Büro und Rechenzentrum Rackspace ist im deutschen Markt angekommen
Nach Deutschland drängt es Rackspace seit langem. Dass es dem Managed Hosting Provider mit seinem aktuellen Vorstoß ernst ist, zeigt nicht nur der Aufbau eines Teams in München. Mitte 2017 soll auch sein erstes deutsches Rechenzentrum in Betrieb gehen.
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Einen Lernkurve musste Rackspace durchlaufen, bis sich das US-Unternehmen dazu entschloss, hierzulande eine Organisation aufzubauen. „Die Vorstellung, man könne den deutschen Markt von London oder Zürich aus bedienen, ist falsch“, resümiert Alex Fürst, seit dem 1. September erster Mitarbeiter des Hosting Providers in Deutschland. Als Vice President DACH zeichnet der frühere Acronis-Manager seither für das Rackspace-Geschäft im deutschsprachigen Raum verantwortlich. Sein Schreibtisch steht im neuen Münchner Büro, für das der Vertriebsprofi inzwischen fünf weitere Mitarbeiter rekrutiert hat.
„Wir sind jetzt hier und werden sehr schnell wachsen“, kündigt Fürst selbstbewusst an. Mittlerweile ist Rackspace offenbar fest entschlossen, das Geschäft in der Region mit den notwendigen Ressourcen auszustatten. „Deutschland ist der größte Markt in Europa und besitzt für uns höchste Priorität“, versichert Alex Pinchev, der Anfang 2016 als President Global Sales & Marketing zu Rackspace kam. Der Branchenveteran – ehemals CEO bei Acronis und Vertriebschef bei Red Hat – arbeitete vor der Jahrtausendwende selbst 15 Jahre lang in München. Fürst und Pinchev stellten in der vergangenen Woche gemeinsam mit weiteren internationalen Führungskräften das neue Büro und die Pläne für die Region vor.
Momentan ist der DACH-Chef damit beschäftigt, sechs weitere offene Stellen zu besetzen. Bis Ende 2017 soll das Team für Deutschland, Österreich und die Schweiz auf mehr als 50 Mitarbeiter – darunter Architekten, Entwickler und Evangelisten – anwachsen. Von diesen Leuten werden einige in Zürich arbeiten, wo Rackspace seit Mitte 2014 seinen internationalen Hauptsitz hat.
Deutsches Datacenter
Nicht nur in Personal investiert der Provider, den das Beteiligungsunternehmen Apollo gerade für 4,3 Milliarden Dollar gekauft und Anfang November von der Börse genommen hat. In Frankfurt / Main entsteht in den kommenden Monaten das erste deutsche Rechenzentrum, das Mitte 2017 in Betrieb gehen soll. Damit will Rackspace nach eigenen Angaben den strengen Datenschutzgesetzen in der DACH-Region gerecht werden. Bislang musste das US-Unternehmen deutsche Kunden an das Datacenter in London verweisen, wo es bereits 2000 seine erste europäische Niederlassung eröffnete.
Das Business-Modell von Rackspace unterscheidet sich von dem klassischer Hoster, die nur die reine Infrastruktur betreiben. Demgegenüber managen die „Rackers“, wie der Provider seine Mitarbeiter nennt, große Teile des Kunden-Stacks inklusive Applikations- und Security-Komponenten. Sie erbringen dazu rund um die Uhr einen umfangreichen Support. „Der Service steht bei uns immer im Mittelpunkt“, betont Reinhard Waldinger, Managing Director International bei Rackspace (siehe „Ergänzendes zum Thema").
In den USA und UK stellt das texanische Unternehmen auch Public Cloud Services auf Basis der OpenStack-Architektur bereit, die es ursprünglich gemeinsam mit der NASA entwickelt hat. Damit steht Rackspace einerseits im Wettbewerb mit Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure. Andererseits bietet der Managed-Hosting-Spezialist seinen so genannten „Fanatical Support“ seit 2015 auch für die Cloud-Plattformen der beiden Hyperscaler an. In dieser Konstellation tritt der Provider nicht als Betreiber, sondern nur als Dienstleister auf.
Dedizierte Systeme
Im deutschen Datacenter wird sich Rackspace ganz auf den Betrieb dedizierter Systeme konzentrieren. Dabei soll der Schwerpunkt auf VMware-Infrastrukturen liegen, die von Rackers vollständig gemanagt werden. Mit seiner Technologiekompetenz sei der Hoster aber auch in der Lage, andere Infrastrukturkonzepte umzusetzen, versichert Waldinger. „Wir können dem Kunden alles liefern, was er wünscht.“
Das Unternehmen plant dagegen nicht, Public-Cloud-Dienste in Deutschland bereitzustellen. Am Standort Frankfurt wird es seinen Kunden jedoch die Möglichkeit bieten, ihre gehostete Private Cloud um Services von AWS und Azure zu ergänzen. Beide Hyperscaler seien mit ihrem Portfolio „State of the Art“, urteilt Roger Schroth, Director of International Strategy bei Rackspace. „Das kann man nicht besser machen.“ Als Managed Cloud Provider bestehe die Aufgabe von Rackspace darin, private und öffentliche Welten nahtlos miteinander zu verbinden und so hybride Szenarien für die Kunden zu realisieren.
Der Hoster rechnet damit, dass die weltweite Nachfrage nach Infrastruktur-Services aus der Public Cloud weiter sprunghaft steigen wird. Ein Problem sehen die Rackspace-Verantwortlichen allerdings darin, dass es im Markt zu wenig Wissen darüber gibt, wie man Workloads auf eine Cloud-Plattform verschiebt und wie man sie dort betreibt. Solche Migrationen dürfe man nicht nur technologisch angehen. Vielmehr müsse man auch Prozesse im Vendor- und Service-Management sowie im Personalwesen anpassen. Dabei könne der Provider seine Kunden mit Knowhow, Tools und Services unterstützen. Unisono verweisen die Manager auf die Erfahrung von Rackspace bei der Erstellung und dem Betrieb von AWS- und Azure-Lösungen für Endkunden. Allein für die Amazon-Cloud hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 500 Zertifizierungen erworben.
Kooperation mit dem Channel
Auch große Systemhäuser wie etwa ACP, Computacenter oder Fritz & Macziol betrachten es mittlerweile als ihre Aufgabe, Kunden auf dem Weg in die Cloud zu begleiten. Drängt mit Rackspace nun ein Rivale in den Markt? DACH-Chef Fürst jedenfalls verfolgt eine Strategie der Kooperation mit dem Channel, wie er im Gespräch mit IT-BUSINESS erläutert. Er habe kein Problem damit, „wenn wir mit unseren Leistungen nur einen Teil der Lösung abdecken“. Auch in den USA und UK arbeitet Rackspace mit Partnern zusammen. Dort macht der Provider aber nahezu zwei Drittel des Geschäfts direkt. Da der deutsche IT-Markt anders funktioniert, hält es Fürst für „gut möglich, dass hier 80 Prozent unseres Geschäfts über den Channel laufen wird“. Zielmarkt ist der gehobene Mittelstand. Spätestens 2020 möchte der Manager in der Region die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro übertreffen.
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