AWS Transformation Day 2018 in München AWS stellt Kompetenzprogramm für Industrie-Partner vor
Amazon Web Services hat kürzlich in München sein neues "Industrial Software Competency Program" vorgestellt. In diesem Schulungs- und Zertifizierungsprogramm sind bislang 15 Partner mit 18 Lösungen vertreten, darunter Siemens, Infor und Autodesk. Es richtet sich speziell an solche Partner, die Lösungen für Kunden aus der Fertigungsindustrie anbieten.
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„Das Industrial Software Competency Program wendet sich an den Mittelstand ebenso wie an Startups und Großunternehmen", erläutert Jan Metzner, Specialist Solutions Architect IoT bei AWS. „Diese Kunden erhalten Cloud-basierte Lösungen, speziell in den Bereichen Produkt-Design (CAD, CAE, EDA), Produktionsgestaltung (CAM, PLM, PDM) und Produktionsbetrieb (MES, ERP, MOM, SCM, IIoT)."
Die zertifizierten Lösungen wie etwa Siemens' IoT-Plattform Mindsphere würden laut Metzner den AWS-Best-Practice-Vorgaben für Industrie-Anwendungen in einer sicheren, performanten, zuverlässigen und effizienten Cloud-Infrastruktur entsprechen. „Wie alle Applikationen im AWS Partner Network (APN) haben sich die Lösungen einer strengen Prüfung unterziehen müssen", so Metzner. „Der zentrale Wert des AWS Competency Programs besteht darin, das Vertrauen von Kunden zu erringen, indem es Unternehmen hilft, die besten APN-Partner zu wählen, je nachdem, ob Workload, Lösung oder Branchenzweck im Vordergrund stehen." In dem Programm würden die besten APN-Partner identifiziert, validiert und differenziert, die Kundenerfolge und eine hohe Spezialisierung in bestimmten Lösungsbereichen vorweisen können.
Außer seiner eigenen IoT-Technologie wie etwa IoT Core oder AWS Greengrass für Edge Computing würde AWS aber keine vorgefertigten Bausteine bereitstellen. „Dafür sind die Kunden und ihre Bedürfnisse zu unterschiedlich." Metzner nannte mehrere herausragende Partner im Industrial Competency Programm. Kundenstimmen zu den Partnern finden sich bereits allesamt auf einer Blog-Seite online.
Die Partner
Im Bereich „Produkt-Design“ finden sich namhafte Hersteller wie Autodesk, Siemens und Cadence. Autodesk Forge, eine Cloud-basierte Entwicklungsplattform, führt Industriedaten zusammen und automatisiert Workflows. Wenn der Kunde den Design-bis-Fertigung-Lebenszyklus damit automatisiert, soll er den Kostenaufwand verringern und die Zeit bis zur Marktreife verkürzen können.
Siemens Teamcenter ist ein System für das Product Lifecycle Management (PLM), das Menschen kollaborativ mit den Abläufen für intelligente Produkt-Innovation und Geschäftsentscheidungen zusammenbringt. Ein komplementäres Siemens-Produkt stellt Mindsphere dar, allerdings im Bereich „Production / Operations": ein offenes, Cloud-basiertes IoT-Betriebssystem, das Produkte, Fabriken, Systeme und Maschinen miteinander verbindet. Diese PaaS- und SaaS-Lösung auf AWS liefert ihren Nutzern durch Advanced Analytics Leistungsdaten, findet Muster, sagt Trends voraus und digitalisiert Betriebsabläufe. Das verringere laut Siemens Betriebskosten und steigere die Laufzeit der Maschinen, während der Nutzer detaillierte Einblicke in Maschinen und Prozesse erhalte.
Production Design
DAQRI ist hingegen im Bereich der Augmented Reality tätig. DAQRI Worksense ist eine Plattform für digitales Arbeiten mit Augmented Reality, während DAQRI Smart Glasses die entsprechende AR-Brille dafür darstellt. Gräbert stellt die ARES Kudo Suite für CAD her, während ScaleX Enterprise von Rescale die Simulationen von HPC-Anwendungen auf AWS-Ressourcen ermöglichen soll. Cadence Design Systems ist im Bereich Electronic Design Automation (EDA) von Halbleitern tätig. Die Partner sind also recht unterschiedlich ausgerichtet.
Dass die Produkte der Partner keine Ladenhüter oder gar Luftschlösser darstellen, belegt der Fall von ZeroLight. Autohersteller wie Audi verlassen sich auf den Hersteller von dreidimensionalen Verkaufserlebnissen, dass die Echtzeit-Darstellungen Interessenten online anziehen und informieren.
