Serie: Alternative Cloud-Anbieter (Teil 2) Empfehlenswerte Alternativen zu den Hyperscalern

Von Dr. Dietmar Müller

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Zu den Angeboten der ganz großen Public Cloud-Provider hat sich eine Szene alternativer Anbieter gesellt, quasi in oppositioneller Stellung, die mit hehrem Anspruch, persönlichen Service, Kundennähe und günstigen Preisen punkten wollen. Was taugen sie?

Zu den Angeboten der ganz großen Public Cloud-Provider hat sich eine Szene alternativer Anbieter gesellt, quasi in oppositioneller Stellung, die mit hehrem Anspruch, persönlichen Service, Kundennähe und günstigen Preisen punkten wollen.
Zu den Angeboten der ganz großen Public Cloud-Provider hat sich eine Szene alternativer Anbieter gesellt, quasi in oppositioneller Stellung, die mit hehrem Anspruch, persönlichen Service, Kundennähe und günstigen Preisen punkten wollen.
(Bild: gemeinfrei© Gerd Altmann / Pixabay)

Jeder kennt die Namen der großen Hyperscaler AWS und Google, vielen Anwendern sind Microsoft Azure, die IBM Cloud oder auch die Telekom Cloud ein Begriff. Große Cloud-Anbieter mit monopolhaften Zügen haben ihre Vorteile, kein Zweifel, nicht umsonst sind sie so groß geworden. Cloud von der Stange für vielfältige Einsatzzwecke. Für viele Freiberufler, Entwickler, Agenturen und kleine Unternehmen passt das vergleichsweise anonyme Produktportfolio und der damit verbundene schmale Support aber nicht. Sie suchen nach Alternativen, die eben genau das bieten: alternative Angebote, alternative Preise und vor allem eine alternative Lebenseinstellung.

In den USA hat sich in den vergangenen Jahren eine prosperierende und sehr junge Szene aus genau solchen Providern gebildet. Sie stehen in Opposition zu AWS und anderen Cloud-Riesen, versprechen geringere Kosten, ein viel persönlicheres Erlebnis und sind zumeist tief in der Open-Source-Szene verankert. Einige davon sind global aufgestellt und verfügen über wenigstens ein Rechenzentrum in Deutschland – für viele Anwender unter rechtlichen Gesichtspunkten wichtig.

Wir haben uns mit Vultr, Kamatera und Linode drei der bekanntesten Vertreter der alternativen Cloud-Provider einmal genauer angesehen:

Vultr – für E-Commerce-Spezialisten

Vultr ist vergleichsweise jung, es wurde erst im Jahr 2014 ins Leben gerufen, kann aber bereits auf deutlich über 1000 Kunden verweisen. Diese zumeist aus der Entwickler- oder der E-Commerce-Gemeinde stammenden Anwender werden in 17 auf der Welt verteilten Rechenzentren bedient, eines davon steht auch in Frankfurt.

Das Angebot startet bei fünf Dollar im Monat, der Anwender erhält dafür einen Server mit 1vCPU, 1 GB RAM, 1 TB Bandbreite und 25 GB Storage. Noch günstiger ist das Cloud-Hosting für Lernzwecke – Schüler erhalten einen Cloud-Server für nur 2,50 Dollar im Monat.

Es stehen verschiedene Betriebssysteme für den Server bereit, neben diversen Linux-Distributionen ist auch Windows im Angebot, das Aufsetzen soll in weniger als einer Minute passiert sein. Überhaupt liegt der Schwerpunkt auf der Einfachheit der Bedienung – Backup, DNS und die Installation diverser Software sind idealerweise nur einen Klick entfernt. Die zur Verfügung stehenden bzw. verbrauchten Ressourcen werden grafisch intuitiv dargestellt.

Auffällig günstig sind die Preise für Block Storage – für einen Dollar im Monat sind 10 GB auf einem SSD-Laufwerk zu haben. Der Support wird über Live-Chat und E-Mail-Tickets abgewickelt. Im Netz sind dazu allerdings bestenfalls gemischte Rezensionen zu lesen, speziell von europäischen Anwendern. Offenbar ist dieser Bereich noch ausbaufähig. Stellvertretend sei an dieser Stelle auf Trustpilot für Bewertungen verwiesen.

