Serie: LAN-WAN-WLAN-Management per Cloud Huawei – Globales Netzwerk, lokales Hosting

Autor / Redakteur: Dr. Harald Karcher / Elke Witmer-Goßner

Huawei adressiert mit einer breiten Palette an Netzwerk-Produkten sowohl mittlere und große Unternehmen, als auch große Datacenter. Cloud-Management-Lösungen gehören selbstverständlich ebenfalls zum Portfolio.

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Auch der Weltmarktführer bei Netzwerkinfrastruktur-Technologie muss über die reine Konnektivität hinaus den Fokus auf neue Angebote wie Cloud-Management richten.
Auch der Weltmarktführer bei Netzwerkinfrastruktur-Technologie muss über die reine Konnektivität hinaus den Fokus auf neue Angebote wie Cloud-Management richten.
(Bild: gemeinfrei© Gerd Altmann / Pixabay )

Auch bei WiFi-6 war und ist Huawei ganz vorne mit dabei. Markt-Analysten wollen jedoch wissen, dass ein großer Teil des WLAN-Umsatzes der Huawei Enterprise Business Group nur in China läuft. Im DACH-Raum bringt der chinesische Hersteller sein WLAN-Business nur mühsam in die Gänge. Auch die starke Verbindung zwischen WiFi-6 und 5G-Mobilfunk klingt bei Huawei zwar sehr innovativ, ist für Firmenkunden im DACH-Raum zurzeit aber noch kein schlagendes Kaufargument.

Henning Czerny, Vice Director Networking/CTO bei der Huawei Technologies Deutschland GmbH.
Henning Czerny, Vice Director Networking/CTO bei der Huawei Technologies Deutschland GmbH.
(Bild: T. Götz, www.goetz-foto.de)

Technisch hat Huawei die Nase aber ganz weit vorne. Wenn das Unternehmen nicht zwischen die Fronten eines wirtschaftlichen und politischen Machtkampfes zwischen der US-amerikanischen und der chinesischen Regierung geraten wäre. Analysten zufolge, könnte Huawei sogar aufgrund des Handelsembargos und somit durch das Wegfallen wichtiger Lieferketten und Märkte komplett zu Fall kommen.

Nichtsdestotrotz will Huawei den europäischen und deutschen Markt von seinen CloudEngine Switches und AirEngine Wireless Access Points überzeugen. Die Verwaltung der Netzkomponenten ist per Huawei CloudCampus Solution oder on-premises möglich. Bei der Vermarktung hat der Anbieter allerdings einen besonderen Weg eingeschlagen. Henning Czerny, Vice Director Networking und CTO bei der Huawei Technologies Deutschland GmbH, erklärt im Interview, das Wie und Warum.

Welche Geräte kann Ihre Netz-Cloud-Lösung aus der Ferne steuern und verwalten?

Henning Czerny: Unsere Cloud-Management-Lösung namens Cloud-Campus verwaltet alle Huawei WLAN-Access-Points, vor allem natürlich unsere neuen WIFI-6 Access-Points. Mit Letzteren können wir durch ein Built-in IoT-Modul oder eine IoT-Karte sowie bald auch über einen USB-Dongle auch IoT-Applikationen per ZigBee, Bluetooth, RFID und weitere Funk-Gattungen realisieren. Hier gibt es zum Beispiel Anwendungen für Asset-Tracking, Indoor-Navigation, Smart-Building oder Electronic-Shelf-Labeling. Zudem verwaltet die Cloud-Campus Lösung die Switches unserer Cloud-Engine S-Serie, angefangen vom Low-End Desktop-Switch, über High-End Multigigabit-Switches bis hin zum modularen Aggregation- oder Core-Switch. Die Router unserer NetEngine AR-Serie, mit denen auch SD-WAN Funktionalität verfügbar ist, können ebenso verwaltet werden wie die Firewalls der USG6500 und USG6600 Serie sowie unser OptiX GPON Portfolio, mit dem wir in speziellen Umgebungen passiv verteilte Glasfaserinfrastrukturen realisieren können. Anwendbar etwa in Krankenhäusern, Businessparks, Hotels, Flughäfen.

