Neue Studie von Plusserver Datenhoheit in der Cloud – theoretisch ja, praktisch lala

Von Elke Witmer-Goßner

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Die Cloud ist für Unternehmen die wichtigste IT-Modernisierungsmaßnahme. Denn schon längst erfüllt die vorhandene IT nicht mehr die Anforderungen eines sich permanent verändernden Business. Cloud Services werden die Legacy IT in den kommenden zwei Jahren immer umfassender ersetzen.

Angesichts einer drohenden Rezession bleiben Digitalisierung, Innovation und datengestützte Entscheidungen Erfolgsfaktoren im harten globalen Wettbewerb.
Angesichts einer drohenden Rezession bleiben Digitalisierung, Innovation und datengestützte Entscheidungen Erfolgsfaktoren im harten globalen Wettbewerb.
(Bild: Sondem - stock.adobe.com)

Der Kölner Cloud Service Provider Plusserver hat bei IDC eine Studie zum Thema Datensouveränität in der Cloud und IT-Modernisierung beauftragt, um den aktuellen Stand von Cloud-Migration, Sicherheit und Nachhaltigkeit in der IT zu untersuchen. Ein besonderes Augenmerk lag auch auf der Frage, welche Anforderungen, Potenziale und Herausforderungen die Datensouveränität in der Cloud für deutsche Unternehmen mit sich bringt.

Demnach planen 61 Prozent der Unternehmen mittel- und langfristig eine noch intensivere Nutzung von Cloud Services. Dabei sind Verbesserung der Cybersecurity und Etablierung von Standards die größten Treiber. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse lassen außerdem den Schluss zu: Datensouveränität und IT-Modernisierung sind derzeit die kritischsten Faktoren für die effiziente Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle und Services in Deutschland.

„Die Studienergebnisse zeigen nicht nur, wie es um die IT-Modernisierung in deutschen Unternehmen bestellt ist, sondern sie werfen ein Schlaglicht auf das wichtige Thema Datenhoheit“, erklärt Alexander Wallner, CEO bei Plusserver, anlässlich der Studienpräsentation. Die Relevanz des Themas Datenhoheit hätten viele deutsche Unternehmen in seiner ganzen Dimension noch nicht umrissen.

Datenhoheit durch anbieterspezifische Services herbeizuführen, werde meist aus Angst vor einem Anbieter-Lock-In abgelehnt. Allein diese Unsicherheit zeige: Der Begriff Datenhoheit und wie sich diese herbeiführen lasse, müsse klarer definiert und kommuniziert werden.

Was ist Datenhoheit überhaupt?

Datenhoheit ist als Begriff teilweise bekannt, aber noch nicht so stark etabliert, obwohl die Anforderungen dahinter bereits seit mehreren Jahren hochrelevant sind: Die Kontrolle der Datenübertragung, die Kontrolle der Datenzugriffe und die Reversibilität der Daten. In der Vergangenheit sei Datenhoheit in Deutschland vorrangig unter dem Aspekt der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) betrachtet worden. Heute erfordere der souveräne Umgang mit Daten eine granulare Definition:

  • Digitale Souveränität ist ein Begriff, der auf politischer und gesellschaftlicher Ebene verwendet wird.
  • Technologische Souveränität: basiert auf Open Source bzw. allgemein verfügbarer standardisierter Technologie und ermöglicht Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Datenverarbeitung und der eingesetzten Softwarekomponenten (Betriebssystem und Anwendungen).
  • Operative Souveränität: transparente Kontrolle der Abläufe von der Bereitstellung und dem Management der Lösungen und Services bis hin zur Überwachung des physischen und digitalen Zugriffs auf die Infrastruktur.
  • Rechtsraum-Souveränität garantiert die End-to-End-Souveränität der Cloud-Lösung: Vom Rechenzentrumsstandort über die Technologie bis hin zum Betrieb.
  • Datenhoheit bzw. Datensouveränität beschreibt die vollständige Verfügungsgewalt bzw. selbstbestimmte Kontrolle von Unternehmen und Personen bei der Erhebung, Speicherung, Nutzung und Verarbeitung eigener Daten.
  • Datenschutz umfasst technische Maßnahmen und Prozesse zum Schutz von Daten. Ziel ist die Gewährleistung von Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit. Datenschutz beschreibt den Schutz vor der missbräuchlichen Verarbeitung personenbezogener Daten sowie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Bei der Umsetzung hakt es

Cloud Computing ist sehr eng mit Datenhoheit verbunden. Denn Daten sind heutzutage das wichtigste Asset jedes Unternehmens. Deren souveräne Nutzung ist aber die Basis für die Entwicklung neuer, vor allem digitaler Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.

Datensouveränität/Datenhoheit:
sichert die vollständige Verfügungsgewalt bzw. selbstbestimmte Kontrolle bei der Erhebung, Speicherung, Nutzung und Verarbeitung eigener Daten

Datenhoheit ist zwar als Konzept bekannt, aber noch nicht vollständig etabliert, obwohl ihre Anforderungen, wie die Kontrolle über die Datenübertragung, der Zugang und die Umkehrbarkeit, seit einigen Jahren von großer Bedeutung sind.

Der Gedanke, den souveränen Umgang mit Daten nur mit Datenschutz gleichzusetzen, greift zu kurz. Plusserver veranschaulicht die granulare Definition an diesem „Zwiebelmodell“.
Der Gedanke, den souveränen Umgang mit Daten nur mit Datenschutz gleichzusetzen, greift zu kurz. Plusserver veranschaulicht die granulare Definition an diesem „Zwiebelmodell“.
(Bild: IDC/Plusserver)

Die Datenhoheit unterstützt auch datenbasierte Geschäftsinnovationen, z. B. in speziellen Datenräumen, und wird als potenzieller Ansatz für die Zukunft angesehen. Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Datenhoheit in der Cloud sind das Risiko der Anbieterbindung, die Risiken für den Geschäftsbetrieb und das mangelnde Wissen über die Hoheits-Cloud.