Linode – für Entwickler und Linux-Profis

Der Support scheint dagegen eine Stärke von Linode zu sein. In erster Linie wird er über ein E-Mail-Ticketing-System abgewickelt, die Bewertungen dazu sind überwiegend gut, manche begeistert. Zu Bedenken gilt: Bei dem 2003 gegründeten Linode handelt es sich um einen Cloud-Hosting-Anbieter, der insbesondere auf die Bedürfnisse von Entwicklern eingeht. Man sollte also wissen, wie man einen Server aufsetzt, das Angebot ist ausdrücklich nicht gemanagt.

Auch für Windows-Anwender ist die Linode Cloud vielleicht keine ideale Wahl, da sie ausschließlich Linux-orientierte virtuelle Maschinen anbieten (daher auch der Name: Ein Mix aus „Linux“ und „Node“, gesprochen „Linoud“). Dies bedeutet, dass Linode offiziell den Windows-Server nicht unterstützt. Da Anwender jedoch die volle Kontrolle über ihren Server erhalten, könnten sie natürlich einen eigenen Windows-Server installieren, dürfen dafür aber nicht auf den angesprochenen guten Support von Linode hoffen.

Aber auch bei Linode wird die Einfachheit großgeschrieben, es steht zum Beispiel eine One-Click-App-Bibliothek zur Nutzung bereit. Die Linode-Site kann neben Englisch auch Deutsch, Japanisch, Portugiesisch und Spanisch. Die Erstanmeldung und weitere Formalitäten werden jedoch von Anwendern als vergleichsweise umfangreich beschrieben. Das kann allerdings auch und gerade ein Zeichen von Professionalität und Zuverlässigkeit sein.

Bei Linode startet die monatliche Linux-Instanz („Nanode“) ebenfalls bei fünf Dollar. Dazu gibt es diverse Pläne, Services und teils umfangreiche Preispakete. An Hardware stehen Intel E5-Prozessoren basieren auf SSD-Servern bereit, und zwar in elf Rechenzentren auf der ganzen Welt, einschließlich Frankfurt. Immer wieder werden neue Features wie eine Kubernetes Engine oder eine Cloud Firewall hinzu entwickelt, die den Anwendern sukzessive zur Verfügung gestellt werden.

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Kamatera – ohne große Worte

Kamatera ist ein 1995 gegründeter Cloud Hosting Provider mit 13 Locations weltweit, ein Rechenzentrum steht in Frankfurt. Auf den ersten Blick sind kaum Unterschiede zu Vultr oder Linode auszumachen – es werden Cloud Server angeboten, Support gibt es für CentOS, CloudLinux, Debian und Ubuntu - aber auch für Windows.

Überraschung: Die Preise starten bei Kamatera schon bei vier statt fünf Dollar – dafür gibt es 1 vCPU, 1 GB RAM, 5TB Datenübertragung und 20GB SSD-Speicher. Laut diverser Besprechungen kann sich die umfangreiche Nutzung aber sehr schnell in vergleichsweise hohen Preisen niederschlagen, die denen der Hyperscale-Anbieter kaum nachstehen. Intel Platinum-Prozessoren und 40 Gbit Public und Private-Netzwerke sollen dafür für hohe Übertragungsraten sorgen.

Auf der Menükarte von Kamatera stehen sowohl verwaltete als auch nicht verwaltete Cloud Services. Anwender ohne große Vorkenntnisse können also die Konfiguration den Managed Service-Angeboten überlassen. Diese umfassen auch zweckorientierte Lösungen wie Anwendungs-Hosting, mobile Apps-Lösungen und E-Commerce etc. und bieten u.a. AddOn-Domains, SMTP-, POP3- und IMAP-Dienste, MySQL- oder MS SQL-Datenbanken und mehr.

Auch Kamatera verspricht schnelle Reaktionen auf Kundenanfragen rund um die Uhr, der Support wird per Telefon- und E-Mail-Tickets abgewickelt. Stimmen dazu aus der deutschsprachigen Nutzergemeinde sind allerdings rar gesät– offenkundig ist Kamatera trotz seines Frankfurter Rechenzentrums hierzulande noch wenig bekannt.

Fazit

Die drei hier untersuchten Alternativen zu den Hyperscalern AWS, Google und Microsoft geben jeder für sich ein gesundes Bild ab. Anwender sind damit eindeutig glücklicher als mit den großen Drei der Cloud Hosting-Branche. Speziell Programmierer und Web-Profis können hier unbesorgt zuschlagen. Auch Anwender, für die Moral und Ethik auch im Geschäftsalltag hohe Werte darstellen, werden hier fündig.

In Fortsetzungen dieses Artikels werden wir weitere Alternativen zu den Massenangeboten von AWS und Co. vorstellen.

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