SAP Now Germany SAP will härtere Lieferketten
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Mitte Februar hielt der größte deutsche Softwarekonzern mit der SAP Now Germany seinen virtuellen Jahresauftakt ab. Vertreter von SAP, Partnerunternehmen und Kunden diskutierten, wie Lieferketten widerstandsfähiger und nachhaltiger gestaltet werden können. Die Cloud sei dabei „Basisvoraussetzung“.

Die SAP Now Germany brachte im Februar eine illustre Runde an Vertretern von SAP, Anwendern und Experten zusammen, um die aktuellen Herausforderungen für Unternehmen und wie man ihnen begegnen kann zu diskutieren. Moderiert wurde der virtuelle Jahresauftakt von der Schauspielerin Jennifer Sarah Boone, die zu Beginn Sven Mulder, Geschäftsführer der SAP Deutschland, einlud, die Themen der Veranstaltung zu definieren:
„Wir müssen ganz klar über Transformation sprechen – Transformation ist der Schlüssel für die großen Fragen unserer aktuellen Zeiten und entscheidend dafür, wie wir gemeinsam in Zukunft arbeiten werden. Richtigerweise sind es zwei ganz besondere Themen, die unsere Kundinnen und Kunden sowie Partner die letzte Zeit sehr intensiv beschäftigen. Zum einen ist da das Thema der Lieferketten, zum anderen das der Nachhaltigkeit“, so Mulder.
Sabine Bendiek, Chief People & Operating Officer, Arbeitsdirektorin und Mitglied des Vorstands bei der SAP, griff dies auf und erklärte „Agilität und Mut“ zu den vordringlichsten Eigenschaften, die es für die Transformation eines Unternehmens hin zu resilienten Lieferketten brauche. Weiter würden für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen benötigt: Anpassungsfähigkeit, neue Technologien, Partnerschaften und nicht zu vergessen Nachhaltigkeit. Das habe die SAP nach ihrer „strategischen Neuausrichtung auf die Cloud“ selbst hinlänglich erkannt, aber auch in der Landwirtschaft sorge etwa das Internet of Things (IoT) immer öfter für mehr Ertrag und Nachhaltigkeit pro Feld.
Lieferketten müssen resilienter werden
Daraufhin präsentierte Boone mit der Unternehmerin, Physikerin und ehemaligen Astronauten-Instruktorin Laura Winterling einen „Gast-Star“, der Einblick in den „All-tag“ von Raumstationen geben konnte. Schwierigkeiten ergäben sich etwa immer wieder durch eine Kommunikation, die zwischen Boden- und Raumstation ja nie „auf Augenhöhe“ geführt werden könnten. Zudem sei für die Versorgung der Astronauten auch eine Lieferkette nötig, die nicht abreißen dürfe.
Die Lieferkette hin zu einer Raumstation sei zwar beeindruckend, weil überlebensnotwendig, im Vergleich zu „irdischen“ Lieferketten aber eher als unterkomplex zu bezeichnen, so Mulder anschließend. Lieferketten auf der Erde seien nämlich durch ständig neue Einflüsse so kompliziert geworden, dass Unternehmen Echtzeitdaten für die Planbarkeit benötigten. „Das hat die SAP sehr beschäftigt“, so der Geschäftsführer. Egal ob Automobilindustrie, Pharma, Lebensmittelproduktion oder Versandhandel: Effiziente Abläufe in den Lagern seien Pflicht, andernfalls würden bei Produktion und Lieferung von Waren wertvolle Zeit vertan, LKWs unnötige Standzeiten aufgezwungen und die Regale der Supermärkte nicht mit frischer Ware befüllt.
„Es braucht in jedem Fall Agilität und Mut, um schwere und wichtige Entscheidungen zu treffen und den Blick nach vorne zu richten. Es geht darum, die Anpassungsgeschwindigkeit zu erhöhen, wobei neue Technologien den entscheidenden Wettbewerbsfaktor für die Zukunftssicherung von Unternehmen darstellen. Das geht natürlich nicht allein, das geht nur mit Partnerschaften“, so Mulder.
