Definition: FOSS als hybrider Begriff für Freie Software und Open-Source-Software Was ist Free/Libre Open Source Software?
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Für den Begriff Free/Libre Open Source Software existieren die beiden Akronyme FOSS und FLOSS. Free/Libre Open Source Software wird als hybrider Begriff für Freie Software und Open-Source-Software verwendet.

Sowohl die Freie-Software-Philosophie als auch die Open-Source-Philosophie finden in FOSS beziehungsweise FLOSS Berücksichtigung. So sind FOSS oder FLOSS die Akronyme für den Begriff „Free/Libre Open Source Software“. Teilweise wird auch „Free and Open Source Software“ verwendet.
Es handelt sich um einen hybriden Begriff für Freie Software und für Open-Source-Software. Durch die Einführung des Begriffs sollen Diskussionen und Konflikte zwischen der Freie-Software-Bewegung und der Open-Source-Bewegung umgangen werden.
Die Freie-Software-Bewegung und die Open-Source-Bewegung haben bezüglich „freier“ Software unterschiedliche Ansichten und verfolgen unterschiedliche Philosophien. Aus diesem Grund gibt es bei der Benennung von Software einen Namensstreit zwischen den beiden „politischen“ Lagern.
Sehr vereinfacht ausgedrückt könnte man den Konflikt zwischen den beiden Lagern mit diesem Satz beschreiben: Während die Freie-Software-Bewegung die Freiheit der Rechnernutzer und ethische Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungsweise stellt, hat die Open-Source-Bewegung eine eher praktische Sicht auf quelloffene Software und kümmert sich weniger um ethische Fragestellungen.
Source Code offen und einsehbar
Beiden Bewegungen gemeinsam ist die Vorstellung, dass der Quellcode von Software offen und einsehbar sein muss. Das Wort „Libre“ wurde in Free/Libre Open Source Software aufgenommen, um Missverständnissen vorzubeugen, dass „frei“ im Sinn von kostenlos verstanden wird.
Der Begriff Free/Libre Open Source Software soll nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten der beiden Bewegungen betonen und beide Philosophien berücksichtigen. Da FLOSS eine neutrale Sicht auf die Dinge erlaubt, soll es möglich werden, die Zusammenarbeit beider Bewegungen zu verbessern und zu intensivieren.
In zahlreichen offiziellen Software-Strategie-Dokumenten verschiedener Länder hat der Begriff Free/Libre Open Source Software mittlerweile Einzug gehalten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) trägt ebenfalls zur Entwicklung von FLOSS bei und ist selbst Anwender von Free/Libre Open Source Software. Für Projekte wie SINA (Sichere Inter-Netzwerk-Architektur) ist FLOSS richtungsweisend. Als Anwender setzt das BSI Free/Libre Open Source Software zum Beispiel im Computer Emergency Response Team (CERT) oder für Penetrationstests ein.
Abgrenzung zwischen Freier Software und Open-Source-Software
Der Begriff „Free/Libre Open Source Software“ wurde eingeführt, um die unterschiedlichen Philosophien der Freie-Software-Bewegung und der Open-Source-Bewegung zu berücksichtigen und die Namensstreitigkeiten zwischen den Bewegungen zu umgehen.
Historisch gesehen entstand der Begriff Freie Software zuerst. Er wurde 1986 eingeführt. Freie Software stellt die Freiheit der Computernutzer in den Mittelpunkt und versteht frei im Sinn von freiheitsgewährend. Richard Stallman, einer der Köpfe der Bewegung, definierte diese grundlegenden Freiheiten:
- die Freiheit des Users, Software beliebig und für jeden Zweck auszuführen,
- die Freiheit der vollen Einsicht in die Funktionsweise und damit in den Quellcode der Software,
- die Freiheit, Software beliebig weiterzuverbreiten,
- die Freiheit, Software anzupassen und zu verändern.
