Single-Tenant- vs. Multi-Tenant-Cloud Wolke ist nicht gleich Wolke

Ein Gastbeitrag von Dr. Henning Dransfeld* Lesedauer: 5 min |

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Vielerorts herrscht noch immer Unklarheit hinsichtlich Single-Tenant- und Multi-Tenant-Bereitstellungen in Cloud-Umgebungen. Worin liegen die Vor- und Nachteile? Und welches Architekturmodell zeigt in der Praxis seine wahre Stärke?

Mandantenfähige oder mehrmandantenfähige Cloud-Umgebung – beide haben Auswirkungen auf Sicherheit und Datenschutz; und auch bei den Kosten unterscheiden sich die Architekturmodelle.
Mandantenfähige oder mehrmandantenfähige Cloud-Umgebung – beide haben Auswirkungen auf Sicherheit und Datenschutz; und auch bei den Kosten unterscheiden sich die Architekturmodelle.
(Bild: vectorfusionart - stock.adobe.com)

Während die reine Single-Tenant-Cloud eine praktikable Lösung sein mag, um existierende Prozesse einfach nur in eine Cloud-Umgebung zu übertragen, bietet die Multi-Tenant-Cloud die ideale technologische Grundlage, um ein Unternehmen von Grund auf zu modernisieren und digitalisieren. Darüber hinaus stellt sie große Mengen an Speicherplatz, eine schnelle Implementierung und fortschrittliche Sicherheitsfunktionen bereit – ist sie also der Single-Tenant-Cloud uneingeschränkt vorzuziehen?

Was heißt „Single Tenant“ und „Multi Tenant“?

Bei der Single-Tenant-Architektur werden in der Regel für jeden Kunden separate Software- und Serverressourcen bereitgestellt. Dies überlässt zwar dem jeweiligen Unternehmen viel Kontrolle über das System, erfordert aber auch mehr Aufwand und eine größere Investition als bei einer multimandantenfähigen Lösung, nicht zuletzt aufgrund der teuren und ressourcenintensiven Upgrades. Einige Unternehmen verlagern ihr gesamtes Altsystem mit all seinen bestehenden Stärken und Schwächen in einer Single-Tenant-Bereitstellung in die Cloud. Leider werden bei diesem Prozess naturgemäß auch viele der veralteten Prozesse beibehalten, von denen sich die Unternehmen eigentlich verabschieden wollten.

In einer Multi-Tenant-, bzw. multimandantenfähigen Umgebung können dagegen mehrere Kunden die Anwendung in derselben Betriebsumgebung auf einer gemeinsam verwendeten Hardware nutzen. Dieses Modell bietet alle Vorteile des Cloud Computing, wie z. B. größere Flexibilität und Sicherheit, und die Kosten werden auf mehr Geschäftskunden verteilt. Dies trägt auch dazu bei, die Ausgaben für den Anbieter zu senken – was auch den Kunden preislich zugutekommt.

Eine multimandantenfähige Umgebung erfordert außerdem, dass der Kunde bewährte, standardisierte Prozesse einführt und einhält – ein Ansatz, der dafür sorgt, dass sich nicht einfach maßgeschneiderte Änderungen einführen lassen, die langfristig Upgrades unnötig erschweren würden, wodurch sie auch von branchenspezifischen Best Practices profitieren. Ausgereifte Cloud-basierte Software ermöglicht jedoch durchaus Personalisierung mittels Erweiterungs- und Plattform-Tools anstelle von Code-Änderungen. Unternehmen gewinnen also sehr wohl an Flexibilität, Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit.

Warum die Art der Bereitstellung so wichtig ist

Unternehmen müssen sehr frühzeitig die Entscheidung darüber treffen, ob sie eine Single-Tenant- oder eine Multi-Tenant-Implementierung vornehmen wollen, ohne dass sie dabei über die für eine gut überlegte Entscheidung zugunsten einer Variante nötige Menge und Qualität an Informationen verfügen.

Wer immer eine Cloud-Strategie plant, muss die Möglichkeiten und Grenzen des Vorhabens genau kennen und die langfristigen Auswirkungen jedes Ansatzes vollständig verstehen. Unserer Erfahrung nach ist insbesondere bei Fertigern mit hochkomplexen Prozessen ein multimandantenfähiges Modell mit umfassenden, branchenüblichen Best Practices die beste Option, die sich schnell implementieren lässt und häufige Updates erhält.

