LibreOffice und Collabora bringen neue Hauptversionen Viel Aufsehen – kein Grund zu Eile
Zwei zu Microsoft Office kompatible Bürosuites haben mit neuen Hauptversionen wesentliche Verbesserungen erreicht. Professionelle Anwender sollten aber noch etwas warten.
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In den letzten Tagen gab es viele Meldungen über die mit MS Office konkurrierenden Büropakete. Ende Januar erschien "LibreOffice“ in Version 6.0 und wenige Tage später schon Version 6.01. Dadurch war auch dem Unternehmen Collabora Productivity der Sprung auf die Online-Version 3.0 möglich. Dies ist eine Ausprägung von LibreOffice für die Cloud-Server von OwnCloud und NextCloud.
Hier soll nicht noch einmal von den wichtigsten Neuerungen die Rede sein. Interessierte können sie der Open-Source-nahen Online-Presse und den Websites des LibreOffice-Projekts beziehungsweise von Collabora entnehmen.
Sicherheit geht vor Imageschaden
Bemerkenswert ist allerdings ein Vorgang: Das LibreOffice-Projekt brachte schon nach wenigen Tagen das Subrelease 6.0.1 heraus – üblich gewesen wäre ein Monat nach 6.0 – und empfiehlt, nur dieses zu verwenden. Außerdem erschien Version 5.4.5. Der Grund sind größere Fehler, darunter ein ernstes Sicherheitsproblem, das Angreifern durch ein präpariertes Dokument Zugriff auf alle anderen Dateien ermöglicht. Die schnelle Reaktion des Open-Source-Projekts unterscheidet sich deutlich vom „Klassenprimus“ Microsoft. Es nimmt die Peinlichkeit und den Imageschaden in Kauf, weil Sicherheit wichtiger ist.
Der Reputation von LibreOffice dürfte der Vorfall ohnehin allenfalls minimal schaden. Denn LibreOffice 6.0 und 6.0.1 richten sich ausschließlich an „Early Adopter“. Für professionelle Organisationen sind diese Versionen nicht gedacht.
Professionelle Anwender sollten Version 5.4.5 verwenden
Im LibreOffice-Projekt ist die Empfehlung üblich geworden, dass professionelle Anwender nicht sofort die neue Version verwenden sollten. Konkret bedeutet das in diesem Fall, mindestens die Version 6.3 abzuwarten. Bis dahin empfiehlt das Projekt, die Version 5.4.5 zu installieren, möglichst bald die Einsatzmöglichkeiten der 6er-Version zu testen und Supportverträge abzuschließen.
Alle x.0-Versionen richten sich an neugierige User. Es folgen die Sub-Releases x.1 und x.2, beide eher etwas für Privatanwender, bei letzterer dürften sie kaum noch böse Überraschungen erleben. Erst ab der Subversion x.3 wird es für Unternehmen interessant, offiziell empfiehlt ihnen das Projekt jedoch Version x.4. Spätestens mit dieser Version ist die Mehrzahl der Entwickler mit der nächsten Hauptversion beschäftigt.
Bugfixes noch zurück bis Version 4.x
Das LibreOffice-Projekt pflegt immer die letzten drei Hauptversionen gleichzeitig, um auf Unternehmen Rücksicht zu nehmen. Die hinter dem Projekt stehende The Document Foundationschreibt dazu: „Lieber arbeitet man mit einer stabilen Version, für die man aber doch gerne die Möglichkeit für Bugfixes haben möchte.“ Die dritte Zahl in der Versionsnummer zeigt solche Bugfixes an, beispielsweise 5.4.5., während die erste die Hauptversion und die zweite ein Feature-Release kennzeichnet.
Nach dieser Regel gibt es noch Bugfixes für LibreOffice 4, während die dritte Hauptversion (3.x) endgültig „end of life“ erreicht hat. Es dürfte durchaus Organisationen geben, die noch mit dieser Altversion arbeiten. Für diese wird es nun Zeit, auf eine neue Hauptversion umzustellen. In jedem Fall sollten sie – gegebenenfalls durch spezialisierte Supportfirmen – prüfen, ob eigene Erweiterungen und die Integration in weitere Anwendungen auch zu Version 5.4.5 oder 6.x passen.
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Groupware, Dateiserver und Online-Office kombiniert
Arbeiten mit EGroupware und Collabora
* Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.
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