Fokus auf Hyperscaler Rackspace: Vom Hoster zum MSP für die Cloud

Autor Michael Hase

Statt auf das Hosting-Geschäft konzentriert sich Rackspace heute darauf, Kunden bei der Nutzung der Public Cloud bis hin zum laufenden Betrieb zu unterstützen. Dabei setzt das Unternehmen in Deutschland auf die Zusammenarbeit mit dem Channel.

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Das Gros der deutschen Unternehmen holt sich bei der Cloud-Nutzung die Unterstützung durch einen Managed Cloud Provider.
Das Gros der deutschen Unternehmen holt sich bei der Cloud-Nutzung die Unterstützung durch einen Managed Cloud Provider.
(Bild: © BillionPhotos.com - stock.adobe.com)

Die großen Cloud Provider haben die Spielregeln im IT-Markt neu definiert. Das gilt auch für das Segment der Hoster. So kündigte der US-Riese GoDaddy (weltweit 17 Millionen Kunden) im März an, seine Infrastruktur in den kommenden Jahren nahezu komplett auf AWS zu migrieren. Ein anderer Branchenvertreter, der die Dominanz der Hyperscaler zum Anlass nahm, sein ­Geschäftsmodell, zu dem traditionell der Datacenter-Betrieb gehörte, zu überdenken und sich auf andere Leistungen zu verlegen, ist Rackspace. Bereits 2015 dehnte das Unternehmen seinen „Fanatical Support“, den es bis dahin für Workloads auf der eigenen Infrastruktur erbrachte, auf die Plattformen AWS und Azure aus. 2017 ­kamen die Google Cloud und die Alibaba Cloud hinzu.

Die Ausgangslage war bei dem Managed-Hosting-Anbieter eine andere als bei Massenhostern, die primär Domains, Webspace und E-Mail bereitstellen. Traditionell betreibt Rackspace für Kunden umfangreiche E-Commerce-Systeme. Dabei managt der Spezialist große Teile des Stacks, wozu ­neben der Infrastruktur auch Middleware-, Applikations- und Security-Komponenten gehören. Integraler Bestandteil dieser Leistung ist ein umfassender 24x7-Support. Die Kernkompetenz von Rackspace besteht somit im Management komplexer Umgebungen. Mittlerweile hat sich das Unternehmen von der Vorstellung gelöst, es ­müsse die Workloads seiner Kunden selbst hosten. Vielmehr übertrug es die Management- und Support-Konzepte, die es für die eigene Hosting-Plattform entwickelt hatte, auf die Public Cloud.

Bedarf an Unterstützung

Für Managed Services, wie sie Rackspace heute rund um die Hyperscaler anbietet, gibt es tatsächlich einen wachsenden ­Bedarf. So nehmen in Deutschland etwa 85 Prozent der Unternehmen, die die Cloud nutzen, dabei die Unterstützung von Dienstleistern in Anspruch, wie aus einer Studie von Crisp Research hervorgeht. 55 ­Prozent lagern sogar sämtliche damit verbundenen Aufgaben bis hin zum laufenden Betrieb aus.

An der Stelle kommt Rackspace ins Spiel. Der Spezialist designt für seine Kunden individuelle Cloud-Architekturen, die für die Verarbeitung ihrer spezifischen Workloads ausgelegt sind, und übernimmt dann die Betriebsver­antwortung für das Szenario. Dabei gehört der erwähnte Fanatical Support zu den Kernleistungen. Mitunter kümmert sich Rackspace nicht nur um den Infrastruktur-, sondern auch um den Applikationsbetrieb, sofern das Unternehmen sich mit den entsprechenden Anwendungen auskennt. So wie Lösungen individuell designt sind, orientiert sich die ­Gestaltung der Verträge und Service ­Level Agreements an den jeweiligen Kundenanforderungen.

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Fanatical Support

Rackspace hat für den Fanatical Support fünf Prinzipien aufgestellt: Reaktionsschnelligkeit, Verantwortung, Flexibilität, Fachwissen und Transparenz. Systemingenieure stehen Kunden rund um die Uhr zur Verfügung. Der Support schließt Infrastrukturberatung, Implementierung von Monitoring- und Security-Systemen sowie Hilfe auf Applikationsebene ein.

Managed Cloud Provider

Für Dienstleister, die auf diese Weise die Cloud-Umgebung ihrer Kunden betreiben, hat sich die Bezeichnung Managed Public Cloud Provider (MPCP) etabliert. Der Bedarf an den Diensten dieser Spezialisten ist aus gutem Grund groß, wie die zitierte Crisp-Studie ergeben hat. Denn die Nutzung der großen Cloud-Plattformen, über die ein immens breites Spektrum an Services bereitsteht, erklärt sich nicht von selbst. Vor allem das Design von Cloud-Architekturen erfordert spezifisches Wissen und die Fähigkeit, mit den Tools der Hyperscaler umzugehen.