Zusätzliche Ressourcen und Kosten berücksichtigen

Der Unterschied zwischen Single Tenant und Multi Tenant ist deutlicher ausgeprägt, als es vermuten lässt. Denn Multi-Tenant-Bereitstellungen bringen in der Regel eine Reihe von Vorteilen gegenüber der Single-Tenant-Cloud mit sich:

1. Sicherheitsexpertise: Multi-Tenant-Umgebungen werden kontinuierlich durch Experten überwacht, die auf Cyberangriffe achten – was angesichts der standardisierten Umgebung sehr leichtfällt. In selbst gehosteten Single-Tenant-Umgebungen müssen Unternehmen dagegen ein ganzes Team von sehr erfahrenen IT-Sicherheitsspezialisten einstellen, die sich mit den Strukturen des jeweiligen Systems genauestens auskennen müssen.

2. Kontinuierliche Upgrades: Anstatt alle zwei bis drei Jahre ein einziges umfangreiches Upgrade zu planen, erhalten multimandantenfähige Cloud-Systeme in der Regel kleinere Updates, sobald diese vom Anbieter freigegeben und implementiert werden. Regelmäßige Aktualisierungen ermöglichen außerdem, dass jeweils neu geltende gesetzliche Richtlinien leicht eingehalten werden können.

3. Kostensenkung: Kunden brauchen kein zusätzliches Personal abzustellen und müssen auch nicht für überschüssige Kapazitäten für Spitzenzeiten und zusätzlichen Platz für vollständige Redundanz und Notfallwiederherstellung finanzieren.

4. Agilität: Da eine multimandantenfähige Lösung jederzeit auf dem neuesten Stand gehalten wird, verfügt sie über die für neue Märkte erforderlichen Lokalisierungen und kann daher Wachstum und Veränderungen des Unternehmens unterstützen. Darüber hinaus lässt sich die Kapazität bei Fusionen oder neuen Niederlassungen problemlos anpassen.

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5. Innovation: Multi-Tenancy bietet skalierbare Speicherkapazität. Diese wird für fortschrittliche Technologien benötigt, die auf große Datenmengen angewiesen sind, z. B. Internet of Things, künstliche Intelligenz und Machine Learning. So wird das IT-Team bei Wartungsaufgaben entlastet und kann sich auf strategischere Themen konzentrieren.

6. Platform-as-a-Service: Dank der No-Code/Low-Code-Tools der multimandantenfähigen Architektur können Reports erstellt und Schnittstellen personalisiert werden, ohne dass Code geändert werden muss. Moderne multimandantenfähige Lösungen sollten Tools zur Unterstützung der Erweiterbarkeit bereitstellen und die Möglichkeit zur Personalisierung bieten, ohne dass umständliche Änderungen erforderlich sind.

7. Einhaltung der Qualitätsstandards: Multi-Tenant-Lösungen wurden und werden von den Anbietern immer sehr genau unter die Lupe genommen. Damit eine Software in einer multimandantenfähigen Umgebung eingesetzt werden kann, muss sie fortlaufend strengen Test- und Qualitätskontrollstandards genügen.

8. Rationalisierung und Streamlining: Bewährte Best Practices lassen sich übernehmen, um von Prozessen wegzukommen, die nur deshalb existieren, weil „wir es schon immer so gemacht haben“. Die Umstellung auf Multi-Tenancy bietet die Chance, Arbeitsabläufe, Prioritäten und sogar die Betriebskultur nachhaltig zu ändern. Die Abschaffung von stark individualisierten Anpassungen trägt dazu bei, dass sich die Teams auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren, anstatt eine bewährte, aber überholte Methodik beizubehalten. Anders gesagt: Das beugt künftigen Wünschen nach Individualisierungen vor, die die Vorteile des Wechsels in die Cloud wieder negieren würden.

Multi-Tenancy ist die beste Option

Ein solcher Einsatz wie oben geschildert kann die Grundlage für eine langfristige Strategie und einen operativen Aktionsplan bilden. Die hier aufgeführten Vorteile sind die Grundlage für eine digitale Transformation. Darüber hinaus ist die Migration zu einer multimandantenfähigen Bereitstellung wahrscheinlich die letzte größere Implementierung, die ein Unternehmen brauchen wird, um neue Entwicklungen und Trends auch in Zukunft schnell einführen und umsetzen zu können. Anders gesagt: Wenn ein Unternehmen die digitale Transformation wirklich ernst nehmen will, ist Multi-Tenancy auf lange Sicht eindeutig die beste Option.


* Der Autor Dr. Henning Dransfeld ist Director Strategy Industry & Solutions bei Infor.

Bildquelle: Infor

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