Diese vier Freiheiten gewähren Eigenkontrolle und Privatsphäre des Nutzers. Freie Software hat positive Effekte auf das ethische, soziale und politische Umfeld. Das Gegenteil von Freier Software ist proprietäre, unfreie Software. Sie entzieht dem Computernutzer eine oder mehrere von Stallman beschriebene Freiheiten. Beispiele hierfür sind die Nichtfreigabe des Quellcodes oder das Verbieten des Kopierens oder Weitergebens der Software.
Der Begriff „Open Source“ entstand später. Er wurde von der Open Source Initiative (OSI) eingeführt, um praktische Aspekte solcher Software in den Mittelpunkt zu stellen. Software wird als quelloffen bezeichnet, wenn der Quellcode öffentlich für Dritte einsehbar, veränderbar und nutzbar ist. Ethisch-moralische Aspekte und die Freiheitsforderungen der Freie-Software-Bewegung aus Nutzersicht ersetzt die Open-Source-Bewegung durch pragmatische Ansätze. Unter anderem soll ein besseres Marketing solcher Software ermöglicht werden. Zudem sollen Irritationen, die Freie Software als kostenlose Software missversteht, ausgeräumt werden. Die Bewegung schuf Softwarelizenzen, die von der Freie-Software-Bewegung nicht akzeptiert werden.
Beide Bewegungen verbindet die Forderung, dass der Quellcode von Software für Anwender verfügbar sein soll.
Motivation für die Einführung des Begriffs Free/Libre Open Source Software
Aus den im vorigen Abschnitt beschriebenen unterschiedlichen Sichtweisen entstand die Idee, einen neutralen Begriff zu schaffen, der den Namensstreit umgeht und die Philosophien beider Bewegungen berücksichtigt. Durch die Aufnahme des Wortes „Libre“ soll das Mehrdeutigkeitsproblem Freier Software, wodurch Freie Software als kostenlose Software missverstanden werden kann, gelöst werden. FOSS oder FLOSS versucht keine der beiden Lager zu verprellen und deren Zusammenarbeit zu fördern. Leider gibt es aber selbst zwischen der Verwendung von FOSS und FLOSS Unstimmigkeiten. So empfiehlt Richard Stallman den Begriff FLOSS für neutrale Projekte, lehnt aber die Verwendung von FOSS ab.
FOSS/FLOSS: Beispiele für Lizenzen und Software
Mittlerweile existieren im Open-Source- und Freie-Software-Umfeld zahlreiche verschiedene Typen von Softwarelizenzen. Einige dieser Lizenzen sind sowohl von der Free Software Foundation als auch von der Open Source Initiative anerkannt. Dazu zählen Lizenzen wie die 4-Klausel-BSD-Lizenz, Apache-Lizenz, BSD-Lizenz, Common Public License, European Union Public Licence, GNU General Public License, GNU Lesser General Public License, GPLv3, IBM Public License, LaTeX Project Public License, Microsoft Public License, MIT-Lizenz, Mozilla Public License, Open Software License, PHP-Lizenz, Sun Public License und zahlreiche mehr.
Im Softwarebereich gibt es viele Beispiele für Betriebssysteme, Programme und Anwendungen, die dem FOSS/FLOSS-Modell folgen. Beispiele für solche Software sind Linux, Apache Webserver, VLC Mediaplayer, LibreOffice, Mozilla Firefox, Mozilla Thunderbird und viele weitere.
Vorteile durch den Einsatz von Free/Libre Open Source Software
Der Einsatz von FLOSS bietet zahlreiche Vorteile. Typische Vorteile sind zum Beispiel:
- mehr Sicherheit durch die Einsicht in den Quellcode und die Funktionsweise der Software;
- Schließung von Sicherheitslücken unabhängig vom Hersteller;
- geringere Abhängigkeit von großen Softwarefirmen und deren Preis- oder Lizenzpolitik;
- flexible Anpassungsmöglichkeiten der Software;
- Vermeidung einer Softwaremonokultur;
- größere Entwicklergemeinde;
- Teilen der Entwicklungsarbeit in der Entwicklergemeinde möglich ohne die Notwendigkeit komplexer vertraglicher Absprachen;
- kürzere Entwicklungszeiten;
- bessere Interoperabilität der Software.

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