Partnerschaften sind essenziell für den Erfolg
Mulders riet dazu, Lieferanten wie Partner zu behandeln. Erfolgreiche Formen würden mit Auftragsfertigern, Co-Packern und anderen Lieferanten effektiv zusammenarbeiten und so strategische, vertrauensvolle Beziehungen aufbauen, die über Transaktionen hinausgehen. Zum Beispiel gewährten sie Einblick in die zukünftige Nachfrage nach ihren Waren. Das habe eine Studie in Zusammenarbeit mit Oxford Economics ergeben.
Ein Teil des Problems sei jedoch der mangelnde Einsatz von Technologie. Die Untersuchung habe gezeigt, dass 32 Prozent der Führungskräfte Telefon, E-Mail und Tabellenkalkulationen als primäre Mittel zur Zusammenarbeit mit externen Partnern bei wichtigen Prozessen in der Lieferkette nutzen. So veraltete Technologien machten es schwer, flexibel zu sein und für das Unerwartete zu planen. Zudem erhöhe eine fragmentierte Technologielandschaft die Komplexität, da es viel schwieriger wird, schlanke, integrierte Prozesse zu schaffen, die Angebot und Nachfrage automatisch verbinden. Erfolgreiche Unternehmen nutzen Lösungen für die Zusammenarbeit mit Lieferanten in großem Umfang, um Transaktionen mit Lieferanten zu automatisieren und zu beschleunigen und um bei wichtigen Prozessen in der Lieferkette zusammenzuarbeiten.
ZF Friedrichshafen AG als Beispiel
Gleich mehrere Vertreter solcher erfolgreichen Unternehmen saßen in der anschließenden Diskussionsrunde. Rainer Scheuring, Vice President Corporate Finance, IT, M&A AC Market and Materials Management bei der ZF Friedrichshafen AG, einem globalen Zulieferer von Systemen für Pkw, Nutzfahrzeuge und Industrietechnik etwa erklärte: „Basierend auf dem Ansatz einer ganzheitlichen Planung haben wir die Grundlage für verbesserte Verfügbarkeiten und reduzierte Bestände innerhalb unserer mehrstufigen Lieferkette geschaffen.“
Konkret bedeutet das, dass die Aftermarket-Sparte von ZF Friedrichshafen ihre alte Planungssoftware durch SAP Integrated Business Planning for Supply Chain (SAP IBP) ersetzt hat. Unterstützt von SAP Services and Support wurden die Anwendungen für Bestand und Bedarf sowie die Lösung SAP Supply Chain Control Tower implementiert. Die Anwendungen bieten "intelligente" Funktionen, die die Produktions- und Absatzplanung, Prognosen und Bedarfssteuerung sowie andere wichtige Prozesse abdecken. So wurde eine zentrale Umgebung für die Absatzplanung geschaffen.
Weiteres Beispiel: die Drogeriemarktkette dm
Cornelia Ratzel, Verantwortliche für die IT-ERP-Landschaft bei der dmTECH GmbH, die für die IT der Drogeriekette dm zuständig ist, und Kai-Harald Solmitz, seines Zeichens Member of the Management Board at SAP Deutschland SE & Co. KG und Senior Vice President Retail & Consumer Industries, Chemical and Life Science Industry, berichteten von einem weiteren Anwendungsfall: Wie sorgt Deutschlands größte Drogeriemarktkette für volle Regale, wenn unvorhergesehene Ereignisse die Supply Chains strapazieren? Wie funktionieren vor diesem Hintergrund Warenplanung, Filialwirtschaft und Logistik für fast 4.000 Märkte?
