Sapphire 2016: die Produktstrategie von SAP im Fokus SAP setzt auf Digital Enterprise und Hybrid Cloud
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Auf seiner diesjährigen Kundenkonferenz Sapphire stellte SAP die weitere Roadmap für die Produktentwicklung Cloud-basierter Lösungen und anderer Infrastrukturbausteine vor. Der Software-Konzern hat einen harten Prozess der Umwandlung in ein digitales Cloud-Unternehmen hinter sich – und die Transformation geht weiter.

„Bei SAP bewegt sich alles in Richtung SAP HANA“, sagte der Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Hasso Plattner. In der Tat gehört die Applikationsplattform HANA, die vor Jahren mal als spaltenorientierte In-memory-Datenbank anfing, mittlerweile zum Kern der SAP-Systemarchitektur, auf dem alle künftigen Produkte aufsetzen. In Orlando stellte SAP jetzt die zwölfte Version von HANA vor.
Neue HANA-Funktionen
Zwei neue Funktionen stehen dabei im Fokus, die vielleicht nicht spektakulär aussehen, aber für HANA-Anwender erheblichen Mehrwert bedeuten können. Die erste Funktion dient der Visualisierung von Datenverbindungen, die komplexe Beziehungen zwischen Personen, Orten und Dingen aufzeigen. Was zunächst wie Social Media Analytics oder eine Graph-Datenbankfunktion klingt, soll laut SAP zu einer besseren Betrugserkennung beitragen.
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Kundenkonferenz Sapphire 2016 - Fokus Analytics
SAP erweitert BI-Portfolio um mobile Analyse-Apps
Die zweite Funktion ist für den Betrieb von HANA in einer Hybrid-Umgebung von Bedeutung. SAP HANA Capture and Replay ist der erste einer Reihe neuer Hybrid Cloud Services, die es einer IT-Abteilung erleichtern sollen, einen Cloud-Service in ihre On-premise-Landschaft zu integrieren und vorab bereits Berechnungen anzustellen, welche Auswirkungen diese Kopplung auf das Produktivsystem haben könnte. „Das trägt letztlich auch zu mehr Kosteneffizienz im IT-Management bei“, sagt Daniel Schneiss, Senior Vice President (SVP) und globaler Leiter des Bereichs SAP HANA Platform und Datenbanken bei SAP. „Wir haben das Programm in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickelt und möchten damit richtungsweisende Datenmanagement-Dienste in der Cloud anbieten.“
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Analyse von Kundenverhalten
Erstes Data-as-a-Service-Angebot von SAP
Zusätzliche Wartungsoptionen und neue Angebote für KMU
Für die neue Version von SAP HANA werden auch zusätzliche Wartungsoptionen angeboten. IT-Organisationen können nun wahlweise ihre HANA-Umgebung für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren warten oder sich Innovationen für die Plattform SAP HANA zweimal jährlich bereitstellen lassen. Für KMU ist besonders von Interesse, dass sie eine neue Version der Mittelstandsvariante HANA Edge Edition angeboten bekommen.
„Die neue Version unterstützt Datenbanken bis 32 GB und Kapazitäten von 128 GB für Dynamic Tiering“, sagte Hasso Plattner in seiner Keynote. Zum Vergleich: 48 Prozent der HANA-Kunden fangen mit 128 GB an, 38 Prozent nutzen 512 bis 1024 GB. Wie hoch der „günstige Einstiegspreis“ für die Edge Edition ist, gab Plattner nicht an. Im Lieferumfang des neuen Angebots enthalten ist außerdem SAP Predictive Analytics Edge Edition, die wie die Edge Edition nur über Channel-Partner zu erhalten ist. Damit lässt sich aber schon Predictive Maintenance realisieren.
