Schlaglicht auf die hiesige Cloud-Nutzung Deutschland, Land der Private Cloud

Von Dr. Dietmar Müller

Wer sich intensiv mit Methoden des Cloud Computings beschäftigt, befindet sich mental mittlerweile in der Hybrid Cloud. Diese ist bekanntlich eine Mischform aus Cloud-Konzepten wie Private Cloud und Public Cloud. So weit ist Deutschland aber noch nicht, wie uns der Nutanix Enterprise Cloud Index zeigt.

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Deutsche Unternehmen sind massiv in der Private Cloud engagiert.
Deutsche Unternehmen sind massiv in der Private Cloud engagiert.
(Bild: gemeinfrei, Wolfgang Borchers / Pixabay)

Früh im Jahr legten die Marktforscher von Vanson Bourne die Ergebnisse des mittlerweile vierten Nutanix Enterprise Cloud Index (ECI) vor. 1.700 IT-Entscheider weltweit wurden dazu befragt, wo sie ihre Geschäftsanwendungen heute ausführen, wo sie sie in Zukunft deployen wollen, was ihre größten Herausforderungen dabei sind und wie ihre Cloud-Initiativen im Vergleich zu anderen IT-Prioritäten abschneiden.

Nun liegt die Auswertung der Antworten der einhundert befragten hiesigen IT-Manager vor. Sie zeigt uns, dass deutsche Unternehmen massiv in der Private Cloud engagiert sind. Es steht demzufolge zu vermuten, dass es hierzulande immer noch vorrangig, wenngleich nicht mehr ausschließlich, um die Modernisierung des eigenen Rechenzentrums geht.

Es ist eine Reise

Viele andere Untersuchungen deuten dennoch darauf hin, dass die Einführung und Nutzung mehrerer Clouds, ob privat oder öffentlich, rigoros voranschreitet. Das ist ein quasi natürlicher oder evolutionärer Prozess: Unternehmen müssen den spezifischen Anforderungen jedes Workloads an Sicherheit, Leistung, Kosten, Geschäftskontinuität und andere Faktoren gerecht werden. Diese selektive Optimierung erfordert die Verfügbarkeit mehrerer IT-Umgebungen – die Multi-Cloud kommt früher oder später von selbst.

So weit sind viele deutsche Unternehmen aber noch nicht, ganz offensichtlich bemühen sie aktuell noch vor allem das heimische Rechenzentrum, das gerade erst virtualisiert und so zur Private Cloud aufgewertet wurde. Sie sind damit auf dem „typischen“ Cloud-Weg – zunächst eine Private Cloud, dann zusätzlich Public Cloud-Ressourcen und schließlich ein Mix aus der lokalen Cloud und mehreren öffentlichen Domänen, aber nicht als Nebeneinander, sondern als integriertes Miteinander –, stehen aber überwiegend noch ganz am Anfang. Wenn hiesige Unternehmen die Cloud offiziell einsetzen, dann handelt es sich in der Regel um eine Private Cloud.

Im Folgenden ein genauerer Blick auf die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Enterprise Cloud Index von Nutanix:

1. Die Hybrid oder Multi-Cloud ist noch nicht die Regel

Nur etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent) der ECI-Befragten aus Deutschland gaben an, dass mehrere Clouds, Privat oder Public, ihr häufigstes IT-Bereitstellungsmodell sind. Der internationale Durchschnitt liegt zehn Prozent höher. 42 Prozent bezeichneten die Private Cloud als das von ihnen genutzte Cloud-Modell.

In den 14 für den Index untersuchten Ländern übertraf das Deployment der Multi-Cloud alle anderen IT-Modelle – außer in Deutschland, Mexiko, den Niederlanden, Saudi-Arabien und der Schweiz. Alle IT-Verantwortlichen berichteten von Plänen, ihre Multi-Cloud-Nutzung innerhalb von drei Jahren mindestens zu verdoppeln, wenn nicht sogar zu verdreifachen. Bis 2024 werde die Multi-Cloud in 55 Prozent aller deutschen Firmen eingeführt sein, so die Erwartung der deutschen Befragten, während die alleinige Nutzung der Private Cloud auf 17 Prozentpunkte fallen soll.

Da die befragten deutschen Unternehmen derzeit hinter den Multi-Cloud-Durchschnittswerten zurückbleiben, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch eine geringere Public-Cloud-Nutzung melden. Fast zwei Drittel (62 Prozent) gaben an, keine öffentlichen Cloud-Services zu nutzen. Sechs Prozent erklärten, Verträge mit drei oder mehr Cloud-Anbietern zu haben.

Warum aber wollen deutsche Firmen den nächsten Schritt hin zu mehreren Clouds wagen? Die befragten Entscheider gaben als Motivationen an, damit den Support für Kunden verbessern (53 Prozent), für Business Continuity/Disaster Recovery sorgen (48 Prozent) sowie Remote-Arbeit und Collaboration (45 Prozent) ermöglichen zu können. Dies sind übrigens auch die wichtigsten Multi-Cloud-Treiber für Firmen in anderen Teilen der Welt.

2. Die Reise hat erst begonnen

Fast alle Befragten in Deutschland (97 Prozent) gaben an, in den letzten zwölf Monaten eine oder mehrere Anwendungen in eine andere IT-Umgebung verschoben zu haben. Angesichts der Vergleichsweise großen Private-Cloud- und geringen Public-Cloud-Akzeptanz bei deutschen Befragten, ist es wahrscheinlich, dass es sich dabei vorrangig um das Verschieben von Anwendungen aus Legacy-Rechenzentren in Private Clouds handelte.

