedoch geht dieser kontinuierlich zu Gunsten von NGINX zurück.
Bei den Betriebssystemen für Webserver dominiert weiterhin Linux und daran wird sich auch nichts ändern. Allerdings nimmt Ubuntu seit einiger Zeit richtig Fahrt auf und ist aktuell das am schnellsten wachsende Linux-Betriebssystem. Dennoch gibt es auch Länder wie Brasilien, in denen Windows Server die Nase vorn hat.
Linux oder Windows, Apache oder NGINX, WordPress oder Joomla – sind die Stack-Komponenten letztendlich für nicht ebenso austauschbar, wie die Server auf denen sie laufen?
Löffler: Dass die Server austauschbar sind, wissen wir schon lange und sehen das vor allem an der hohen Anzahl an virtualisierten Servern – allen voran AWS, Azure oder DigitalOcean. Allerdings trifft das auf den Entwicklungs-Stack nicht zu. Dem einfachen Webseitenbesitzer mag es egal sein, wo sein WordPress läuft, aber in der Welt der Profis, wo es um Skalierbarkeit und Sicherheit geht, macht das große Unterschiede. NGINX bietet vor allem im Profibereich deutliche Performance-Vorteile. Für Webhoster ist es daher ratsam, auf den richtigen Stack zu setzen, um deutlich mehr Kunden bedienen zu können und ihren Webseiten-Besuchern die gewünschte Leistung zu bieten.
Als Hyperscaler dominiert AWS den Cloudmarkt derzeit wie kaum ein anderer Anbieter. Gibt es überhaupt Konkurrenz auf Augenhöhe, die dem Unternehmen gefährlich werden kann?
Löffler: Aktuell wächst AWS mit 13 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz unaufhaltsam – da kommt kein anderer Hoster ran. Allerdings wächst auch Microsoft Azure sehr stark und hat vergleichbare Produkte im Portfolio. Und auch Google darf nicht unterschätzt werden. Mit einem ganz anderen Konzept ist der zweitgrößte Hoster nach Webservern – DigitalOcean – sehr erfolgreich. Hier liegt der Fokus auf Einfachheit für Entwickler. Und auch OVH und Hetzner wachsen weiterhin unbeeindruckt.
Und welche perspektischen Überlebenschancen sehen Sie für kleinere Hostingdienstleister?
Löffler: Für kleine Hoster ist es besonders wichtig, dass sie sich auf ihre Stärken konzentrieren und ihr eigenes Profil weiter schärfen. Sie sollten ihren Kunden kein Angebot von der Stange anbieten, sondern eine auf ihre Zielgruppe zugeschnittene Lösung, die mit einer Beratung einhergeht. Diese Kunden erwarten individuelle Lösungen, angefangen von der Suchmaschinenoptimierung für Google & Co. bis hin zur umfassenden Marketing-Toolbox, die kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich der Internetwerbung benötigen und die es unter der Standard-Proposition oftmals so nicht gibt.
Der Markt ist groß genug für alle, für Hyperscaler und Hoster. Jedoch werden mittelfristig nur weniger große Infrastrukturanbieter aufgrund derer Skaleneffekte überleben, die kleinere und mittlere Anbieter in diesem Bereich nur schwer erreichen können. Deswegen zeichnet sich auch die schon länger anhaltende starke Konsolidierung in diesem Markt ab.
Die Antwort für Hostingdienstleister muss dabei sein, von vergleichbaren Infrastruktur-Angeboten auf sogenannte Managed Services umzustellen, unabhängig ob diese Dienstleistungen im eigenen Rechenzentrum oder dem eines Hyperscalers betrieben werden, oder sogar einer Kombination von beidem. Das bedarf einer Neuausrichtung des Geschäfts auf spezifische Nischen mit entsprechenden Lösungen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Auf welche Nischen und Technologien sollten Hoster setzen, um gegen den Wettbewerb zu bestehen?
Löffler: Die höchste Marge können Webhoster mit „Managed WordPress“-Produkten erzielen – zum Beispiel mit Hilfe des Plesk WordPress Toolkits. In diesem Fall ist das ganze Hosting voll auf WordPress zugeschnitten. Das WordPress Toolkit liefert dabei die komplette Technik bei erstklassigem Benutzererlebnis inklusive Webseiten Sicherheit, Skalierung, Versionsmanagement und Geschwindigkeit. Der Hoster kann sich dann voll und ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren.
Auch der Bereich E-Commerce birgt noch reichlich Potential – allerdings reicht es definitiv nicht aus, ein WooCommerce oder Magento als E-Shop zu installieren und fertig. Im Gegenteil, hier geht es vor allem um lokalisierte Anbindungen an wichtige Drittsysteme aus den Bereichen Bezahlung (z.B. PayPal, Kreditkarte), Versand (z.B. DHL, Hermes), oder Vermarktung (z.B. Produktexport zu Marktplätzen wie Amazon oder eBay) sowie Rechtssicherheit (Trusted Shops).
Daher auch der nächste Tipp: Eine Testumgebung gehört zwingend zur Peripherie eines professionellen WordPress Produkts. Damit können Kunden Änderungen an ihrer Webseite gefahrlos testen und automatisch Online stellen lassen. Das spart Zeit und Frust und ist für Unternehmen essentiell.
Zur Person
Jan Löffler ist CTO von Plesk und verantwortet die Entwicklung technischer Innovationen und der Plesk Roadmap, Strategie und Vision. Davor leitete Herr Löffler als „Head of Platform“ Entwicklung und Betrieb der Zalando Platform. Er kommt ursprünglich aus der Hosting-Branche, in der er viele Jahre als „Head of Development Webhosting & Server“ bei der 1&1 Internet AG Hosting Produkte entwickelte.
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