In Deutschland konzentriert sich Rackspace, seit der Provider im Herbst 2016 mit der Eröffnung eines Münchner Büros in den Markt eintrat, auf die Rolle als ­MPCP. „Wir sehen uns als Dienstleister für den Mittelstand und als Partner der führenden Cloud Provider“, stellte Reinhard Waldinger, Managing Director bei Rackspace International, klar.

Überdies verspricht sich das US-Unternehmen größere Chancen, wenn es den deutschen Markt nicht primär direkt, sondern über Partner angeht. Umgekehrt soll der Channel von der Cloud-Kompetenz des Dienstleisters profitieren. Denn Systemhäusern fehlen häufig das Knowhow und die Ressourcen, die für das Cloud-Geschäft erforderlich sind. „Heutzutage ist es vor allem für kleinere Häuser schwierig, Full Services anzubieten“, erläutert Markus Fritz, Senior Manager Channel bei Rackspace. „Dafür ist das ­Geschäft zu komplex geworden, und es herrscht ein zu großer Mangel an Fachkräften.“ Über sein Partnerprogramm stellt der MPCP daher Services, Tools und Ressourcen bereit, auf die Partner für ­ihre Kundenprojekte zugreifen können.

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Das Partnerprogramm von Rackspace

In Deutschland konzentriert sich Rackspace in der Zusammenarbeit mit dem Channel auf drei Typen von Partnern: Referral-Partner vermitteln Services des Providers an ihre Kunden. Im Gegenzug erhalten sie dafür eine Provision, deren Höhe sich an der durchschnittlichen monatlichen Vertragssumme orientiert. Reseller vertreiben Rackspace-Dienste, wobei sie die direkte Vertragsbeziehung zum Endkunden halten, die Abrechnung mit ihm abwickeln und den First Level Support erbringen. Je nach Partnerstufe, die sich nach der Höhe des jährlichen Umsatzes richtet, profitieren sie von ­einer Marge in Höhe von fünf, zehn oder 15 Prozent. Strategische Partner nutzen Hosting und Cloud Services des Providers, um sie als ­wesentliche Bestandteile in End-to-End-Lösungen für ihre Kunden zu integrieren. ­Diese Art der Zusammenarbeit ist an gemeinsame Investitionen und einen jährlichen Mindestumsatz von 120.000 Dollar gebunden.

Für das indirekte Geschäft zeichnet hierzulande Markus Fritz als Senior Manager Channel verantwortlich. Der Manager kam im Juli 2017 von Acronis zu Rackspace. In der Zwischenzeit hat er einige Partner für das Unternehmen gewonnen wie etwa CCP Software (Marburg) oder Vent IT-Solutions (Köln). Den Vorteil, den Systemhäusern eine Zusammenarbeit mit Rackspace bietet, sieht Fritz vor ­allem darin, dass sie die Ressourcen des Providers nutzen können. „Um zum Beispiel einen 24x7-Support anbieten zu können, benötigt man eine sehr große Anzahl an Spezialisten.“ Beim Ausbau des Channels setzt der Manager auch auf Partnerschaften mit den Systemhausverbünden Synaxon und Kiwiko.

Trend zur Multi-Cloud

Der Bedarf an externer Unterstützung – sowohl bei Endkunden als auch im Channel – dürfte künftig sogar noch wachsen. Denn Unternehmen, die die Cloud in ihre IT-Strategie einbeziehen, tendieren über kurz oder lang dazu, mehrere Plattformen zu nutzen – sei es weil die Cloud Provider unterschiedliche Stärken und Schwächen haben, sei es weil die Verantwortlichen generell einer One-Vendor-Strategie misstrauen. Der Trend geht somit in Richtung Multi-Cloud. Durch den parallelen Betrieb von Workloads auf verschiedenen Plattformen nimmt aber die Komplexität weiter zu.

Auf diesen Trend hat sich Rackspace eingestellt, breites Fachwissen über mehrere Hyperscaler aufgebaut und Hunderte von Zertifizierungen erworben. Systemhäuser wiederum können an dieser Kompetenz über das Rackspace-Partnerprogramm teilhaben. „Die Möglichkeit einer plattformunabhängigen Beratung stellt mit Blick auf die stetig steigende Nachfrage nach Hybrid- und Multi-Cloud-Lösungen einen deutlichen Mehrwert dar“, betont Channel-Manager Fritz.

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