Wie die meisten Befragten nannten auch die Entscheider in Deutschland am häufigsten die Verbesserung der Sicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften als Grund für die Verlagerung von Anwendungen (42 Prozent). Der zweitgrößte Treiber war, dass die Unternehmen das IT-Management outgesourct haben (41 Prozent). Im internationalen Vergleich wurde diese Motivation nur an siebter Stelle genannt (30 Prozent).

Obwohl App-Mobilität und Cloud-Interoperabilität wichtige „Multi-Cloud-Enabler“ sind, fürchten deutsche Manager die damit verbundenen Kosten: Mehr als drei Viertel (81 Prozent) der Befragten aus Deutschland erklärten, dass die Verlagerung eines Workloads in eine neue Cloud-Umgebung kostspielig und zeitaufwändig sein kann. Damit befinden sie sich allerdings in bester Gesellschaft: Auch 80 Prozent der globalen und 81 Prozent der EMEA-Befragten fürchten das.

Allen Kostenängsten zum Trotz legen die Ergebnisse des ECI einen wachsenden Bedarf an Hybrid-Multi-Cloud-Tools nahe. Mit ihnen können Prozesse über unterschiedliche Cloud-Plattformen hinweg vereinheitlicht und bis zu einem gewissen Grad automatisiert werden. Zuallererst ist dabei an Container und ihre Orchestrierung zu denken. Mit diesen „Application Mobility-Enabler“ werden konsistente Verwaltung, kontrollierter Zugriff und Interoperabilität ermöglicht, Anwendungen lassen sich vergleichsweise problemlos zwischen Clouds bewegen. 79 Prozent der Befragten in Deutschland stimmten zu, dass Container für ihre Organisationen heute oder innerhalb der kommenden 12 Monaten wichtig sind.

3. Security hat Priorität

Unter den Herausforderungen des Multi-Cloud-Managements steht die Sicherheit an erster Stelle. Wir befinden uns in den frühen Tagen der Multi Cloud, naturgemäß sind damit einige Herausforderungen verbunden. Die meisten Befragten weltweit nannten die Sicherung ihrer Daten über mehrere Clouds hinweg als ein großes Problem, Deutschland ist hier keine Ausnahme.

Nun, die IT-Sicherheit beschäftigt uns seit Anfang an, und wird wahrscheinlich auf unbestimmte Zeit weiter im Vordergrund stehen. Hybrid-Multi-Cloud-Tools, mit denen Unternehmen Cloud-übergreifende Security- und Compliance-Richtlinien von oben nach unten zentral erstellen und durchsetzen können, werden jedoch letztendlich für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgen – weil sie unabhängig von der Infrastruktur eine effektive Abwehr ermöglichen. Dementsprechend nannten die meisten Befragten die Hybrid Multi-Cloud als das ideale Betriebsmodell für ihre Umgebungen. 81 Prozent waren es in Deutschland, 83 Prozent weltweit.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Die befragten deutschen Unternehmen liegen bei der Einführung der Multi-Cloud, dem zweithäufigsten IT-Modell nach reinen Private-Cloud-Installationen, moderat hinter den weltweiten Durchschnittswerten zurück. Dieser Fakt, gepaart mit einer unterdurchschnittlichen Nutzung der Public Cloud, deutet darauf hin, dass sich die deutschen Befragten in einer früheren Phase ihrer Multi-Cloud-Reise befinden als die Mehrheit der Länder. In Deutschland geht es aktuell hauptsächlich um die Verlagerung von traditionellen Rechenzentren in die Private Cloud. Diese Private Clouds werden sukzessive in Hybrid-Multi-Cloud-Umgebungen verwandelt. Die Anwender selbst gehen davon aus, dass sich die heutige Multi-Cloud-Penetration von 26 Prozent auf 55 Prozent im Jahre 2024 erhöhen wird.

Wie alle Befragten sieht sich auch Deutschland vor Hürden bei Multi-Cloud-Management, Datenintegration und Sicherheit gestellt. Diesen Herausforderungen wird durch ein wachsendes Interesse an Container-Technologie und Cloud-agnostischen Tools begegnet. Sie versprechen einheitliche Transparenz, Sicherheit und Kontrolle über die gesamte Multi Cloud-Infrastruktur hinweg. Wenn die deutschen Befragten für den umfangreichen Einsatz dieser Tools bereit sind, werden sich automatisch weiterführende und vielversprechende Möglichkeiten eröffnen.

Peter Goldbrunner, VP & GM Central Europe bei Nutanix
Peter Goldbrunner, VP & GM Central Europe bei Nutanix
(Bild: Nutanix)

„Die Unternehmen in Deutschland wägen sehr gründlich das Für und Wider neuer Konzepte wie der hybriden Multi-Cloud ab. Sie gehen gezielt und Schritt für Schritt vor und sind sich der Herausforderungen sowohl hinsichtlich der dafür nötigen Fähigkeiten als auch der erforderlichen Technologien und Lösungen bewusst. Deshalb überstürzen sie nichts, sondern schaffen mit der Modernisierung ihrer Rechenzentren erst die technischen Voraussetzungen und lernen dabei mit Cloud-Umgebungen umzugehen, die vollständig auf softwaregesteuerten Infrastrukturen basieren“, kommentierte Peter Goldbrunner, VP & GM Central Europe bei Nutanix, die Ergebnisse der von seiner Firma in Auftrag gegebenen Studie.

„Sie schaffen damit eine ideale Basis für die weiteren Schritte in Richtung der hybriden Multi-Cloud inklusive einer echten Integration zwischen privaten und öffentlichen Cloud-Umgebungen und eines Cloud-übergreifenden Managements – eine solide Strategie, die schon bald und sehr schnell Früchte tragen wird.“

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