Seit wann ist das Cloud-Produkt global beziehungsweise auch in der DACH-Region verfügbar?

Wir sind mit Cloud-Campus im Jahre 2018 gestartet. Wir verfolgen hier jedoch eine grundlegend andere Strategie als die meisten Mitbewerber. Wir hosten die Cloud-Plattform nicht selbst, sondern verkaufen Sie als Produkt. Dadurch können Hosting und Betrieb entweder durch einen Partner oder sogar durch den Endkunden selbst erfolgen. Bereits seit 2019 bieten Huawei Partner in Deutschland Cloud-Campus als SaaS an, und es werden mehr.

Die Statistik zeigt die Marktanteile der führenden Netzwerkausrüster (TK- und Unternehmensnetzwerke) am Umsatz im Zeitraum April 2019 bis März 2020. Huawei erzielte im Bereich Netzwerkequipment einen Marktanteil von rund 29,6 Prozent. Dieser stieg laut Dell’Oro Group in Q4/2020 noch auf 31 Prozent.
Die Statistik zeigt die Marktanteile der führenden Netzwerkausrüster (TK- und Unternehmensnetzwerke) am Umsatz im Zeitraum April 2019 bis März 2020. Huawei erzielte im Bereich Netzwerkequipment einen Marktanteil von rund 29,6 Prozent. Dieser stieg laut Dell’Oro Group in Q4/2020 noch auf 31 Prozent.
(Bild: Statista)

Was hat der Endkunde für einen Nutzen davon?

Die Vorteile einer SaaS-Lösung liegen auf der Hand. Zuallererst kann der Kunde ein sehr umfangreiches Netzwerk-Management nutzen, ohne sich Gedanken um Anschaffung und Betrieb einer solchen Lösung machen zu müssen. Somit wird die Lösung interessant für alle Kundengrößen: Vom Kleinstunternehmen mit nur wenigen Komponenten gegebenenfalls auch mit vielen Standorten, über mittelständische Unternehmen und Filialisten bis hin zu großen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und so weiter.

Wo liegen die besonderen Stärken der Lösung?

Zum einen im einfachen Rollout der Infrastruktur. Mit unserem Zero-Touch-Deployment per Handy-App können Komponenten vor Ort ohne technisch ausgebildetes Personal implementiert werden: Einfach Barcode der Komponente scannen, Access-Point oder Switch anschließen, und fertig. Den Rest übernimmt die Cloud. Dass dies auch im großen Rahmen von hunderten oder gar tausenden Filialen funktioniert, konnten wir bereits in mehreren Kundenprojekten demonstrieren. Das spart dem Kunden Zeit und Geld. Zudem vereinfacht die Lösung mit umfangreichen KI-basierten Analyse- und Reporting-Funktionen das Troubleshooting und den Betrieb der Infrastruktur. Schließlich begleitet unsere Cloud-Campus Lösung den kompletten Lifecycle eines Netzwerks.

Huawei war der erste Hersteller mit WIFI-6 Produkten auf Markt. Dabei hat Huawei viel zur Standardisierung beigetragen und viele Technologien aus 5G eingebracht. Das WIFI-6-Portfolio deckt alle Anforderungen bis hin zu komplexen Umgebungen ab.
Huawei war der erste Hersteller mit WIFI-6 Produkten auf Markt. Dabei hat Huawei viel zur Standardisierung beigetragen und viele Technologien aus 5G eingebracht. Das WIFI-6-Portfolio deckt alle Anforderungen bis hin zu komplexen Umgebungen ab.
(Bild: Huawei)

Aber das ist ja nur die Management-Software...?

