Cloud Computing legt Grundlagen für die nächsten IT-Megatrends Nach der Cloud ist vor KI und Blockchain

Ein Gastbeitrag von Roland Hofstetter, Diamant Software* Lesedauer: 5 min

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Die Digitalisierung ist in vollem Gange und das Cloud Computing ist ein zentraler Bestandteil davon. Auch im kaufmännischen Bereich löst die Technologie lokale Lösungen immer mehr ab. Schließlich legt die Cloud nicht nur den Grundstein für das moderne, digitale Arbeiten – sie bildet auch die Basis für die nächsten IT-Megatrends wie Künstliche Intelligenz und Blockchain.

Der Einsatz von KI ebenso wie von Blockchain wird zukunftsweisend sein – gerade auch für den kaufmännischen Bereich.
Der Einsatz von KI ebenso wie von Blockchain wird zukunftsweisend sein – gerade auch für den kaufmännischen Bereich.
(Bild: Blue Planet Studio - stock.adobe.com)

Digitale Sprachassistenten, ChatGPT und Peer-to-Peer-Transaktionen sind nur einige Beispiele, die illustrieren, wie sehr KI und Blockchain bereits Einzug in unseren Alltag gehalten haben. Der kaufmännische Bereich ist ein gutes Anwendungsbeispiel. Hier zeigt sich, was beide Trend-Technologien bereits heute in der Lage sind zu leisten und wie disruptiv sie diese Branche in Zukunft verändern werden.

Im Rhythmus der Mega-Trends

Wie viel ist Hype und wie viel davon hat Substanz? Diese Frage umkreist viele „Trend”-Technologien, auch die Blockchain oder KI. Als Diamant Software vor 18 Jahren auf der Cebit die erste cloud-basierte Software für das Rechnungswesen vorstellte, ahnten viele noch nicht, wie sehr die Technologie die Welt verändern würde. Doch ist das bei jeder Innovation, die viel Aufmerksamkeit erhält, ebenso?

Der Chatbot von ChatGPT hat dafür gesorgt, dass alle Welt über KI und ihren Einsatz im Joballtag spricht. Das ist gut so, denn es verändert das Image von KI auf positive Weise und zeigt konkrete Anwendungsfälle für die Allgemeinheit. Gleichzeitig steigt auch die Befürchtung, dass durch ihren Einsatz viele Jobs wegfallen.

Ähnliches durchlebt gerade die Blockchain-Technologie, die in der allgemeinen Wahrnehmung vor allem mit Kryptowährungen in Zusammenhang gebracht wird, tatsächlich aber viel mehr leisten kann. Lange gehypt und aus der Distanz beäugt, hat mit dem Absturz der Kryptobörsen das Image von Blockchain stark gelitten. Hype hin- oder her: Der Einsatz von KI ebenso wie von Blockchain wird zukunftsweisend sein – gerade auch für den kaufmännischen Bereich. KI ist es schon heute, die Blockchain steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber mit den richtigen Rahmenbedingungen viele Transaktionen vereinfachen und sicherer gestalten. Ein Blick auf den Status quo und das Potenzial:

Künstliche Intelligenz im Rechnungswesen

Das Cloud Computing ist die Grundlage dafür, dass KI überhaupt skalierbar und für jedes Unternehmen verfügbar ist. Aus dem Rechnungswesen gibt es schon heute praktische Anwendungsbeispiele für automatisierte Prozesse: Darunter „Cognitive Automation“: Die Technologie ist dazu in der Lage, Tätigkeiten zu übernehmen, die sich regelmäßig wiederholen und gerade deswegen fehleranfällig sind. Voraussetzung dazu ist, dass die Software schriftliche Sprache versteht.

Hier kommt die sogenannte Optical Character Recognition (OCR) ins Spiel. OCR wandelt eingescannte Texte in maschinenlesbare Zeichen um. Ein Alltagsbeispiel: Die Software „liest“ die Inhalte einer Rechnung, kontiert sie, ordnet sie einem Auftrag zu, verbucht die Rechnung nach der Freigabe durch den zuständigen Mitarbeitenden und veranlasst die Zahlung. Dabei findet sie einen Fehler. Die Buchung wird nicht ausgeführt und der Anwender bekommt automatisch einen Hinweis. Die eigentliche Intelligenz besteht dann darin, die Wahrscheinlichkeiten zu berechnen und zu prüfen, ob bspw. Steuernummern oder Kontonummern korrekt sind oder einen Zahlendreher enthalten. Ebenso ist es möglich, eine Vielzahl an Eingangsrechnungen auf Basis bekannter Muster automatisch den Kreditoren zuzuweisen. Viele manuelle Prozesse entfallen dadurch.