Etwa zeitgleich haben die Walldorfer das neue Cloud-Paket SAP Anywhere in USA, UK und China ausgerollt. Damit sollen KMUs zwischen zehn und 200 Mitarbeitern eigene Webshops erstellen und digital bzw. mobil vermarkten können. Wie am Demo-Stand zu erfahren war, wurden dafür Mitarbeiter des NetSuite-Teams angeworben. NetSuite war eine Alternative zu Salesforce. Salesforce, das gab Plattner zu, ist in technischer Hinsicht ein Vorreiter, den es einzuholen gilt. SAP Anywhere adressiert die rund 28 Mio. Kleinunternehmen in den USA, sagt der zuständige Manager EJ Jackson. Aber deren Probleme mit veralteten Geschäftsprozessen finden sich sicherlich auch in Europa.
Flexibles Deployment
Mittlerweile versuchen die Kunden, bei SAP den Überblick nicht zu verlieren. Das Flaggschiff auf der Anwendungsseite ist seit Januar 2015 die Business-Suite SAP S/4 HANA, die auf den Plattformen HANA und IBM Power läuft. Die Cloud-Nutzung von HANA erfolgt meistens über die HANA Cloud Platform (HCP).
„Die HCP ist unser Angebot zum Thema Platform-as-a-Service im Technologiestapel, während die SAP HANA Enterprise Cloud (HEC) die Infrastructure as a Service und SAP S/4HANA Cloud usw. die SaaS-Komponente in der Cloud bereitstellt“, erläuterte Sven Denecken, SVP für Produktmanagement und Co- Innovation SAP S/4HANA , im Gespräch.
Um den Kunden mehr Flexibilität in Sachen Deployment zu bieten, steht die HCP und folglich SAP S/4HANA nicht nur auf HEC bereit, sondern auch auf Amazon Web Services und – ganz neu – auf Microsoft Azure. Zusammen mit Satya Nadella, dem CEO von Microsoft, verkündete SAP-CEO Bill McDermott eine noch engere Ära der Kooperation mit Microsoft. Wie zwei nette Kumpel saßen die beiden Vorstandsvorsitzenden auf der Bühne und plauderten darüber, was das für die Kunden bedeutet. Selbstredend ist HANA jetzt für Azure zertifiziert.
Interessanter ist indes, dass die In-memory-Datenbank HANA ab dem dritten Quartal Instanzen von bis zu 3 Terabyte Arbeitsspeicher nutzen kann. Das dürfte für die meisten Zwecke ausreichen – siehe die Angaben zum Speicherbedarf oben. Zum Vergleich: AWS bietet die größte X1-Instanz für HANA mit 2 Terabyte an.
Allianz mit Microsoft
Doch die Allianz mit den Redmondern geht noch zwei Schritte weiter. Die Apps von Office 365 lassen sich nun mit den Services in SAPs Cloud-Lösungen Concur, Ariba, SuccessFactors und Fieldglass koppeln. Umgekehrt passt SAP seine eigenen Fiori Apps in einer Cloud Edition so an, dass sie auf der SAP HANA Cloud-Plattform mit einem offenen Standard-Plug-in-Framework zu erstellen und anzuwenden sind. Als Teil dieses Frameworks können Kunden Apps erstellen, aufsetzen und schützen, die mit Microsoft Intune verwaltet werden.
Diese Vorgehensweise der Bereitstellung von Plug-ins und Entwicklertools zeigt sich auch in SAPs Ende April angekündigter Allianz mit Apple. Künftig werden 2,5 Mio. SAP-Entwickler in der Lage sein, Apps für Apples Mobil-Betriebssystem iOS zu programmieren, indem sie ein Software Development Kit (SDK) von SAP nutzen. Hinzu kommen Apps von IBM Mobile First für iOS, die sich via HCP in HANA-basierte Umgebungen integrieren lassen.
SAP hat die Bedeutung von Mobile Computing erkannt, aber Hasso Plattner wollte nicht verraten, wann eventuell mit einem speziellen SDK für Android zu rechnen sei. Das, so seine Befürchtung, könne man in Cupertino bei Apple im Rahmen dieser neuen Partnerschaft missverstehen.
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