„Cloud-Monitor 2021“ von Bitkom und KPMG Corona-Krisenjahr schiebt Cloud-Nutzung an
Inzwischen setzen 82 Prozent der deutschen Unternehmen auf Cloud-Anwendungen, stellt der zehnte Cloud-Monitor von Bitkom Research und KPMG fest. Doch damit nicht genug: 2025 könnte die Hälfte aller Applikationen und Dienste aus der Cloud kommen.
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Im Corona-Jahr 2020 hat die Nutzung von Cloud Computing noch einmal deutlich Auftrieb erhalten. Bezogen im Vorjahr noch drei Viertel der Unternehmen in Deutschland Rechenleistung aus der Cloud, sind es Anfang 2021 bereits acht von zehn Unternehmen, die Cloud-Services nutzen.
Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag die Cloud-Nutzung bei gerade einmal oder immerhin schon 28 Prozent. Neben denen, die bereits fest im Cloud-Sattel sitzen, diskutieren weitere 15 Prozent der Unternehmen aktuell über den Cloud-Einsatz oder haben ihn bereits fest geplant. Nur noch 3 Prozent sagen, dass die Cloud auch weiterhin kein Thema für sie ist.
Gerade im Pandemie-Krisenjahr hätten noch einmal viele Unternehmen die Vorteile von Cloud-Anwendungen erkannt. Das Arbeiten aus dem Homeoffice mit veränderten Anforderungen an Teamarbeit und Prozessen seien ebenso Gründe dafür, wie die weiterhin hohe Nachfrage nach skalierbaren IT-Anwendungen im Zuge einer verstärkten Digitalisierung, erklärt Lukas Gentemann, Senior Research Consultant bei der Bitkom Research.
Cloud-Lösungen erhalten Vorrang
Fast zwei Drittel der Unternehmen (63 Prozent; Vorjahr: 58 Prozent) nutzten im vergangenen Jahr Private-Cloud-Anwendungen, rund die Hälfte (46 Prozent; Vorjahr: 38 Prozent) setzten auf Public-Cloud-Lösungen. Rund jeder dritte Cloud-Nutzer (31 Prozent) verfolgt aktuell eine Cloud-First-Strategie, bei der Cloud-Lösungen den Vorrang vor Alternativen haben. Fünf Prozent setzen sogar auf eine Cloud-Only-Strategie, mit dem Ziel, alle Systeme langfristig in die Cloud zu migrieren. Unter den Großunternehmen ab 2.000 Beschäftigten hat die Hälfte (52 Prozent) eine Cloud-First-Strategie, sogar jedes Vierte (25 Prozent) eine Cloud-Only-Strategie.
Und schon 2025 wollen die bestehenden Cloud-Nutzer im Durchschnitt rund die Hälfte (52 Prozent) ihrer produktiven Anwendungen aus der Cloud betreiben. Die Großunternehmen ab 2.000 Beschäftigten verfolgen diesen Transformationsprozess noch mit deutlich höherer Geschwindigkeit und wollen sogar drei Viertel aller Anwendungen (74 Prozent) aus der Cloud beziehen. Hier zeichne sich eine „gigantische Umwälzung“ des Marktes ab, sagt Peter Heidkamp, Head of Technology Center of Excellence bei KPMG.
Cloud als Digitalisierungstreiber
Cloud Computing gewinnt auch immer stärkeren Einfluss auf das Geschäftsmodell und den Geschäftserfolg von Unternehmen. Neun von zehn Cloud-Nutzern (88 Prozent) sehen im Cloud-Einsatz einen großen Beitrag zur Digitalisierung des Unternehmens insgesamt. Im Vorjahr lag der Anteil mit 77 Prozent noch deutlich darunter. Für die Digitalisierung interner Prozesse sagen dies 80 Prozent (Vorjahr: 69 Prozent) und rund die Hälfte (48 Prozent) gibt an, dass Cloud Computing einen großen Beitrag für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle leistet (Vorjahr: 38 Prozent).
Im Corona-Jahr gewinnen Standardanwendungen deutlich an Bedeutung. So setzen 41 Prozent Office- bzw. Collaboration-Anwendungen aus der Cloud ein, im Vorjahr waren es erst 34 Prozent. Weitere 45 Prozent planen dies (Vorjahr: 41 Prozent). Noch deutlicher zugelegt haben E-Commerce-Anwendungen aus der Public-Cloud: Die Nutzung ist von 24 Prozent auf 38 Prozent gestiegen, der Anteil der Planenden geht leicht von 30 Prozent auf 27 Prozent zurück. ERP-Anwendungen nutzen 40 Prozent (Vorjahr: 36 Prozent), 31 Prozent planen dies (Vorjahr: 27 Prozent). CRM-Anwendungen setzen 37 Prozent aus der Public-Cloud ein, im Vorjahr waren es erst 26 Prozent. 40 Prozent planen dies aktuell (Vorjahr: 35 Prozent). Und HR-Anwendungen konnten ebenfalls leicht zulegen, von 23 Prozent auf 28 Prozent bei der Nutzung und von 38 Prozent auf 43 Prozent bei der Planung und Diskussion.