Die Fabrik aus dem Baukasten
Ein interessanter Partner für praxisorientierte Ingenieure ist Tulip Interfaces. Der US-amerikanische Anbieter will es Ingenieuren mit seiner Manufacturing App Plattform ermöglichen, Fertigungsanwendungen für die Cloud und das Smartphone (Windows, Android) zu erstellen, ohne dafür programmieren können zu müssen. Der Nutzer gibt einfach mit Point & Click die nötigen Komponenten an Maschinen (Endgeräten) und Protokollen für den Datentransfer vor und verbindet die Prozesse mit bestimmten Anwendern. Das könne der Nutzer in verschiedenen Sprachen für verschiedene Qualifikationen und für unterschiedliche Sicherheitsniveaus vornehmen.
„Wir wollen die Fähigkeiten von Ingenieuren etc. erweitern und ihnen helfen, ihre Aufgaben besser zu erfüllen, indem wir ihnen ein solche Design-Werkzeug für ihre individuelle Fertigungsstätte an die Hand geben", sagte Yuval Marcus von Tulip Interfaces im Gespräch. Dieses Vorgehen habe zwei weitreichende Effekte: "Verbesserungsvorschläge kommen jetzt von der Basis der Mitarbeiter, zweitens müssen die Ingenieure nicht mehr darauf warten, bis die IT zusammen mit der Fachabteilung eine solche App auf die Beine gestellt hat – meist erst nach mehreren Monaten." Das führe zu einer erheblichen Beschleunigung und Demokratisierung des Fabrik-Designs und der Fabriksteuerung. „Diese Vorgehensweise erfolgt nach dem Selbstbedienungsprinzip wie in der Self-Service Business Intelligence." Das Video dazu findet sich auf YouTube.
Es verwundert nicht, dass Tulip Interfaces zudem für 350 US-Dollar eine Art Baukasten für eine kleine Fertigungsstätte anbietet. Mit dem "Factory Kit" kann man eine Fertigungsmaschine aus Einzelteilen zusammenbauen und laufend erweitern, wobei die Komponenten aus einem Online-Katalog auszuwählen sind.
Analystenstimmen
„Die Cloud ist der neue Standard", erklärte Maggie Slowik, Senior Research Analyst bei IDC Manufacturing Insights EMEA. „Wie unsere Studie in der Fertigungsindustrie ergeben hat, ziehen 60 Prozent der befragten Endanwender der Fertigungsbetriebe in Westeuropa Investitionen in die Cloud in Betracht. Die Sicherheitsbedenken, die bisher vorherrschten, sind wesentlich geringer geworden." Deshalb stehe AWS mittlerweile für Security, Zuverlässigkeit und vor allem Skalierbarkeit.
Der Hauptgrund für den Druck, in die Cloud zu gehen, sei die Differenzierung durch Innovation, und zwar nicht (nur) auf globaler Ebene, sondern vor allem lokal und regional. „Die Marktführer erobern einen wachsenden Marktanteil, und dagegen müssen mittlere Unternehmen bestehen können." Nur Cloud-basierte Agilität im Verein mit Digitalisierung und Innovation ermöglichen die Wettbewerbsfähigkeit. Aktuelle Wettbewerbsfelder seien Industrie 4.0 und Smart Factory, Robotik, KI, 3D-Druck und IoT bzw. Edge Computing. Dass die Bereiche Logistik, Qualitätskontrolle sowie Manufacturing Execution Systems (MES) weiterhin entscheidend für den Erfolg sind, merkte Slowik nur am Rande an. „Mit Siemens hat AWS eine wichtige Referenz vorzuweisen."
René Buest, Research Director für Managed Business und Tech Services bei der Gartner Group, sagte im Gespräch, dass AWS mittlerweile bei allen Enterprise-Kunden in der engeren Auswahl steht und als Marktführer angesehen wird, neben Google und Microsoft Azure. „Wobei sich Alibaba gerade anschickt, den deutschen Markt zu erobern." Wichtige AWS-Referenzen seien Siemens, Audi und Flixbus. „AWS gibt den zahlreichen deutschen 'Hidden Champions' eine Chance, zum Global Player aufzusteigen, zunächst in Europa."
Das Risiko durch Latenzzeiten bei der Datenübertragung und App-Nutzung lasse sich durch die lokale Nähe zu Availability -Zentren und AWS-Regionen wie etwa Frankfurt/Main stark reduzieren, so Buest weiter. Wichtig sei allerdings, die jeweils lokal geltenden Gesetze wie etwa die DSGVO zu beachten. Die DSGVO wird von allen AWS-Services erfüllt.
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