Darüber hinaus ist die KI in der Lage, mit der Zeit auf Basis von Mustern dazuzulernen. Die KI kann sogar Verbesserung der eigenen Erkennungsrate vorschlagen, indem berechnet wird, welche Rechnungen besonders informativ für ein besseres, neues Modell wären. Das nächste Level nach dem Active Machine Learning ist der Einsatz von Sprachassistenten, wie wir sie bereits aus dem Alltag für die Routenführung oder Sprachbefehle für das Nutzen von Smartphones oder Smart-Home-Geräten kennen. Durch den Einsatz von Sprachassistenten im Job ist es abteilungsübergreifend möglich, Kontostände oder Informationen zu einem bestimmten Kunden kurzerhand und ohne viel Zeitaufwand abfragen. So müssen Geschäftsführung oder auch Marketingabteilungen nicht mehr auf die Informationen aus dem Rechnungswesen warten, sondern können direkt mit den Echtzeit-Zahlen arbeiten.

Diese Art der Mensch-Maschine-Interaktion (Human-in-the-Loop) wird den Alltag in den Buchhaltungs-Abteilungen zunehmend bestimmen. Der Mensch wird bei Routineaufgaben entlastet und hat mehr Zeit für strategische Tätigkeiten. Damit KI sich im Berufsalltag weiter etablieren kann, braucht es vor allem Offenheit gegenüber der Technologie sowie die Bereitschaft, Bekanntes zu verändern.

Die dreifache Buchführung dank Blockchain

In einer Bitkom-Umfrage stimmen 59 Prozent der Unternehmen der Aussage zu, dass die Blockchain eine der wichtigsten Zukunftstechnologien ist und derzeit stark unterschätzt wird. Insbesondere in den Bereichen Finanzen, Buchhaltung und Controlling sehen die Befragten mit 73 Prozent große Potenziale. Auf der Blockchain kann eine Kette aus verschiedenen Daten-Blöcken dezentral erstellt und gespeichert werden. Der weitere Vorteil liegt darin, Daten schnell und sicher innerhalb eines Netzwerks zu teilen sowie insgesamt in der Manipulationsfreiheit der Blockchain.

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Gerade im Rechnungswesen sind die Vorzüge der Blockchain-Technologie vergleichsweise einfach einsetzbar. Im Grunde kann man sich die Blockchain wie ein Kontobuch vorstellen, das nicht von einer Instanz wie einer Bank verwaltet wird, sondern dezentral in miteinander verketteten Datenblöcken. Möchte jemand eine Transaktion vornehmen, erfolgt dies nicht klassisch über einen vertrauenswürdigen Intermediär, sondern direkt an die Zielperson, also Peer-to-Peer. Um festzuhalten, dass die Person einen bestimmten Betrag an die Zielperson überweist, wird diese Information in dem dezentralen Kontobuch, der Blockchain veröffentlicht: In jedem Block des Netzwerks wird die Information durch speziell befugte Teilnehmer (sogenannte „Miner“) hinzugefügt und verifiziert. Eine Verfälschung der Transaktionsdaten ist somit nicht möglich.

Denkbar ist beispielsweise, durch die Erweiterung eines digitalen dritten Hauptbuches die Buchführung viel effizienter und transparenter zu gestalten. Auch kann ein digitales und dezentral verwaltetes Buchungssystem ohne eine übergeordnete Instanz verwaltet werden.

Ein ganz konkretes denkbares Szenario ist der verifizierte Jahresabschluss per Knopfdruck: Teilen Unternehmen ihre relevanten Finanz- und und Buchhaltungsdaten mit ihren Geschäftspartnern quasi in Echtzeit über die sicher verschlüsselte Blockchain, können die Abschlüsse der teilnehmenden Parteien in einem dezentralen Hauptbuch transparent und geschützt vor Hacking-Angriffen oder Manipulationen veröffentlicht werden. Das ist der Beginn der dreifachen Buchführung. Dritte, prüfende Instanzen werden überflüssig, was wiederum natürlich Kosten spart.

Disruption ist auf dem Weg

Tatsächlich sind dies jedoch aktuell noch Zukunftsszenarien. Damit das Potenzial der Blockchain für das Rechnungswesen abgerufen werden kann, braucht es verschiedene Grundlagen. Denn bestehende Systeme sind heute oft nicht derart ausgestattet, um die hohen Datenmengen aus der Blockchain zu verarbeiten und zu speichern. Hier muss also nachjustiert werden. Ebenso wenn es um rechtliche Fragen geht. An dieser Stelle braucht es Pfeiler, die die Anwendung möglich machen. Das Rechtssystem ist gefordert, sich mit den technologischen Neuerungen weiterzuentwickeln.

Sind diese Hausaufgaben erledigt, stehen die Chancen sehr gut für die Blockchain-Technologie im Rechnungswesen – und damit beweist der Hype seine Substanz im konkreten Anwendungsfall. Die automatische Erstellung von korrekten, manipulationssicheren Abschlüssen über die Blockchain wird in einigen Jahren schon zur Realität. Unternehmen, die sich wettbewerbsfähig aufstellen möchten, sollten sich gegenüber diesen Technologien öffnen. Angefangen mit dem Rechnungswesen in der Cloud, was wiederum den Grundstein legt für die vielen weiteren disruptiven und spannenden Innovationen, die uns bevorstehen.


* Der Autor Roland Hofstetter ist Chief Technology Officer der Diamant Software GmbH.

Bildquelle: Diamant Software GmbH

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