Die TU Berlin teilt ihre Roadmap tubCloud: File-Sharing und Collaboration leicht gemacht
Wissen ist Macht, und diese Macht existiert in Form von Daten. Der Austausch von Wissen ist das Fundament jeder Wissenschafts- und Forschungsgemeinschaft. Daten müssen von Gleichgesinnten gemeinsam genutzt werden können, damit verschiedene Communitys effizient zusammenarbeiten können.
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So wichtig wie der Zugriff auf Daten ist auch die Zugriffskontrolle: wer kann auf die Daten zugreifen und wer nicht? Dies war bisher eine große Herausforderung für Unternehmen, die online zusammenarbeiten. Glücklicherweise gibt es mittlerweile herstellerneutrale Open-Source-Lösungen, die Anwendern die volle Kontrolle über ihre Daten ermöglichen.
tubIT, das IT-Servicezentrum der Technischen Universität Berlin (TU Berlin), ist eine Organisation, die den Nutzern der TU Berlin und mehreren Mitgliedern des Deutschen Forschungsnetzes (DFN), einer Kooperation von Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland, Cloud-basierte Lösungen, einschließlich tubCloud, anbietet.
tubCloud ist eine Dateisynchronisations- und Speicherlösung, die auf Nextcloud basiert, einem Open Source Enterprise File Sync and Storage Projekt. Nextcloud ist ein Konkurrent von Diensten wie Dropbox und schützt die Privatsphäre der Nutzer sowie ihre Daten. tubCloud bietet Standardfunktionen, die Nutzer von kommerziellen Diensten wie Dropbox erwarten würden, einschließlich Datenspeicherung und -synchronisation, Online-Musikwiedergabe, Bildergalerie und mehr.
Basierend auf Nextcloud
Die aktuelle Version von tubCloud basiert auf Nextcloud 12. Bereits im Jahr 2011, als die TU Berlin bestehende Lösungen evaluierte, entschied sie sich für ownCloud , da es von den evaluierten Produkten die meisten Anforderungen erfüllte. Im Mai 2017, als der Vertrag mit ownCloud auslief, entschied man sich nach einer Ausschreibung mit allen führenden Softwareanbietern von Cloudspeichern für die Migration auf Nextcloud. Die TU Berlin migrierte ihre tubCloud von ownCloud 9.1 auf Nextcloud 11.
Mit dieser Migration konnte tubCloud die Performance massiv verbessern und erreichte in Spitzenzeiten eine um über 38 Prozent geringere Datenbanklast, was sich in einem schnelleren Service für die Anwender niederschlug. Neben der Leistungssteigerung brachte tubCloud auch bessere Sicherheit und neue Funktionen mit sich.
Heute bedient die mit Nextcloud betriebene tubCloud mehr als 30.000 Anwender in 16 Organisationen. tubCloud verwaltet Millionen von Dateien. „Die meisten dieser Dateien sind kleine 1kb - 2kb Dateien, aber das sind kritische Dateien - Textdateien, die Forschungsartikel, Sitzungsprotokolle, Beispieldaten aus der Forschung und vieles mehr sein könnten. Dann gibt es größere Dateien, die einige Gigabyte beanspruchen, in den meisten Fällen handelt es sich um Rohdaten aus Forschungsinstrumenten“, sagte Dr. Thomas Hildmann, Leiter der Infrastrukturabteilung der tubIT und Sprecher des DFN Forum Clouddienste. Zur Zeit hilft Nextcloud tubCloud dabei, über 30 TB Daten von DFN-Mitgliedern zu verwalten.
„Sharing is caring“
Die Weitergabe dieser Daten an andere Universitäten und Teams innerhalb derselben Organisation ist für DFN-Mitglieder von entscheidender Bedeutung. Es ermöglicht ihnen, einfach und sicher zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig hat Deutschland einige der strengsten Datenschutzgesetze der Welt, so dass tubCloud die Balance zwischen Teilen und Privatsphäre wahren muss. Bei Nextcloud gehören diese beiden Funktionalitäten – das Teilen von Dateien und die volle Kontrolle über die Privatsphäre – zu den Kernfunktionen.
Nextcloud arbeitet an Datenschutz- und Kollaborationsfunktionen, die nicht einmal in der populärsten kommerziellen Software zu finden sind, wie z.B. Advanced Sharing und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Teams können eine fein abgestimmte Zugriffskontrolle auf Dateien anbieten, wie z.B. das Ablaufen von Freigaben nach einer bestimmten Zeit oder die Zugriffsbeschränkung in bestimmten Regionen.
Nextcloud vereint all diese Funktionen und bleibt dennoch einfach zu bedienen. „Wenn ein neues Team erstellt wird, erstellt Nextcloud einen Teamordner mit Freigaben für jedes Mitglied, welches vom Admin hinzugefügt wird. Jedes Mitglied erhält die gleiche Benutzeroberfläche", so Hildmann.
Nextcloud bedient die bestehenden Bedürfnisse von tubCloud-Anwendern sehr gut. „Derzeit nutzen 90 Prozent der Benutzer die Datei- oder Ordnerfreigabe. Das ist die am häufigsten verwendete Funktion und es ist sehr wichtig für unsere Benutzer, dass ihre Dateien mit mehreren Computern synchronisiert werden", sagt Hildmann.