Auch das Interesse an neueren Technologien steigt: Drei von zehn (29 Prozent) setzen Internet-of-Things- bzw. Industrie-4.0-Anwendungen ein, 36 Prozent planen dies. Data-Lake-Anwendungen werden von jedem vierten dieser Unternehmen (26 Prozent) genutzt, bei 40 Prozent ist das in Planung. Immerhin jedes Achte (13 Prozent) greift auf Anwendungen zur Spracherkennung in der Public Cloud zu und jedes Dritte (36 Prozent) hat dies für die Zukunft vor. Allgemeine KI-Anwendungen liegen mit 10 Prozent Nutzung und 24 Prozent Planung etwas dahinter. Nur eine relativ kleine Minderheit von 3 Prozent greift über die Public Cloud auf Blockchain-Anwendungen zu, 7 Prozent planen oder diskutieren dies.
Anbieter-Auswahl und Budget
Leistungsfähigkeit und Stabilität der Systeme (89 Prozent) sowie Vertrauen in die Sicherheit und Compliance des Cloud-Providers (86 Prozent) sind die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Cloud-Dienstleisters. Drei Viertel (75 Prozent) der Cloud-Nutzer, die den Einsatz planen oder darüber diskutieren, achten darauf, dass die Rechenzentren im Rechtsgebiet der EU stehen. Mit deutlichem Abstand dahinter folgen Kriterien, die jeweils für rund die Hälfte der Unternehmen wichtig sind: Unabhängigkeit bzw. Offenheit des Cloud-Providers (54 Prozent), die Innovationskraft der digitalen Werkzeuge aus der Cloud (53 Prozent) und die Interoperabilität der Lösungen verschiedener Anbieter (51 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr liegt trotz der Pandemie das Budget für die Public-Cloud in den Unternehmen, die entsprechende Lösungen einsetzen, unverändert bei einem Fünftel (20 Prozent) des gesamten IT-Budgets.
Was bremst das Cloud-Wachstum?
In erster Linie sind es rechtliche Unsicherheiten. Unternehmen, die bislang auf den Einsatz von Public-Cloud-Lösungen verzichten, haben vor allem Sorge vor einem unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten. Drei Viertel (75 Prozent) nennen dies als Grund für ihre Zurückhaltung. Kurz dahinter liegen mit 67 Prozent Unklarheiten hinsichtlich der Rechtslage. Im Vorjahr gaben dies erst 60 Prozent an, vor zwei Jahren sogar nur 51 Prozent. Aktuell sagen zudem jeweils 6 von 10 Unternehmen (60 Prozent), die keine Public-Cloud nutzen, dass rechtliche und regulatorische Bedingungen dagegensprechen, dass Bedenken wegen Hardware-Schwachstellen wie Spectre und Meltdown sie davon abhalten oder dass sie den Verlust von Daten befürchten.
Die rechtlichen Vorgaben machen Unternehmen zunehmend das Leben schwer, die Public-Cloud-Lösungen einsetzen. Aktuell geben 53 Prozent der Public-Cloud-Nutzer an, dass sie bei der Integration der Public-Cloud-Lösungen in die bestehende IT-Infrastruktur Schwierigkeiten bei der Umsetzung ihrer Compliance-Anforderungen hatten. Im Vorjahr waren es erst 41 Prozent, vor zwei Jahren sogar nur 29 Prozent. Und unter den Unternehmen, die Cloud-Anwendungen nutzen, es planen oder darüber diskutieren, sagen mehr als die Hälfte (58 Prozent), dass das Urteil des Europäischen Gerichtshofes bezüglich des Privacy-Shield-Abkommens und der internationalen Datentransfers („Schrems II“) Auswirkungen auf ihre Cloud-Strategie hat.
Erstmals dazu befragt, beklagen vier von zehn Unternehmen (41 Prozent) eine fehlende Kostentransparenz und Kostenplanbarkeit, die sie daran hinderten, Public-Cloud-Dienste zu nutzen.
Zusammenfassend erklärt Studienautor Heidkamp: „Die Nutzung der Public-Cloud erfordert eine gute Planung und ein entsprechendes Sicherheitskonzept. Cloud-Provider sind absolute Sicherheitsprofis, die entsprechende Fachleute beschäftigen, um die Daten und Anwendungen ihrer Kunden bestmöglich abzusichern. Die europäische Gaia-X-Initiative ist zudem ein Baustein, um mit einheitlichen Standards und rechtssicheren Vorgaben auch mehr Vertrauen bei Cloud-Anwendungen zu schaffen.“
Zur Methodik
Der „Cloud-Monitor“ fasst die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der KPMG AG zusammen. Anfang 2021 wurde 556 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland zu verschiedenen Aspekten ihrer Cloud-Nutzung befragt. Der vollständige Bericht ist unter dem Link Cloud-Monitor 2021 verfügbar.
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