Mit SD-WAN in die Cloud? Aber sicher! Nur Vorteile und für Cloud-Migrationen Pflicht: SD-WAN

Von Dr. Joachim Sinzig

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Der stabile und sichere Zugriff auf die Cloud von allen Standorten aus ist für Unternehmen unabdingbar. Intelligente SD-WAN Router wählen dabei den geeigneten Verbindungstyp flexibel und unabhängig vom überlasteten, öffentlichen Internet. Durch die zentrale Steuerung lässt sich die Sicherheit der Datenströme in die Cloud problemlos erhöhen.

Viel spricht für den Einsatz eines SD-WANs – für Unternehmen mit mehreren Standorten ist SD-WAN im Zusammenhang mit einer Cloud-Nutzung jedoch Pflicht.
Viel spricht für den Einsatz eines SD-WANs – für Unternehmen mit mehreren Standorten ist SD-WAN im Zusammenhang mit einer Cloud-Nutzung jedoch Pflicht.
(Bild: Riedel Networks)

Früher war alles einfacher! Zumindest hinsichtlich der Komponenten eines funktionalen Unternehmensnetzwerks. Man setzte auf einen verlässlichen Verbindungstyp – MPLS – und verschaltete damit alle Standorte eines Unternehmens. Alle wichtigen Leitungen liefen über die Firmenzentrale oder ein privates Rechenzentrum. Es gab nur einen, mit einer Firewall zentral geschützten, Zugang in das Internet. Schon war alles eingerichtet.

Das hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Unternehmen setzen verstärkt auf die Cloud, um ihre zunehmend auf ortsunabhängiger und kollaborativer Zusammenarbeit basierenden Geschäftsmodelle zu realisieren. Selbst die Ausschreibung eines IP VPNs umfasst mittlerweile die Maßgabe, cloud-basierte Dienste (wie beispielsweise Microsoft 365 und SAP Hana) oder virtuelle Server einzubinden, auf denen die Firmensoftware gehostet wird.

Allerdings ist dies klassischerweise der Moment, an dem MPLS-basierte Netze an ihre Grenzen stoßen. Denn der Zugang zu diesen Diensten über den zentralen Internetzugang lässt die Kosten für die MPLS-Anbindung in die Cloud explodieren. Ganz zu schweigen von der sinkenden Performance durch die unnötig lange Laufzeit der Datenpakete von den Lokationen zur Zentrale in die Cloud und wieder zurück.

Mit SD-WAN Netzwerktopologien neu denken

Klar ist, das bewährte Baukastenprinzip von MPLS-Strukturen gehört der Vergangenheit an. Doch wie geht es besser? Auch ohne auf eine Marketing-Präsentation eines Service Providers oder Herstellers zurückgreifen zu müssen, kann man die wichtigsten Anforderungen sehr leicht selbst definieren:

  • Einbindung aller Dienste: lokal, im zentralen und privaten sowie in einem öffentlichen Rechenzentrum oder eben der Cloud.
  • Optimale Performance der Applikationen für den Nutzer muss gewährleistet sein.
  • Das Firmennetz muss an den lokalen Breakouts so sicher gegen Angriffe von außen und Missbrauch von innen geschützt sein wie bei einem zentralen Internetübergang.
  • Das Management der Routing- und Sicherheitseinstellungen sollte zentral erfolgen und überwacht werden können.

All das soll natürlich unter der Prämisse der Kosteneffizienz erfolgen. Die Empfehlung der Hersteller für dieses Anforderungsset ist eindeutig: SD-WAN. Doch was verbirgt sich hinter dieser Technologie, die einstimmig als die Lösung für die sichere Einbindung Cloud-basierter Dienste gehandelt wird?

SD-WAN basiert auf den folgenden intelligenten Mechanismen, die in den vergangenen Jahren entwickelt wurden, um die Leistung statischer MPLS-Netze maßgeblich zu steigern:

Lokaler Breakout ins Internet
Der zentrale Internetübergang fällt weg. Stattdessen wird jeder Standort über FttX, DSL oder Mobilfunk direkt mit dem Internet verbunden. Der übliche Umweg über die Zentrale entfällt. Dies führt zu deutlich kürzeren Laufzeiten für Cloud-basierte Dienste, wie beispielsweise Microsoft 365, und befreit das MPLS-Netzwerk von unwichtigem Datenverkehr, wie etwa der Websuche und dem E-Mail-Versand. Beides führt zu einer fundmental besseren Performance für diese Applikationen und reduziert die Kosten.