„Störungen in den Lieferketten machen sich bei Einzel- und Großhändlern sowie den Konsumgüterherstellern vor allem bei Rohstoffen, Komponenten und Produkten bemerkbar, die aus Asien stammen“, berichtete Solmitz. „Zudem treibt die Rekordinflation, vor allem im Energiesektor, die Kosten in die Höhe. Warenbeschaffung und Transportlogistik bleiben also für die meisten Anbieter auch in diesem Jahr eine Herausforderung.“
Die Konsumgüter- und Handelsbranche benötige folgerichtig eine neue Supply-Chain-Strategie. Wesentliche Bestandteile davon seien eine bessere Vertriebs- und Produktionsplanung mit KI-gestützter Bedarfsanalyse und Kontrolltürmen, Diversifizierung sowie ausgefeilte Krisenpläne. Darüber hinaus sollte die Automatisierung entlang der gesamten Lieferkette skaliert werden – einschließlich der Lager und Filialen. Und schließlich müsse die Zustellung auf der letzten Meile auf mögliche Unwägbarkeiten vorbereitet werden: durch ein gestärktes Filialnetz, flexible Personalstrategien und Kooperationsmodelle.
Cloud Computing ist „Basisvoraussetzung“
Als Basisvoraussetzung gilt in diesem Zusammenhang meist eine entsprechende Cloud-Infrastruktur, sagte Solmitz. „Mindestens genauso wichtig sind jedoch meiner Meinung nach ein smartes Management der Kundendaten und passende Analyse-Tools. Cloud-basierte Plattformen und kollaborative Business-Netzwerke in Verbindung mit Technologien wie dem Internet of Things, Künstlicher Intelligenz und Machine Learning bringen Einzelhandel und Konsumgüterbranche auf den gewünschten Weg zum vernetzten Kundenerlebnis.“
Das gelte auch für andere Bereiche. In der Automobilbranche und anderen Fertigungsunternehmen finde man allerdings aktuell das Paradox: „Volle Auftragsbücher und weniger Umsatz“. Das sei den andauernden Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten geschuldet. Durch mehr Risikoresistenz ließen sich diese Störungen abfedern oder ihre negativen Auswirkungen zumindest begrenzen. Der Schlüssel dazu sei die Automatisierung von Prozessen. Durch den Einsatz von SAP Build SAP Build Process Automation (ehemals RPA) würden Zeitfenster geöffnet und Ressourcen freigesetzt.
Mit Vitra wurde anschließend noch ein weiteres Beispiel dafür präsentiert, wie SAP HANA Lieferketten und Datenqualität verbessern könne.
Mehr Nachhaltigkeit durch das LkSG
An- und abschließend erläuterte u.a. Kristin Seyboth, Mitglied des Vorstands Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, wie unbescheidene Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können. „Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern muss zum Herzstück jeder erfolgreichen Unternehmensstrategie werden“, so Seyboth.
Für mehr Nachhaltigkeit soll auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sorgen, das zu Beginn des neuen Jahres (LkSG) in Kraft getreten ist. Es soll Lieferketten weltweit im Hinblick auf Menschenrechte und Umweltschutz absichern, in dem es Unternehmen in die Pflicht nimmt. Zunächst nur solche mit mehr als 3.000 Angestellten, ab dem kommenden Jahr dann alle mit wenigstens 1.000 Arbeitnehmern.
Zentraler Bestandteil es LkSG ist laut § 4 und 5 die Einrichtung eines Risikomanagements inklusive Risikoanalyse. Die damit verbundenen Präventions- und Abhilfemaßnahmen werden im § 6 und 7 definiert. Darüber hinaus gilt es zusätzliche Sorgfaltspflichten hinsichtlich Compliance einzuhalten. Für die Unternehmen bedeutet dies, entsprechende Lösungen in ihr Enterprise-Resource-Planning-(ERP)-System einzubinden.
SAP-Kunden können die LkSG-Compliance mit einer Kombination ausSAP Ariba Supplier Risk und SAP Business Network erreichen. SAP empfiehlt Ariba Supplier Lifecycle and Performance als Lösung für konsistente Lieferantenstammdaten und deren Verwaltung, es sei aber nicht erforderlich.
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