33 Prozent der von IDC befragten Unternehmen wollen, dass Cloud Provider ihnen Datenhoheit garantieren. Dabei ist Transparenz das wichtigste Kriterium. Im Idealfall, erklärt Plusservers CPO Severin Braun, entwickelt der Cloud Provider das Betriebskonzept direkt beim Kunden und legt dieses vollständig offen.

CEO Wallner pflichtet bei: Der Cloud- bzw. Service-Provider müsse neben der Datenhoheit auch technologische und operative Souveränität garantieren können. „Die Vertragsgestaltung einschließlich der Kosten für die Datenrückführung und die eingesetzte Technologie sind damit Punkte, auf die Unternehmen vor Vertragsabschluss mit dem Provider achten müssen, um den Lock-in zu vermeiden. Datenhoheit wird es nur geben, wenn Kunden ihre Anforderungen an Provider klar kommunizieren.“

Wo stehen deutsche Unternehmen in ihren Bemühungen um Datenhoheit?

Die Studienergebnisse zeigen, dass Datensouveränität für deutsche Unternehmen zwar wichtig ist, aber nicht vollständig umgesetzt wird:

  • 29 Prozent der befragten Unternehmen halten Datenhoheit für sehr wichtig für ihre Cloud-Strategie – große Unternehmen schätzen die Datenhoheit dabei deutlich häufiger als der Mittelstand als sehr wichtig ein.
  • 46 Prozent halten sie für wichtig.
  • Nur 11 Prozent der Unternehmen haben die Datensouveränität vollständig operationalisiert, d. h. sie verfügen über eine Strategie für die souveräne Datennutzung.
  • 28 Prozent haben noch keine Schritte unternommen, sich um mehr Datenhoheit zu bemühen, oder halten Datenhoheit sogar für irrelevant. Dies gilt insbesondere für die Branchen Industrie und Finanzdienstleistungen mit einem hohen Anteil an unternehmensinterner und veralteter IT.
  • Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Datensouveränität in der Cloud sind das Risiko der Anbieterbindung (26 %), Risiken für den Geschäftsbetrieb (25 %) und unzureichende Kenntnisse über die Cloud (24 %).

Fazit: Die Mehrheit der Unternehmen ist in ihren Bemühungen um mehr Datenhoheit noch nicht so weit, wie sie sein sollte.

Die Top-5-Gründe, IT zu modernisieren

Unternehmen allgemein stehen unter dem Druck, durch Modernisierung und Digitalisierung agiler und widerstandsfähiger zu werden. Florian Weigmann, Chief Portfolio Officer von Plusserver, hat fünf Hauptgründe für Modernisierungs- und Optimierungsaktivitäten in der IT aus den Antworten der Umfrage identifiziert:

1. Notwendigkeit, den Anforderungen eines sich ständig verändernden Unternehmens gerecht zu werden (29 %).
2. Neue strategische Ausrichtung des Unternehmens (29 %).
3. Hohe Wartungs- und Verwaltungskosten der IT (28 %).
4. Zunehmende IT-Betriebsausfälle (26 %).
5. Potenzielle Risiken für Cyberangriffe und Datenschutz durch den Einsatz von Legacy-Lösungen. Dieser bindet außerdem Ressourcen, die für Innovation und Digitalisierung benötigt werden.

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Aktuell führen Unternehmen vor allem neue Softwaregenerationen ein. Mittel- bzw. langfristig planen sie die Harmonisierung bzw. Konsolidierung von IT-Umgebungen und -Standorten, wollen unternehmensweite Enterprise Service Managements einführen und 61 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen vor allem Cloud-Services intensiver nutzen.

Aus Sicht der Befragten bietet die Cloud mehr Sicherheit (27 %), die Chance zur Etablierung von Standards (25 %), eine höhere Resilienz (23 %), weniger manuelle Aufgaben (21 %) und den Zugriff auf IT-Ressourcen auch durch die Fachbereiche (21 %). Für mehr IT-Sicherheit durch die Cloud müssten aber 62 Prozent ihre Sicherheitsarchitektur überarbeiten. Ein Viertel der Befragten hegt noch Bedenken darüber, ob sich Daten und Workloads in die Cloud und aus der Cloud sicher portieren lassen. Für erste oder weitere Schritte in die Cloud sei daher ein klares Verständnis darüber notwendig, welcher Workload mit welchem Ziel optimiert werden soll und welche Maßnahmen mit Blick auf die Datenhoheit zu berücksichtigen sind.

In Zukunft, und auch das zeigen die Studienergebnisse, werden die meisten Modernisierungsinitiativen Automatisierung beinhalten. Zudem sind für viele die IT-Umstellung von CapEx auf OpEx sowie die Auslagerung an Managed Services Provider weitere konkrete Schritte Richtung Erneuerung und mehr Innovation.

Methode
Für die Studie „Datenhoheit in der Cloud – Voraussetzungen, Potenzial und Herausforderungen“ befragte IDC im September 2022 im Auftrag von Plusserver 150 IT-Entscheider, die für den Einsatz von Cloud-Technologie und Cloud-Services in ihrem Unternehmen verantwortlich sind oder diesen beeinflussen.

(ID:49039155)