Genau. Eine Lösung wird daraus nur zusammen mit der Hardware, die damit verwaltet wird und das eigentliche Netzwerk bildet. Sie kennen mich, ich könnte an dieser Stelle bestimmt zwei Stunden über technische Innovationen und Besonderheiten referieren. Aber lassen Sie mich auf die folgenden Highlights eingehen: Unsere WIFI-6 Access-Points bieten basierend auf Technologien aus 5G und KI nie dagewesene Performance mit über 10 Gbps und bis zu 16 Spatial Streams. Über smarte Antennen, die auf Basis eines Antennen-Arrays und Frequenzmodulation das Signal auf Endgeräte richten und diesen sogar folgen können, wenn Sie sich bewegen, verbessern wir die Signalstärke und -qualität für das Endgerät und stellen eine optimale Versorgung sicher. Das ist ein großer Vorteil zu vergleichbaren Produkten auf dem Markt. Ein KI-basierter Roaming-Algorithmus sorgt für nahezu unterbrechungsfreies Roaming zwischen Access Points. Mit speziellen Client-Bridges können wir sogar paketverlustfreies Roaming sicherstellen, zum Beispiel für führerlose Transportsysteme in der Logistik. Zusammen mit der extrem niedrigen Latenzzeit unserer Access Points, ist unser WIFI-6 endgültig in der Lage, das kabellose Office zu realisieren. Zudem können die Access Points auch IoT-Applikationen realisieren. Das bietet neben Einsparungen in der Infrastruktur – schließlich muss neben WLAN nicht auch noch für die IoT-Anwendung eine separate Infrastruktur realisiert werden – auch Vorteile im Betrieb. Denn nicht selten arbeiten die IoT-Anwendungen im selben Frequenzband wie das WLAN. Ist beides im Access-Point integriert, so kann eine Synchronisation der Funktechnologien erfolgen und sichergestellt werden, dass sich die Systeme nicht gegenseitig stören.

Das klingt, als sei für jedes Unternehmen, egal welcher Größe, etwas dabei?

Ja. Es gibt hier weder Grenzen in Bezug auf die Größe der Netze noch auf Branchen. Das gilt übrigens auch für unser Switch-Portfolio. Zum Beispiel unsere Multi-Gigabit Switches mit 100M/1G/2,5G/5G und 10G Kupfer-Ports. Die Bandbreiten der Ports lassen sich über ein Lizenzmodell flexibel an die Anforderungen des Kunden anpassen. Darüber hinaus unterstützen diese Switches PoE++ und können mit Hybridkabeln, also spezielle Kabel mit LWL für Daten und Kupfer für die Stromversorgung, Access Points mit einer Kabellänge bis zu 300 Metern versorgen. In weitläufigen Bereichen wie zum Beispiel der Logistik können somit viele Unterverteiler eingespart werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass wir auch große modulare Switch-Systeme mit Cloud-Campus managen können. Somit können mit der Huawei-Lösung auch große Unternehmensnetze sowie Netzwerke in Universitäten, Flughäfen, etc. durchgängig aus einem Portfolio realisiert werden.

Ist das Management über Cloud-Campus nur auf lokale Netzwerke beschränkt?

Bei Cloud-Campus geht es nicht nur um das eigentliche Campusnetzwerk, sondern auch um die Verbindung der Standorte untereinander bzw. mit dem zentralen Standort. Von einfachen VPN-Verbindungen bis hin zu einem leistungsfähigen SD-WAN z.B. mit LTE- oder 5G-Backuplink können nahezu alle Anforderungen an moderne Standortvernetzung realisiert werden. Dabei hilft der branchenweit erste 5G Access Router (AR) für die Cloud-Ära, unser NetEngine 5G AR. Er bietet 5G-Ultra-Breitband-Uplink und eine Weiterleitungs-Leistung, die dreimal so hoch wie der Branchendurchschnitt ist. Unter den vielen Funktionen sind SD-WAN (Software-Defined-Wide-Area Network), Cloud Management, VPN (Virtual Private Network), MPLS (Multiprotocol Label Switching), Sicherheitsfunktionen und mehr.

