Studie Deutscher Colocation-Markt wächst stark

Autor Dr. Stefan Riedl

Ortsunabhängiges Arbeiten als Trend beeinflusst den Colocation-Markt in Deutschland positiv. Die hohe Nachfrage nach IT-Lösungen für die Homeoffice-Anbindung sowie für Speicherung und Auswertung großer und sensibler Datenmengen sorgt für stabiles Wachstum.

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Der Colocation-Markt erlebt derzeit eine Sonderkonjunktur.
Der Colocation-Markt erlebt derzeit eine Sonderkonjunktur.
(Bilder: cgterminal - stock.adobe.com)

Die Bandbreite der Anwendungsfälle im Colocation-Markt nimmt rasch zu. Sie reicht von der Ablage und Auswertung digitaler Patientenakten über die Verarbeitung industrieller Massenproduktionsdaten oder E-Commerce-Kundendaten bis zu Scale-Out-Solutions im Kontext von SAP HANA. Um performante Services zeit- und ortsnah bereitzustellen, steigt insbesondere auch der Bedarf an Colocation-Leistungen, die über modulare Standards und breitbandige, Latenz-arme Carrier-Konnektivität verfügen. Der Kerngedanke dieser Angebote liegt darin, dass Unternehmen ihre Server in Rechenzentren auslagern, in denen sie in Eigenregie oder von anderen Service Providern umfassend betrieben werden. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „ISG Provider Lens Next-Gen Private/Hybrid Cloud – Data Center Services & Solutions Report Germany 2020“ der Information Services Group (ISG).

Nachfrage steigt

Die Nachfrage nach Colocation-Flächen hat sich laut der Studie folgerichtig ausgeweitet. Zahlreiche Anbieter reagieren darauf und werden noch im laufenden Jahr zusätzliche Rechenzentren bereitstellen. „Darüber hinaus erweitern viele Provider ihr Portfolio auch inhaltlich“, sagt Heiko Henkes, Director & Principal Analyst bei ISG, und erläutert: „Beispielsweise werden weiterführende Möglichkeiten geboten, Cloud-Szenarien auf ihre Mehrwerte und Risiken zu testen, bevor diese in den Produktivbetrieb übergehen.“

Nähe zum Austauschknoten DE-CIX

Colocation-Interessenten sind laut der Studie Anwenderunternehmen aller Größenklassen aber auch Service Provider, Integratoren und Hyperscaler sowie Carrier, die ihr Netzwerk in den Rechenzentren installieren, um über sogenannte Meet-me-Rooms kurzfristig Direktverbindungen bereitzustellen. Neue Colocation-Rechenzentren werden nicht nur in der Nähe des Austauschknotens DE-CIX in Frankfurt gebaut, sondern auch in allen anderen größeren Wirtschaftsräumen.

Im „Leader“-Quadranten des Marktsegments „Colocation Services“ konnten sich zehn Anbieter positionieren.
Im „Leader“-Quadranten des Marktsegments „Colocation Services“ konnten sich zehn Anbieter positionieren.
(Bild: ISG Research 2020)

„Die Zahl der Unternehmenskunden, die mit einer Latenz von höchstens 35 Millisekunden versorgt werden wollen, ist coronabedingt stark gestiegen“, sagt Henkes und gibt zu bedenken: „Die rasante Entwicklung hat die zugrundeliegende Infrastruktur-Anbindung noch einmal völlig neu auf den Prüfstand gestellt.“ Neben Klassikerthemen wie SLA-Treue und Performance gehe es, so Henkes weiter, in immer stärkerem Maße darum, ausgewählte Services und Workloads rasch von einer Cloud-Umgebung in andere zu verlagern, so zum Beispiel von einer privaten Cloud in eine hybride Umgebung. Gerade auf anspruchsvolleren Anwendungsfeldern wie etwa Big Data würde die damit verbundene Komplexität dazu führen, dass mehr und mehr RZ-Betreiber nach neuen Mitteln zur Standardisierung ihres Systemmanagements suchen.

Hyperkonvergenz und Managed Cloud Services

Anbieter von hyperkonvergenten Infrastrukturen haben laut der Studie den Bedarf nach niedrigen Latenzzeiten erkannt, so Henkes. „Sie bieten eng aufeinander abgestimmte, vorkonfigurierte Hardware- und Software-Appliances, die für eine Skalierung nach oben und unten ausgelegt sind und eine solche Cloud-Infrastruktur zentral verwalten können. Diese Systeme bestehen aus Netzwerk-, Speicher- und Rechenressourcen, die zu Orchestrierungszwecken mit Verwaltungssoftware ausgestattet sind.“

Die Nachfrage nach Managed Cloud Services habe bei weltweit tätigen Großkunden ebenfalls weiter zugenommen, so die ISG-Studie. Eine wichtige Triebfeder des Wachstums liege in der Notwendigkeit, Projekte, die aus neuen Geschäftsideen entstehen, schnell umzusetzen.

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