Datenlecks bei Cloud-Diensten Ist die sichere Cloud nur ein Wunschbild?
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Viele Cloud-Nutzende versprechen sich eine höhere Sicherheit, wenn sie ihre Daten in die Cloud übertragen. Doch ist eine Cloud automatisch sicherer als die eigene IT? Aktuelle Datenpannen und IT-Sicherheitsvorfälle bei Cloud-Diensten zeigen, dass von „automatisch sicherer“ nicht die Rede sein kann. Wir betrachten den Fall von CloudNordic als Beispiel.

IT-Sicherheit ist einer der wichtigsten Gründe für Cloud Computing
Der Cloud-Report 2023 des IT-Branchenverbands Bitkom nennt als die wichtigsten Ziele bei Cloud-Aktivitäten die Reduzierung von Kosten (64 %) und die Reduzierung der CO2-Emissionen (63 %). Eine Mehrheit von je 57 Prozent will zudem IT-Anwendungen auf Plattformen und Software-as-a-Service umstellen sowie die IT-Sicherheit erhöhen.
Eine höhere Sicherheit bei Cloud-Nutzung scheint es auf den ersten Blick auch zu geben: So sagen in der Bitkom-Umfrage zwei Drittel (64 %) der Unternehmen, die Cloud Computing nutzen, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten überhaupt keinen Cyberangriff auf die Cloud-Umgebung hatten. Ein Viertel (26 %) berichtet von Angriffen, wobei aber die eigenen Security-Maßnahmen gegriffen hätten. Nur ein Prozent wurde demnach Opfer eines Cyberangriffs auf die Cloud-Umgebung, der zu starken Störungen des Betriebsablaufs führte.
Schwerwiegende Cloud-Vorfälle scheinen also eher selten und die Cloud ein sicherer Ort zu sein. Doch ist das wirklich so? Oder wurden viele Cloud-Vorfälle nicht als solche erkannt.
Auch die Cloud ist anfällig für Attacken
Schaut man sich die aktuelle „Cost of a Data Breach“-Studie des Ponemon-Instituts und von IBM Security an, erfährt man, dass 82 Prozent der Verletzungen der Datensicherheit Daten betrafen, die in der Cloud gespeichert waren. Unternehmen müssten Lösungen wählen, die in hybriden Umgebungen Transparenz bieten und Daten schützen, während sie zwischen Clouds, Datenbanken, Apps und Diensten in Bewegung sind, so IBM.
Die 2023 Thales Global Cloud Security Study nennt ebenfalls Zahlen, die die Vorstellung einer sehr sicheren Cloud durchaus erschüttern können: Diese Studie ergab, dass mehr als ein Drittel (39 %) der Unternehmen im vergangenen Jahr einen Datenverstoß in ihrer Cloud-Umgebung erlebt haben, ein Anstieg gegenüber den 35 Prozent im Jahr 2022. Darüber hinaus wurde menschliches Versagen als Hauptursache für die Cloud-Vorfälle gesehen.
Wenn man bedenkt, dass menschliches Versagen sowohl in der Cloud als auch in der internen IT möglich ist, sollte man also besser nicht einfach von einer hohen Cloud-Sicherheit ausgehen. Genau wie in der internen IT muss man einiges tun für die Sicherheit in der Cloud, denn diese ist für Cyberangriffe durchaus anfällig.
Und wieder hat es eine Cloud „erwischt“
Es lohnt sich, dazu ein aktuelles Beispiel näher zu betrachten: In den letzten Wochen wurde eine Ransomware-Attacke auf den Cloud-Diensteanbieter CloudNordic bekannt: Der Angriff wurde zeitlich auf die Nacht vom Freitag, den 18.08.2023, um 04:00 Uhr zugeordnet. Ein Ransomware-Angriff legte dabei nach Aussage des betroffenen Cloud-Anbieters alle Systeme lahm, Websites, E-Mail-Systeme, Kundensysteme, Websites der Kunden.
„Ein Einbruch, der CloudNordic völlig lahmgelegt hat und der auch unsere Kunden hart trifft“, so ein übersetztes Statement des Cloud-Providers. Über das interne Netzwerk verschafften sich die Angreifer Zugang zu zentralen Verwaltungssystemen und den Backup-Systemen, so der betroffene Provider. Schließlich gelang es den Angreifern, sich über das Backup-System Zugriff zu verschaffen auf Daten, Replikations-Backupsystem und sekundäres Backup-System.
Den Angreifern gelang es demnach, die Festplatten aller Server sowie das primäre und sekundäre Backup-System zu verschlüsseln, wodurch alle Maschinen abstürzten und der Zugriff auf alle Daten verloren ging, wie CloudNordic erklärte.
Der Anbieter nimmt an, dass die Angreifenden die Daten zwar verschlüsseln, aber nicht einsehen konnten, also keine großen Datenmengen abgeflossen wären. Wie CloudNordic weiter ausführt, war man nicht bereit und auch nicht in der Lage, das Lösegeld für die kriminell verschlüsselten Daten zu bezahlen. Stattdessen versuchte man, sich einen Überblick über den Schaden zu verschaffen und suchte Möglichkeiten zur Wiederherstellung der Daten. Leider gelang die Wiederherstellung aber für viele der Daten nicht, so dass der Großteil der Kunden wohl alle Daten verloren hat, die bei CloudNordic gespeichert waren.
Selbst Notfallkommunikation war nicht mehr möglich
„Wir sind zutiefst betroffen von der Situation und sind uns bewusst, dass der Angriff auch für viele unserer Kunden von großer Bedeutung ist. Zusätzlich zu den Daten haben wir auch alle unsere Systeme und Server verloren und hatten Schwierigkeiten bei der Kommunikation“, so die Übersetzung der Kundeninformation von CloudNordic. Man konnte dann die blanken Systeme ohne Daten wieder zum Laufen bringen, Nameserver, Webserver und Mailserver.
Mittlerweile wurden die Blankosysteme wieder etabliert, wie Nameserver (ohne Daten), Webserver (ohne Daten) und Mailserver (ohne Daten). Hier sollen die Kunden dann die Möglichkeit erhalten, ihre Daten selbst wiederherzustellen. Dabei liegt die Betonung auf „selbst“.
Auf die interne IT kommt es (auch) an
Als Vorschläge zur Wiederherstellung der eigenen Websites nennt der Provider die Nutzung eigener lokaler Backups und auch Kopien von Wayback.
Erneut zeigt sich, wie wichtig auch die interne Datensicherheit und Datensicherung ist. Ebenso kann nicht oft genug auf das Prinzip der geteilten Verantwortung im Cloud Computing hingewiesen werden. Die eigenen Daten sollten also immer auch in eigener Verantwortung zusätzlich gesichert werden. Nur dann wird der Ausfall bei einem Cloud-Dienst nicht zum totalen Datenverlust für den Kunden.
Es zeigt sich: Die automatisch sichere Cloud gibt es nicht, und die sichere Cloud auch nur dann, wenn zusätzlich die interne IT-Sicherheit stimmt, insbesondere eigene Backups vorhanden sind.
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