Interview mit Andreas Weiss, EuroCloud Deutschland_eco e.V. Rückblick und Ausblick auf den Cloud-Markt
Die Cloud wird 2018 smarter und vernetzter, wächst noch stärker mit Rechenzentren und dem Internet der Dinge zusammen und entwickelt sich zum integralen Bestandteil von Serviceangeboten. Im Interview erläutert Andreas Weiss, Direktor EuroCloud Deutschland_eco e. V., diese und weitere Cloud-Trends für 2018 und wirft auch einen Blick auf wichtige Entwicklungen des vergangenen Jahres.
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Was war Ihrer Meinung nach der größte Erfolg für die Cloud im Jahr 2017?
Andreas Weiss: Wir reden in Deutschland endlich mehr darüber, was geht, statt darüber, was nicht geht. Die meisten Unternehmen kümmern sich darum, wie und in welchem Umfang Cloud Computing zum Teil ihrer Gesamtstrategie wird, um so den Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung gerecht zu werden. Jede innovative digitale Plattform, sei es für Industrial IoT, Big Data, Smart Services, Connected Cars, Blockchain und was auch immer noch kommen wird, basiert auf dem Cloud-Betriebsmodell. Es ist also unerlässlich, sich mit den Mechanismen und den Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen.
Und was war das größte Hindernis?
Weiss: In Bezug auf Cloud Computing sehe ich da keine großen Hindernisse mehr. Selbst die anstehende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist handhabbar für Unternehmen, die schon konform mit dem bestehenden Datenschutzgesetz (BDSG) agieren. Wir kümmern uns im Rahmen des Projektes AUDITOR um die konkreten Anforderungen im Bereich des Cloud Computing, alle anderen Anforderungen müssen die Unternehmen unabhängig davon umsetzen.
Viel spannender wird die Frage sein, wie wir mit Daten und Datenschutz im Kontext vernetzter digitaler Plattformen umgehen. Das wird noch eine umfangreiche gesellschaftspolitische Diskussion anstoßen.
Welche Veränderungen erwarten uns bei Cloud und Digitalisierung 2018?
Weiss: Internet, Rechenzentren und Cloud Computing rücken immer enger zusammen und sind schon fast als Einheit zu betrachten. 2018 werden wir sehen, wie diese Einheit noch mehr zum Rückgrat der digitalen Geschäftsmodelle wird. Unsere 2017 präsentierten drei Studien zu Smart Home, Smart City und Industrial IoT zeigten alle beeindruckende Wachstumsperspektiven. Gerade im IoT-Bereich hat Deutschland weiterhin das Potenzial, eine führende Rolle einzunehmen – wenn es nun endlich Gas gibt.
Seitens der Fachbereiche für Digitalisierung gibt es in den Ministerien schon eine gute Unterstützung, aber der Überbau fehlt. Im Netzpolitischen Parteiencheck analysierte der eco Verband zur Bundestagswahl 2017 die Wahlprogramme der vier damals im Bundestag vertretenen Parteien und fand viele Lücken, die eine konsistente und zielführende Digitalpolitik verhindern. So hatten zwar alle Parteien den Wert und die Wichtigkeit des Infrastruktur- und Netzausbaus erkannt, aber sie nannten kaum konkrete Pläne, wie dieser vorangetrieben beziehungsweise finanziert werden soll. Dieser Ausbau, der die Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung darstellt, muss 2018 aber angegangen werden, damit Deutschland im internationalen Vergleich nicht noch weiter zurückfällt.
An welchen digitalen Prozessen kommt 2018 kein Unternehmen mehr vorbei?
Weiss: Eine Kernfunktion ist die dezentrale Zusammenarbeit, sei es mit Projekt- und Teamanwendungen, Web- und Desktopsharing, IP-Telefonie und vielen anderen Services, die die Zusammenarbeit vereinfachen. Wichtig ist dabei, diese konsequent zu betreiben und keine Alternativen zu offerieren. Eine Maßnahme ist zum Beispiel, das liebgewonnene Telefon vom Schreibtisch zu verbannen und durch Headsets und Smartphone Apps zu ersetzen.
Was sind aus Ihrer Sicht die Top 5 Trends 2018?
Weiss: Die Cloud wird smarter und vernetzter, das heißt, viele intelligente Funktionen werden integraler Bestandteil von Serviceangeboten und Teil eines umfangreichen Netzwerkes weiterer Services. Das ergibt sich auch aus der zunehmenden Einbindung von Künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge. Zusammen mit 5G wird die Reichweite des Internet für komplexe und geschäftskritische Anwendungsbereiche erheblich ausgeweitet und es werden viele Clouds im Rahmen der gesamten Wertschöpfungskette benötigt. Zusammengefasst sind meine Top 5 für 2018 daher:
- Multi Cloud,
- Künstliche Intelligenz,
- Interconnected Digital Platforms,
- IoT und 5G.
Was waren die Tätigkeitsschwerpunkte von EuroCloud Deutschland im Jahr 2017?
Weiss: 2017 standen vor allem die Themen Multi Cloud, Datenschutz/DSGVO, Systemsicherheit und digitaler EU-Binnenmarkt in unserem Fokus. Darüber hinaus engagierte sich EuroCloud Deutschland für den Einsatz von Cloud an Schulen und die generelle Ausrichtung bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen im Bildungswesen, im Star-Audit-Programm und als Teil des Trusted Cloud Kompetenznetzwerkes.
Unsere Experten brachten in zahlreichen Fachveranstaltungen interessierte Cloud-Anbieter und -Anwender auf den neuesten Kenntnisstand, gaben wertvolle Praxistipps, organisierten Gemeinschaftsstände, Vorträge und Diskussionsrunden. Neben der Vermittlung von grundlegendem Wissen rund um Cloud Computing und Digitalisierung erarbeiteten wir mit den Mitgliedern in den Kompetenzgruppen Orientierungshilfen in vielen Detailbereichen, insbesondere für mittelständische Unternehmen.
Viele Unternehmen haben die Notwendigkeit zur Veränderung im Rahmen der weiteren Digitalisierung erkannt, es fällt ihnen aber noch schwer, die Nutzung von Cloud-Diensten zu akzeptieren. Genau da setzen wir an, und vermitteln, wie Digitalisierung funktioniert und warum die Einbindung von Cloud-Diensten essenziell ist.
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