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Ein System, weniger Komplexität
Mit der neuen Version hat SAP aber auch einige alte Zöpfe abgeschnitten. So erhält der Kunde anstelle des bisherigen komplexen Systembaums aus zahlreichen verschiedenen Applikationen wie unter SAP R/3 nun eine einheitliche, umfassende, konsolidierte und standardisierte Software-Plattform. Die Basis bilden dabei die eigentliche Datenbank HANA sowie die ERP-Plattform, die sich mit zahlreichen Modulen für verschiedene Anwendungen erweitern lässt.
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Völlig neu konzipiert - SAP Business Suite 4 SAP HANA
Kleiner, schneller, Cloud-fähig: HANA auf Speed
Durch die einheitliche Architektur kann SAP die Wartungs- und Innovationsintervalle der Bestandteile aufeinander abstimmen, wodurch sich der Betrieb komplexer SAP-Landschaften deutlich vereinfacht. Zudem gibt es nur noch ein System mit einer Datenbank und einer Datenbasis, die sämtliche Anwendungen nutzen. Dadurch lassen sich im Rechenzentrum Kosten wesentlich senken, vor allem durch geringeren Speicherbedarf und reduziertem Betriebsaufwand.
Bereits die Migration von klassischen Datenbanken auf HANA ermöglichte eine deutliche Datenreduktion. So ließen sich die Volumina häufig um 60 bis 70 Prozent senken. Bereits hochkomprimierte Datenbestände von Großrechnern konnten sogar noch halbiert werden. Mit S/4 setzt SAP diesen Weg konsequent fort, zum Beispiel durch das deutlich verschlankte Datenmodell, bei dem etwa Aggregate und Indizes wegfallen. Entsprechend passt eine SAP-Datenbank mit heute 600 Gigabyte künftig auf einen USB-Stick mit 8 Gigabyte.
Die Kostendiskussion
Aufgrund der vielen Vorteile kann S/4HANA sogar ohne Mehrkosten im laufenden Betrieb genutzt werden, wenn die Systemlandschaft vollständig migriert wird. Doch es befinden sich möglicherweise ein paar Hürden auf diesem Weg. Zum Beispiel müssen SAP-Kunden neue Lizenzen kaufen.
Bisher hat der Hersteller aber noch nicht die exakten Preise für Datenbank und Anwendungen veröffentlicht. Erste Praxiserfahrungen zeigen aber, dass die Investitionen in Lizenzen, Migrationen und Infrastruktur gegenüber dem hohen konkreten Mehrwert der HANA-Systeme in den Hintergrund rücken. Schließlich ermöglicht HANA deutliche Kosteneinsparungen in Geschäftsprozessen und Betrieb sowie höheren Umsatz durch neue Business-Szenarien. Damit ist in den meisten Fällen der praktische Nutzen deutlich höher als der Aufwand für die Umstellung auf S/4HANA.
Weitere mögliche Hürden
Inzwischen lässt sich HANA zwar relativ bedenkenlos im Rechenzentrum einsetzen, jedoch noch nicht auf dem bewährten Niveau von R/3. SAP muss hier noch bei einigen Funktionen nachbessern, zum Beispiel bei der automatisierten Hochverfügbarkeit. Die Einführung der HANA System Replication war bereits ein wichtiger Schritt, um geschäftskritische Anwendungen sicher zu betreiben, doch die Anforderungen steigen permanent. So sollte etwa eine automatische Umschaltung auf ein zweites Rechenzentrum gewährleistet werden, sobald das primäre ausfällt.
Kunden sollten auch das Thema Systemstabilität im Blick behalten. Noch bis vor etwa einem Jahr zeigte HANA hier Schwächen, die mittlerweile behoben wurden. Doch S/4 wird bislang erst von wenigen Pilotkunden genutzt. Daher gibt es kaum Erfahrungswerte und noch keine flächendeckenden Performance-Daten in unterschiedlichen Nutzungsszenarien.
Jetzt beginnen
Mit der Abwägung von Chancen und Risiken sowie Aufwand und Nutzen einer Migration sollten sich Unternehmen schon jetzt beschäftigen – auch wenn noch einige Fragen offen sind. Denn die Umstellung der gesamten Systemlandschaft dauert in der Regel mehrere Jahre.
Außerdem fordern die Fachbereiche immer häufiger die schnelle Bereitstellung aktueller Technologien. Ist heute noch kein konkretes Einsatzszenario in Sicht, dürfte sich dies im Zuge von Big Data in Kürze ändern. So sollten IT-Abteilungen rechtzeitig wertvolles Wissen zu S/4HANA aufbauen.
Eine Migration erfordert zwar ein gewisses Maß an Zeit und Investitionskosten, doch dafür profitieren Unternehmen von effizienteren und neuartigen Prozessen. Damit dürfte sich die Waage bei den meisten SAP-Kunden in Richtung S/4HANA neigen.
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