23. Jahreskongress der SAP-Anwendergruppe DSAG fordert transparentere Cloud-Verträge

Von Dr. Dietmar Müller |

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Eine Umfrage im Vorfeld des diesjährigen Jahreskongresses der SAP-Anwendergruppe hat gezeigt, wie sehr SAP-On-Premise-Lösungen immer noch gefragt sind. Cloud-Lösungen gewinnen aber beständig an Bedeutung, was in Nutzern den Wunsch nach transparenten, flexiblen und skalierbaren Cloud-Verträgen wachsen lässt.

Cloud-Lösungen von SAP gewinnen beständig an Bedeutung, was in Nutzern den Wunsch nach transparenten, flexiblen und skalierbaren Cloud-Verträgen wachsen lässt.
Cloud-Lösungen von SAP gewinnen beständig an Bedeutung, was in Nutzern den Wunsch nach transparenten, flexiblen und skalierbaren Cloud-Verträgen wachsen lässt.
(Bild: gemeinfrei, geralt / Pixabay)

Der mittlerweile 23. Jahreskongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe fand Mitte Oktober statt. 3.500 Interessierte fanden sich dafür im Congress Center Leipzig ein. Unterfüttert wurde die Veranstaltung von einer neuen Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), der Americas SAP Users‘ Group (ASUG) und der Japan SAP Users' Group (JSUG). Die Ergebnisse zeichnen ein Stimmungsbild der SAP-Nutzer weltweit.

Dieses Stimmungsbild wurde mehrfach von den Keynote-Sprechern aufgegriffen, allen voran vom DSAG-Vorstandsvorsitzenden Jens Hungershausen sowie von Thomas Saueressig, Head of SAP Product Engineering und Mitglied im Vorstand der SAP SE. Letzterer gratulierte auf der Pressekonferenz zum Kongress zunächst zum 25. Geburtstag der DSAG und bezeichnete die Zusammenarbeit von SAP und Anwendergruppe als eng und „sehr beachtlich“. Dann ging Hungershausen ausführlich auf die Umfrage ein.

Der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen auf der Pressekonferenz zum 23. Jahreskongress.
Der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen auf der Pressekonferenz zum 23. Jahreskongress.
(Bild: Müller)

Sie habe zuallererst ergeben, dass nur die Anwenderunternehmen eine Chance auf Erfolg haben, die die Herausforderungen durch Digitalisierung, Transformation und politische Veränderungen annehmen. 85 Prozent der befragten DSAG-Mitgliedsunternehmen gelinge dies „einigermaßen oder problemlos“. Sie verfügten über qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, ausreichende Ressourcen, flexible Organisationen und schnelle Entscheidungswege sowie den vom Management getragenen „Willen zur Veränderung“. Lediglich 15 Prozent der Befragten erklärten, nicht mithalten zu können, etwa aus Mangel an Ressourcen, hoher Komplexität der Business Transformation oder „fehlender Veränderungsbereitschaft“.

Für die IT-Abteilungen der DACH-Unternehmen liegen die Hindernisse im Mangel an internen Fähigkeiten und Personal (63 Prozent), in der Komplexität von IT-Umstellungen (53 Prozent) sowie in Kostenzwängen (42 Prozent) begründet. „Die Fähigkeit der Unternehmen, mit der Geschwindigkeit des Wandels mithalten zu können, steht und fällt mit dem Faktor Mensch“, so Hungershausen.

Der Blick voraus

Welche Software-Lösungen werden wohl für die zukünftigen IT-Landschaften der Unternehmen von Bedeutung sein? Nun, die für die neue Studie befragten DSAG-Teilnehmer bescheinigen zu 85 Prozent den SAP-On-Premises-Lösungen eine hohe und mittlere Relevanz, 77 Prozent den SAP-Cloud-Lösungen und ebenso viele den Non-SAP-Cloud-Lösungen. Non-SAP-On-Premises-Lösungen folgen mit 67 Prozent. Das Bild ist dabei bei allen drei befragten Anwendergruppen ähnlich: Es wird davon ausgegangen, dass On-Premises-Lösungen an Bedeutung verlieren und Cloud-Lösungen an Bedeutung gewinnen – sowohl im SAP- als auch im Non-SAP-Bereich.

„Die Bedeutung von SAP-On-Premises-Lösungen wird zwar weiter abnehmen, aber dennoch auf einem hohen Niveau verharren. Da aber die SAP-Cloud-Lösungen gleichzeitig wichtiger werden, bestätigt dies die Tendenz, die wir bereits seit ein paar Jahren beobachten: Die Zukunft ist hybrid“, sagte Hungershausen.

„Die Zukunft der IT ist hybrid“

Damit Unternehmen und Organisationen mit den hybriden Veränderungen Schritt halten können, müssen nicht zuletzt die IT-Abteilungen und -Landschaften angepasst werden. Bei der Frage nach den Softwareanbietern, die für die DSAG-Mitglieder in diesem Zusammenhang am wichtigsten sind, liegt SAP vor Microsoft, gefolgt von Oracle, Salesforce sowie Amazon Web Services und Google. SAP und Microsoft belegen auch bei den Teilnehmern von ASUG und JSUG die ersten beiden Plätze. „Für alle Anbieter lässt sich die klare Anforderung festhalten, ihre Kunden mit zukunftssicheren Lösungen zu unterstützen, um sie angemessen in die vernetzte Welt begleiten zu können“, so Hungershausen.