Alle Anschlussleitungen werden aktiv genutzt
Im klassischen MPLS-Netzwerk gibt es eine aktive Leitung und eine Backup-Leitung im Stand-by. Letztere bleibt im normalen, täglichen Betrieb ungenutzt und wird erst beim Ausfall der Hauptleitung aktiviert. Die Umschaltung kann allerdings einige Minuten beanspruchen, was zu einer erheblichen Störung des operativen Geschäfts führen kann. Zudem wird die zweite Leitung, obwohl sie nur in Ausnahmesituationen zum Einsatz kommt, voll bezahlt. Bei MPLS-Leitungen ist das vor allem teuer, bei einem IPSec-Backup über DSL oder Mobilfunk eine vergeudete Ressource. Bei SD-WAN hingegen werden alle angeschlossenen Leitungen auch im Normalbetrieb voll genutzt. Sofort verdoppelt sich die verfügbare Bandbreite (bei gleicher Dimensionierung) und im Falle einer Störung erfolgt das Re-Routing des Datenverkehrs in Millisekunden.

Intelligentes, dynamisches Routing in jedem Router
Im MPLS-Netzwerk gibt der IT-Administrator die Wegeführung für jede Verkehrsart im Netzwerk statisch vor. Da an der Netzwerkgrenze nur eine Leitung aktiv ist, sind die Optionen sehr begrenzt. Im SD-WAN-Netz wird die Qualität – Laufzeit, Paketverlust und Jitter – vom Standort zum Endpunkt der Datenverbindung über jeden möglichen Pfad für jede Verkehrsart und jede Applikation kontinuierlich gemessen. Der Administrator gibt im zentralen Managementtool nur noch die gewünschte Qualitätsanforderung vor. Welcher Pfad tatsächlich genutzt wird, entscheidet der Router auf Basis der lokalen Qualitätsmessungen. Dies führt zur bestmöglichen Performance und Nutzererfahrung, die mit dem verfügbaren Netzwerk erreicht werden kann.

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WAN Beschleunigung im gesamten Netzwerk
Die Verfahren zur Vermeidung unnötigen Datenverkehrs sind in vielen SD-WAN-Lösungen standardmäßig implementiert. Darunter fallen beispielsweise Fehlerkorrekturen (FEC) und Caching. Dabei wird nicht mehr die ganze Datei neu geladen, sondern nur die Änderungen bei der Bearbeitung einer Datei durch ein verteiltes Team.

In einem SD-WAN erfolgt das Management aller WAN-Verbindungen zentral.
In einem SD-WAN erfolgt das Management aller WAN-Verbindungen zentral.
(Bild: Riedel Networks)

Sicherheit mitdenken

Gepaart werden diese intelligenten Netzwerklösungen mit den modernsten Sicherheitsmechanismen. Diese sind nicht mehr nur am zentralen Flaschenhals des Internetzugangs, sondern an der Netzwerkgrenze lokal implementiert. Die Sicherheitskonzepte umfassen immer eine Firewall, aber je nach Hersteller kommen noch weitere ausgeklügeltere Konzepte wie Malware Protection, Intrusion-Detection-/Prevention-Systeme (IDS/IPS) und URL Filtering hinzu.

Bei der Einbindung von Cloud-Infrastrukturen in das Sicherheitskonzept, muss der sichere, ortsunabhängige Zugriff von verteilten Teams auf die Cloud-Anwendungen berücksichtigt werden. Um Mitarbeiter mobil oder von zu Hause aus sowie die virtuellen Plattformen in den Rechenzentren sicher zu verbinden, empfiehlt es sich daher, zusätzlich eine cloud-basierte Sicherheitslösung zu verwenden.

Alle Komponenten werden dabei zentral verwaltet und überwacht, Attacken oder der Aufruf einer nicht-erlaubten Webseite automatisch in dem zentralen Dashboard der SD-WAN-Lösung erfasst. Auf diese Weise werden die Datenströme in die Cloud von jedem Ort aus transparent und kontrollierbar. Die lokalen Internetzugänge stehen somit einem privaten Netzwerk in puncto Sicherheit in nichts nach. Weiterhin ermöglicht der Zugewinn an Flexibilität die reibungslose Migration von weiteren Diensten und Infrastruktur in die Cloud. Auch Multi-Cloud-Umgebungen können so problemlos umgesetzt werden.

Fazit

Wenn ein Unternehmen die Migration von Daten, Applikationen oder Infrastruktur in die Cloud plant, geht dies unweigerlich mit einer Neukonzeptionierung des Unternehmensnetzwerks einher. Eine Aufrüstung des bestehenden, statischen Netzwerks wird nicht zu einer befriedigenden Performance und Nutzererfahrung führen. SD-WAN lautet die Lösung für ein modernes Unternehmensnetzwerk, das den Anforderungen moderner Kommunikation und kollaborativer Zusammenarbeit in einem geographisch verteilten Betrieb gerecht wird.

Dr. Joachim Sinzig.
Dr. Joachim Sinzig.
(Bild: Riedel Networks)

Über den Autor

Dr. Joachim Sinzig ist bei Riedel Networks als Director Product Management verantwortlich für das gesamte Produktportfolio und die Produktentwicklung. Er hatte in den vergangenen Jahren Managementpositionen in den Bereichen Engineering, Operations, Sales und Marketing inne. Zuletzt war er verantwortlich für das globale Produkt Portfolio bei Colt Technology Services. Er hat an der RWTH Aachen studiert und ist promovierter Physiker.

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