Gleichzeitig arbeitet die Nextcloud-Community weiter an neuen Funktionen und Verbesserungen für die nächste Version. Einige der neuen Funktionen, die tubCloud-Anwender in den kommenden Monaten nutzen können, basieren auf der internen Roadmap von tubCloud und beinhalten:
Online Collaboration: tubCloud bietet integrierte Unterstützung für einfache Textbearbeitungsfunktionen. Aber Benutzer können eine ähnliche Erfahrung wie bei Google Docs erzielen. Die TU Berlin hat mit Collabora Productivity und einigen Forschungspartnern zusammengearbeitet, um tubCloud-Anwendern einen Google Docs/Office 365 ähnlichen Kollaborationsservice anzubieten. Während einige Forschungspartner ab Januar Collabora Online in Verbindung mit Nextcloud einsetzen werden, plant die TU Berlin den Start etwas später im Jahr, da sie umfangreiche Tests durchführen möchten, bevor sie Collabora Online für mehr als 30.000 Nutzer einsetzen.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Es gibt bestimmte Anwendungsfälle, in denen tubCloud-Benutzer eine starke Verschlüsselung für private oder sensible Daten benötigen, die gesetzlich vorgeschrieben ist. Zusätzlich zur bestehenden On-Storage-Verschlüsselung entwickelte Nextcloud die branchenweit erste Lösung zur vollständigen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Lösung ermöglicht den Benutzern, eine beliebige Anzahl von Ordnern für eine vollständige Ende-zu-Ende-Sicherheit auszuwählen, was selbst populäre Anbieter wie Dropbox nicht haben. Die TU Berlin untersucht diese Ende-zu-Ende-Verschlüsselungslösung für die Implementierung in tubCloud für spezifische, hochsensible Daten.
Audio-Video-Chat: Nextcloud verfügt zwar über eine native Audio/Video-Chat-Funktionalität, genannt Nextcloud Talk, aber da die TU Berlin bisher noch Nextcloud 12 benutzt, wurde sie noch nicht implementiert. Derzeit greift die TU Berlin auf teure Tools von Drittanbietern zurück, um den Mitgliedern Audio- und Video-Chats anzubieten. Diese Tools sind proprietär und erfordern eine völlig andere Umgebung. Native audio-visuelle Chat-Unterstützung durch Nextcloud löst viele Probleme der TU Berlin. „Es wäre schön, ein Tool zu haben, das auf unserer OpenStack-Infrastruktur läuft und sich leicht kombinieren lässt, im Moment sind das noch zwei Welten", sagte Hildmann. tubCloud erhält mit Nextcloud 13, das über eine ausgereifte Chat-Funktionalität verfügt, einen vollwertigen Chat-Support.
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Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Kommunikationsplattform
Nextcloud 13 vereint File Sync und Talk
Gruppenchats: Eine der Beobachtungen der TU Berlin ist, dass Studenten dazu neigen, häufiger Text-Chats zu benutzen. Die TU Berlin plant im Jahr 2018 die Einführung von Gruppenchats, damit die Studierenden miteinander chatten können. Nextcloud arbeitet an solchen Features im kommenden Nextcloud Talk Release, das die TU Berlin einsetzen könnte, um den Nutzern eine voll integrierte Lösung anbieten zu können.
Deck & Kanban: tubCloud möchte auch tubCloud-Anwendern eine eng integrierte Projektmanagement-Lösung anbieten. Im Moment experimentieren sie mit Deck, das von Nextcloud noch nicht unterstützt wird. Aufgrund des großen Interesses an dem Projekt ist Nextcloud sehr darum bemüht, sich weiter dafür einzusetzen. Die aktuelle Implementierung von Deck ermöglicht es den Teams, den Überblick über die Projekte zu behalten, an denen sie beteiligt sind. Obwohl das Tool den Anwendern nicht offiziell angekündigt wurde, haben viele Anwender es seit der Installation genutzt und es gibt bereits einige Feature-Anfragen, die an das IT-Team gesendet wurden.
tubFS: Darüber hinaus arbeitet die TU Berlin an der Einführung eines eigenen Speicherdateisystems namens tubFS. Es basiert auf dem Open-Source-Projekt CEPH FS. Der Hauptgrund für die Erstellung von tubFS sind die Anwendungsfälle, in denen kein Sync-Client verwendet werden kann, z.B. in Terminals, in denen die VM wiederhergestellt wird, wenn sich ein Benutzer abmeldet. Benutzer können nicht auf tubCloud-Daten zugreifen, aber tubFS löst dieses Problem. Es ermöglicht Benutzern den Zugriff auf Daten aus dem Frontend mit Nextcloud oder Samba Share. Aus Anwendersicht wird es immer ein Datenverzeichnis geben, das gleich aussieht, unabhängig davon, von welchem Gerät aus sie darauf zugreifen.
Große Herausforderungen
Die TU Berlin hat ihre Zukunftspläne auf die Migration ihrer Infrastruktur auf OpenStack Cloud und andere Open-Source-Technologien ausgerichtet. Ihre Vision ist es, einen zentralen Ort zu schaffen, an dem alle Mitglieder der TU Berlin/DFN jederzeit auf all ihre Dateien zugreifen oder sie für andere freigeben können, gemeinsam an diesen arbeiten können, miteinander chatten und vieles mehr.
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