Für 93 Prozent der befragten DSAG-Mitgliedsunternehmen haben SAP-On-Premises-Lösungen eine hohe oder mittlere Bedeutung. Für Non-SAP-On-Premises-Lösungen trifft diese Aussage bei 75 Prozent der Umfrageteilnehmer zu. Für die Cloud-Lösungen gilt: Non-SAP-Cloud-Lösungen haben für 61 Prozent eine hohe und mittlere Bedeutung, bei SAP-Cloud-Lösungen sind es 42 Prozent.

On-Premise nach wie vor gefragt

Die On-Premises-Installation von ERP-Systemen der SAP sind – wie gesehen – nach wie vor in der Mehrzahl, die Cloud-Nutzung nimmt aber unaufhaltsam zu. Darauf sei die SAP gut vorbereitet, so Saueressig: „Wir haben ja ein langfristiges Bekenntnis für SAP S/4HANA abgebeben“, gab der Head of SAP Product Engineering und Mitglied im Vorstand der SAP SE zu bedenken. „Wir garantieren bekanntlich die Wartung entsprechender ERP-Lösung bis 2040. Anwender haben damit nicht nur maximale Planungssicherheit, sondern können auch das Potenzial ihrer SAP-Investitionen voll ausschöpfen.“

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Thomas Saueressig, Head of SAP Product Engineering und Mitglied im Vorstand der SAP SE
Thomas Saueressig, Head of SAP Product Engineering und Mitglied im Vorstand der SAP SE
(Bild: Müller)

Die neue Umfrage habe klar gezeigt, dass für die SAP-Kunden die Amazon Web Services und Google eine immer größere Rolle spielten. „Für Anwender und uns ist es daher zunehmend wichtig, dass die Hyperscaler uns und unsere Lösungen unterstützen, das ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung“, so Saueressig in der Pressekonferenz. Die DSAG-Academy offeriere entsprechende Schulungen und Trainings für die Nutzung der Hyperscaler, gab Hungershausen flankierend zu bedenken. „So wird der Einstieg in die Cloud-Technologie schnell möglich. Die SAP-Services bei den Hyperscalern sind zudem einfach aufgebaut und können leicht genutzt werden“, so Hungershausen weiter.

Wünsche an die SAP

Alles gut also? Nicht ganz. Unternehmen müssten von der SAP mit entsprechend durchgängigen und bezahlbaren Szenarien auf der Basis adäquater Lizenz- und Datenmodelle sowie Prozessen unterstützt werden“, forderte Hungershausen. Er wünsche sich transparente, flexible und skalierbare Cloud-Verträge mit den entsprechenden Metriken sowie verbindliche Statements und Roadmaps zur Produktstrategie in der Cloud und on-premises. Zudem bedürfe es im Hinblick auf die hybriden Landschaften klarer Modelle für die Integration und den Betrieb. Dazu gehören auch Zusammenarbeitsmodelle zwischen den Cloud Centres of Excellence (CCoE) und den Hyperscalern. „Durch neue SAP-Lösungen und Hybrid-Ansätze darf kein Prozess-Vakuum entstehen. Hier ist es wichtig, dass SAP dazu beiträgt, dieses Vakuum zu verhindern“, so Hungershausen.

Chancen sieht der Vorstandsvorsitzende in punkto Transformation: „‚RISE with SAP‘ hat aus unserer Sicht noch viel Potenzial. Der Wunsch wäre, dass SAP den komplexen Transformationsprozess von Anfang an noch stärker und besser kundenindividuell begleitet. Dazu gehört auch, die Partner in der Breite schneller und besser einzubinden“.

Forderung nach mehr Transparenz ist nicht neu

Damit griff Hungershausen einen Ball auf, den Sebastian Westphal, DSAG-Fachvorstand Technologie, bereits im Mai auf den DSAG-Technologietagen in Düsseldorf ins Spiel gebracht hatte. Um die SAP als Cloud-Anbieter zu positionieren, müsse das Vertragswesen stärker in den Fokus gerückt werden: „Mit dem Free-Tier-Angebot für die Business-Transformation-Plattform (BTP) beginnt SAP, die angekündigte Wandlung zum Cloud-Anbieter nun auch mit dem entsprechenden Kundenangebot zu unterstützen“, so der Technologievorstand im Frühling.

Allerdings gebe es noch viel zu tun: „Die Business Technology Platform Free Tier und einige andere Ansätze gehen bereits in die richtige Richtung“, der Unterbau dieser technischen Lösungen sei jedoch noch „sehr fragil“. Zu häufig würden immer noch bekannte Vertragsstrukturen aus dem On-Premises-Kontext in Cloud-Services überführt. Das lähme eine schnelle und flexible Adaption von Cloud-Services.

„Noch unterstützt die SAP die Transformation in den Unternehmen nicht ausreichend und vor allem nicht gesamthaft und skalierbar genug. Eindimensionale As-a-Service-Angebote unterstützen nicht die mehrdimensionalen Herausforderungen im Zuge einer Transformation in den Kundenunternehmen“, so Westphal im Mai.

Fazit

Der Großteil der für den DSAG-Jahrestag in Leipzig befragten SAP-Anwender scheint mit den Veränderungen durch Digitalisierung, Transformation und Zeitenwende Schritt halten zu können. Bei den Lösungen liegt der On-Premise-Ansatz immer noch unangefochten an der Spitze, wenn auch die Cloud-Lösungen bald deutlich zulegen werden. Für die Zukunft wünscht sich die DSAG für ihre Mitglieder daher „mehr Transparenz bei Cloud-Verträgen, Roadmaps und der Produktstrategie“. Außerdem müsse der komplexe Transformationsprozess noch deutlich besser von SAP begleitet werden.

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