IoT und Edge - Telcos geben die Richtung vor Was Kontron mit OpenStack am Hut hat

Autor Ludger Schmitz |

Eins der ersten Unternehmen, das der OpenStack-Orientierung auf Internet of Things und Edge Computing folgt, ist: Kontron. Manchmal gelangt proprietäre Firmengeschichte auf kaum gedachte Wege, wenn sie auf aktuelle Marktentwicklungen trifft.

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Unter dem Titel "SymKloud" vermarktet Kontron eine Plattform für Privat Clouds, zur Zeit vor allem bei Telekommunikations-Anbietern.
Unter dem Titel "SymKloud" vermarktet Kontron eine Plattform für Privat Clouds, zur Zeit vor allem bei Telekommunikations-Anbietern.
(Bild: Ulrike Ostler)

Deutsche Besucher könnte es etwas überrascht haben, auf den diesjährigen OpenStack Summit in Vancouver und Berlin einen beachtlich großen Stand von Kontron vorzufinden. Denn die Augsburger Firma ist bekannt als Hersteller von Embedded Systemen – und als proprietär. Die Standgestaltung zeigte, um was es bei dem Sinneswandel geht: Internet of Things und Edge Computing.

Und damit sind auch schon die Grenzen der Orientierung von Kontron auf offene Systeme umrissen. Die Firma nimmt keinen generellen Kurswechsel vor. Beim OpenStack-Engagement geht es vielmehr um die Positionierung einer besonderen Unternehmenstochter in einem besonderen Kundensegment.

Der Ausreißer ist die Kontron Canada Inc. (KCI). „Kontron Canada war immer anders als die deutsche Muttergesellschaft“, erklärt Peter Matz, der für das globale Marketing verantwortlich Manager in Kontrons Communications Business Unit. „Wir sind stark auf die Herstellung von Equipment für Telekommunikationsanbieter spezialisiert.“ Die deutsche Kontron und ihre zwei dutzend weltweiten Tochterunternehmen sind ansonsten Embedded-Lieferanten für Produktionsanlagen, Militär, Luftfahrt, Medizintechnik etc.

In Kanada aber ist schon das Firmengerüst etwas anders als anderswo. Bei der Augsburger Kontron AG ist ab 2016 die Linzer S&T AG eingestiegen, die im Sommer 2017 endgültig die Mehrheit bei den Augsburgern übernommen hat. Vorstandsvorsitzender bei Kontron und der S&T ist Hannes Niederhauser, der Kontron zunehmend zu einem Anbieter für das Internet of Things und Edge Computing umbaut.

In das Konzept passte es durchaus, dass im Januar 2016 das chinesische Unternehmen Ennoconn Corp, ein Hersteller von Motherboards und Komplettsystemen für POS, Bankautomaten, Kiosk-Lösungen und Industrieanwendungen 49 Prozent von Kontron Canada übernahm. Im Herbst des gleichen Jahres stieg wiederum Foxconn zuerst bei der S&T und dann bei Ennoconn ein. Die kanadische Tochter hat also eine Sonderrolle im Kontron-Konzern, der sich von den Beteiligungen ein besseres Standbein in fernöstlichen Märkten erhofft.

Diese Sonderrolle hat Kontron Canada auch in der technischen Ausrichtung. Hier nämlich stehen nicht nur so genannte Funktionsserver für spezielle Anwendungen der Telcos im Vordergrund. Vielmehr nutzt dabei Standard-Hardware, insbesondere auf Basis der Intel-Prozessorfamilien. Zum Einsatz kommen sie, so Kontron-Manager Matz, „zwischen den Rechenzentren und den Servicepoints“, bei den Telcos also zum Beispiel in den Schaltstationen an den Sende- und Empfangsmasten für den Mobilfunk. Die wichtigsten Wettbewerber sind Nokia und Ericsson, vor allem aber eine Firma, sagt Matz: „Jeder ist ein Wettbewerber von Huawei, jeder verteidigt seinen Markt gegen Huawei.“

Die von Kontron Canada adressierten Telcos haben sich wiederum stark in der OpenStack Foundation engagiert. Deren Open-Source-Plattform erleichtert ihnen den Aufbau eigener Clouds, und hier haben sie besonders eine Entwicklung vorangetrieben: Network Function Virtualization. Diese NFV-Vorgabe hat auch Kontron Canada mitgezogen. Kontron ist Firmenmitglied der OpenStack Foundation – und seit Ende 2017 auch in der Linux Foundation, wo es sich in den Projekten OPNFV, Open Network Automation Platform (ONAP), OpenSwitch und Open Daylight beteiligt.

Diese Orientierung von Kontron Canada hat nicht nur inzwischen „gute Beziehungen zu Red Hat, Suse und Canonical“, so Matz, zu Folge gehabt, sondern sich bisher auch vor allem in einer Produktreihe niedergeschlagen, nämlich der „SymKloud“ Serie „MS 29xx“. Dies sind allesamt Plattformen, die den Bedarf der Telcos an hohem Datendurchsatz decken sollen. Nicht von ungefähr gibt es ein Modell mit dem Namenszusatz „Media“, womit der Bereich angesprochen ist, in dem sich Telcos mit ihren Angeboten an Privatanwender ein großes Geschäft versprechen.

Doch die Orientierung auf Telcos wird nicht die einzige Flanke sein, an der Kontron sich Erfolge verspricht. „Wir legen ein immer stärkeres Gewicht auf Softwareentwicklung“, erklärt Kontron-Manager Matz. Das war ein wesentlicher Grund des Kaufs von Inocybe, einem Spezialisten für SDN und NFV.

„Bisher kommt die Nachfrage in Sachen IoT und Edge von den Telcos“, erläutert Matz die aktuelle Situation. Der Kontron-Manager denkt aber darüber hinaus: „Es werden noch mehr Telco-ähnliche Netzwerke entstehen, bei den Banken, im Handel und in der öffentlichen Infrastruktur. Das Zukunftsthema sind Smart Cities.“

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