Huawei CampusInsight ist eine Analyseplattform, die Logs und Performancedaten mittels KI analysiert und so den Betrieb des Netzwerks sowie die Fehlersuche vereinfacht. Zudem schafft CampusInsight einen 360-Grad-Blick auf das Netzwerk.
Huawei CampusInsight ist eine Analyseplattform, die Logs und Performancedaten mittels KI analysiert und so den Betrieb des Netzwerks sowie die Fehlersuche vereinfacht. Zudem schafft CampusInsight einen 360-Grad-Blick auf das Netzwerk.
(Bild: Huawei)

Hat die Cloud-Management-Software noch weitere Besonderheiten?

Einen großen Mehrwert bietet zudem CampusInsight – unsere Big Data Analytics Engine. Sie sammelt mittels eines eigenen Telemetrie-Protokolls Performance- und Statistikdaten, analysiert diese mit künstlicher Intelligenz und bietet so einen tiefen Einblick in das, was im Netzwerk passiert – auf User-Experience, Performance und so weiter. Darüber hinaus hilft CampusInsight beim Troubleshooting, indem es nicht nur das Netzwerk überwacht und Störungen alarmiert, sondern die eigentliche Ursache identifiziert. Und das geht ganz tief hinein in Themen wie Funkabdeckung, Authentifizierung, Clientprobleme, etc. Ganz wichtig: die Huawei-Komponenten lassen sich auch ohne die Cloud traditionell gemanagt betreiben. Wenn der Kunde sich also irgendwann entscheidet, ein eigenes Management-System aufzubauen oder die Komponenten per CLI, SNMP, etc. zu verwalten, so ist das jederzeit möglich.

Welches Preismodell erwartet den Endkunden?

Das liegt komplett in der Hand unserer Partner. Diese bieten den Kunden maßgeschneiderte Lösungen bis hin zu Full-Managed-Service oder Mietmodellen an. Wir unterstützen die Partner seitens Huawei mit einem sehr flexiblen Lizenzmodell der Cloud-Plattform, welches auf einem Lizenzpool basiert. Das ermöglicht dem Partner unterschiedliche und ebenso flexible Businessmodelle. So kann er seinen Kunden maßgeschneiderte und individuelle Lösungen anbieten.

Wo genau stehen die Cloud-Server geografisch?

Wie schon dargestellt, wird die Plattform von unseren Partnern gehostet und betrieben. Alle Partner, die diese Lösung aktuell in Deutschland anbieten, hosten die Cloud-Plattform in zertifizierten Rechenzentren in Deutschland und nach hier gültigen Gesetzen und Regelungen. Letztendlich kann der betreibende Partner die Rechenschaft über den Datenschutz ablegen, eine Tatsache, die unsere Kunden, die die Lösung nutzen, sehr schätzen.

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Wie geht es Ihrer Meinung nach technologisch weiter? Was wird die Zukunft bringen?

Wir entwickeln die Gesamtlösung natürlich stetig weiter. Kürzlich ist zum Beispiel das Management für unser OptiX-GPON Gigabit Passive Optical Network Portfolio hinzugekommen. Im zweiten Quartal 2021 werden neue Access Points und Switches das Portfolio zum einen nach unten abrunden, zum anderen kommen neue High-End Access-Switches mit 90 Watt PoE und MACsec [Power over Ethernet bzw. Media access control security, Anm. d. R.] hinzu. Im Laufe des Jahres erwarten wir eine 5G Radio Unit, durch die bestehende Router mit einem 5G-Backuplink erweitert werden können, ein neues modulares Switchsystem sowie viele neue Funktionen im Managementsystem und vor allem im Analyseteil CampusInsight. Gegen Ende des Jahres erwarten wir neue Access Points, die dann auch WIFI-6E unterstützen werden.

In welchen Branchen sind Ihre Cloud-Lösungen in Europa bzw. DACH bei Endkunden im Einsatz?

Wir haben zusammen mit unseren Partnern schon einige Projekte in Europa und auch in Deutschland realisiert. Hierzu gehören viele mittelständische Unternehmen, Kunden aus dem Bildungswesen – Stichwort Digitalpakt Schule – sowie große Unternehmen aus dem Bereich Retail wie beispielsweise ein großer Discounter und eine Drogerie-Kette.

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