Google investiert 1 Milliarde Euro in Deutschland „Grünste Cloud“ der Branche soll noch grüner werden

Redakteur: Elke Witmer-Goßner |

Mit dem bisher größten Investment seit 20 Jahren baut Google den Standort Deutschland weiter aus. Bis Ende 2030 sollen 1 Milliarde Euro in die digitale Infrastruktur und die Nutzung nachhaltiger Energie fließen.

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Die Milliardeninvestition Googles unterstützt den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland und soll zum Erreichen der Grünstromziele bis 2030 beitragen.
Die Milliardeninvestition Googles unterstützt den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland und soll zum Erreichen der Grünstromziele bis 2030 beitragen.
(Bild: gemeinfrei© seagul / Pixabay )

Seit Errichtung der ersten Niederlassung 2001 ist Google hierzulande kontinuierlich gewachsen: Inzwischen arbeiten rund 2.500 Mitarbeiter an vier Standorten. Erst kürzlich habe man wieder zwei neue Gebäude in München und Berlin erworben. Doch damit nicht genug, erklärte Philipp Justus, Vice President Google für Zentraleuropa: Die Google Cloud Region Frankfurt-Hessen wird um eine neue Anlage in Hanau erweitert – auf vier Stockwerken mit insgesamt 10.000 qm soll in Kürze weitere Google-Rechenleistung für Unternehmenskunden in ganz Deutschland zur Verfügung stehen.

Die neue Google-Cloud-Anlage in Hanau steht kurz vor der Fertigstellung und soll 2022 voll betriebsbereit sein.
Die neue Google-Cloud-Anlage in Hanau steht kurz vor der Fertigstellung und soll 2022 voll betriebsbereit sein.
(Bild: Mainpicture* GmbH & Co. KG / Google LLC)

Und da räumliche Nähe für Kunden viele technische Vorteile hinsichtlich Ausfallsicherheit und Latenzen bietet, kommt noch die neue und damit zweite deutsche Google-Cloud-Region Berlin-Brandenburg hinzu. Sie soll Unternehmenskunden weitere „Optionen für ein verbessertes betriebliches Kontinuitätsmanagement mit einer sicheren Infrastruktur, die erforderlich ist, um IT- und Geschäftsanforderungen in Bezug auf Disaster Recovery und Latenzvorteile zu erfüllen“, schreiben Philipp Justus und Daniel Holz, VP North Region, Google Cloud in einem gemeinsamen Blogpost. Die Region Berlin-Brandenburg sei speziell für die Bereitstellung von Unternehmensdiensten und -produkten für Google Cloud-Kunden aller Größen und Branchen in Deutschland konzipiert.

Google Cloud soll noch „sauberer“ werden

Darüber hinaus betreffen die Investitionspläne Googles zu einem großen Teil den Bereich erneuerbare Energien. Der Konzern gleicht seit 2017 den weltweiten Stromverbrauch seiner Rechenzentren durch erneuerbare Energien aus. Das ehrgeizige Ziel lautet aber, bis zum Jahr 2030 rund um die Uhr (24/7) CO2-frei zu wirtschaften, d.h. die eigene Stromversorgung vollständig zu dekarbonisieren. Dieser, laut Google weltweit wahrscheinlich ambitionierteste Plan überhaupt, sei jedoch, wie Marc Oman, Leiter des Google-Energieteams in Europa, erklärt, durch die Nutzung regenerativer Energien und nachhaltiger Bauweise der Rechenzentren allein nicht zu schaffen. Denn noch immer sei man aufgrund der Schwankungen in wind- und sonnenarmen Zeiten in hohem Maße auf Kohle und Gas aus dem Netz angewiesen.

Das soll sich nun ändern mit einer für Deutschland bzw. Europa beispielhaften Energiepartnerschaft. Künftig wird Google im Rahmen eines sogenannten Power Purchase Agreements (PPA) CO2-freie Energie rund um die Uhr, also auf Stundenbasis, bereitgestellt. Lokaler Energiepartner ist der Anbieter ENGIE Deutschland. In den kommenden drei Jahren wird dieser mehr als 140 Megawatt (MW) Solar- und Windenergie in das deutsche Stromnetz einspeisen. Erzeugt wird diese in einer neuen 39-MW-Photovoltaikanlage bzw. stammt aus 22 Windparks in fünf Bundesländern. Das von ENGIE bereitgestellte Portfolio soll sicherstellen, das ab 2022 zu jeder Stunde rund 80 Prozent der an Google gelieferten Energie aus kohlendioxidfreien Quellen stammt. In den kommenden Jahren soll dieser Anteil mit ENGIE, aber auch anderen Partnern, weiter erhöht werden. Bis 2030 will Google dann sein Ziel der vollständigen Dekarbonisierung erreicht haben.

Energiepartnerschaft mit Vorbildfunktion

Power Purchase Agreements sind spezielle Stromlieferverträge, bei denen ein Vertragspartner in der Regel ein Kraftwerks- bzw. ein unabhängiger Anlagenbetreiber zur Stromerzeugung, der andere ein größerer Abnehmer ist. Das PPA sei eine in Deutschland noch eher unbekannter Möglichkeit des Direktbezugs für Großabnehmer, um sich auf Basis erneuerbarer Energien langfristig gegen steigende Strompreise abzusichern und gleichzeitig die eigenen Prozesse und Aktivitäten zu dekarbonisieren, wie Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Energie-Agentur dena, erklärt: „Die Vereinbarung von Google und ENGIE zum Direktbezug von erneuerbaren Energien unterstreicht die wachsende Bedeutung dieses Vertriebswegs.“

Zugleich diene sie hoffentlich auch als „Keimzelle“ für weitere Projekte dieser Art in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit, wünscht sich Kuhlmann. „Gute Namen helfen jedenfalls.“ Gleichzeitig freut ihn, dass ENGIE und Google dem Projekt „Marktoffensive Erneuerbare Energien“ der dena beigetreten sind, das darauf zielt, das PPA-Geschäftsmodell zu stärken.

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