Cloud Native Computing Foundation Survey 2019 Das Rechenzentrum im Irgendwo

Von M.A. Jürgen Höfling |

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Zum siebten Mal legt die Cloud Native Computing Foundation (CNCF) ihre Studie „CNCF Survey“ vor. Die Umfrage für das Jahr 2019 zeigt nach Ansicht der Autoren deutlich, dass Cloud Native Computing mittlerweile im Mainstream angekommen ist.

Das Rechenzentrum in einer Cloud Native-IT-Welt verschwindet zwar nicht ins Nirgendwo, ist aber containerisiert und hoffentlich gut orchestriert im Irgendwo.
Das Rechenzentrum in einer Cloud Native-IT-Welt verschwindet zwar nicht ins Nirgendwo, ist aber containerisiert und hoffentlich gut orchestriert im Irgendwo.
(Bild: Uli Stoll, Outdoor Fotografie, Pixelio.de)

Der IT-Produktivbetrieb der Unternehmen wird immer mehr „Cloud native“. Zumindest ist das eines der bemerkenswertesten – wenn auch nicht unerwarteten - Ergebnisse des gerade veröffentlichten „CNCF Survey 2019“ der Cloud Native Computing Foundation (CNCF).

Laut der Umfrage, an der Software-Spezialisten und IT-Berater aus Unternehmen in Europa (38 Prozent), Nord-, Mittel- und Südamerika (40 Prozent), Asien (17 Prozent) sowie Australien/Ozeanien und Afrika (2 Prozent) teilnahmen, verwenden mittlerweile 84 Prozent der Befragten Container-Technologien in ihren Produktivsystemen und 78 Prozent setzen die Orchestrierungstechnologie Kubernetes im Produktivsystem ein. In beiden Fällen sind riesige Sprünge gegenüber den Verhältnissen im Vorjahr zu verzeichnen.

Auch 2019 spielt die öffentliche Cloud bei den „Cloud Natives“ die Hauptrolle bei der Gestaltung des Rechenzentrums.
Auch 2019 spielt die öffentliche Cloud bei den „Cloud Natives“ die Hauptrolle bei der Gestaltung des Rechenzentrums.
(Bild: CNCF)

Damals nutzten 69 Prozent der Befragten Container in Produktivsystemen und 58 Prozent setzten dabei Kubernetes ein. Noch gewaltiger als der Anstieg von Kubernetes im Produktiveinsatz waren allerdings die Zuwächse derTools „Prometheus“ und „CoreDNS“, die mittlerweile mit 72 Prozent beziehungsweise 69 Prozent „Produktivbetrieb-Anteil“ Kubernetes sehr nahe rücken.

Cluster, Serverless und Mesh

43 Prozent der Kubernetes-Nutzer haben im Übrigen zwei bis fünf Cluster im Produktiveinsatz, immerhin noch 11 Prozent haben sogar 50 und mehr Cluster am Laufen.

Darüber hinaus verwenden 41 Prozent der Befragten „serverlose“ Technologien wie AWS Lambda (53 Prozent), Google Cloud Functions (18 Prozent) oder Microsoft Azure Functions (14 Prozent) als „Dienstleistungsangebot aus der Steckdose“ (Hosted Platform) oder auch diverse „Installations-Plattformen“ wie „Knative“ (34 Prozent), „Open FaaS“ (15 Prozent) oder „Kubeless“ (11 Prozent), um nur einige zu nennen.

Die Zahl der Container im Produktivbetrieb hat sich gegenüber 2016 deutlich erhöht; besonders stark ist der Anstieg im Bereich „mehr als 5000 Container“.
Die Zahl der Container im Produktivbetrieb hat sich gegenüber 2016 deutlich erhöht; besonders stark ist der Anstieg im Bereich „mehr als 5000 Container“.
(Bild: CNCF)

Viel Bewegung gibt es auch bei der Nutzung von Service Mesh-Modulen, also der Auslagerung der Kommunikationslogik zwischen den einzelnen Microservices in eine spezielle App, in der die entsprechende Logik zusammengefasst ist. Dadurch entsteht im Idealfall eine neue Infrastrukturschicht, so dass die ganze Intraservice-Kommunikation weitgehend „generisch“ verwendet werden kann. 18 Prozent der Befragten geben an, Service-Meshs schon jetzt in der Produktivumgebung zu nutzen, während 47 Prozent eine solche Verwendung gerade evaluieren.

Kosten spielen bei der Wahl von Cloud Native die geringste Rolle

Was den Nutzen von originär Cloud-basierten („Cloud native“) Projekten angeht, so sahen 52 Prozent der Befragten die schnellere Inbetriebnahme einer Anwendung als größten Vorteil von Cloud Native-Projekten gegenüber Alternativen an. 45 Prozent der Befragten nennen die bessere Skalierbarkeit als größten Vorteil und für 39 Prozent waren die Cloud-Portabilität und die damit einher gehende Verfügbarkeit der wichtigste Nutzen. Interessanterweise rangierten Kostenvorteile an der letzten Stelle der Bewertungsskala.

Erwartungsgemäß spielt für viele der Befragten das automatische Hinzufügen von Cloud-Servern bei erweiterter Workload eine wichtige Rolle. 70 Prozent der Befragten wollen demnächst ihre zustandslosen Anwendungen für „auto-scale“ auslegen, 40 Prozent ihre Warteschlangen-Applikationen und 34 Prozent ihre Zustands-Applikationen. Aber es gibt auch eine beträchtliche Zahl von (Kubernetes-)Nutzern (35 Prozent), die die in Kubernetes vorhandenen Selbstskalierungsfunktionen im Moment ausdrücklich nicht nutzen.

89 Prozent der Befragten nutzen bei der Verwaltung der Container eine Kubernetes-Variante.
89 Prozent der Befragten nutzen bei der Verwaltung der Container eine Kubernetes-Variante.
(Bild: CNCF)

Viel hat sich im letzten Jahr auch bei der Handhabung der Freigabezyklen getan. Die Prozentzahl der Nutzer, die tägliche Release-Wechsel durchführen, hat sich von 15 Prozent im Jahr 2018 auf 27 Prozent im Jahr 2019 erhöht, die Zahl der Nutzer, die im Wochenrhythmus neue Versionen freigeben, ist von 20 Prozent auf 28 Prozent gestiegen.

Eine Mischung aus manuellen und automatischen Verfahren nutzen mittlerweile 41 Prozent der Befragten. 2018 waren es lediglich 25 Prozent. Letzteres führen die Survey-Autoren auf die deutlichen Verbesserungen der Continuous Integration / Continuous Delivery (CI/CD-) Tools zurück. Am meisten eingesetzt in diesem Bereich wird das Open-Source-Tool „Jenkins“ (58 Prozent), gefolgt von Gitlab (34 Prozent) und „Circleci“ (13 Prozent). Lediglich 14 Prozent verwalten ihre Release-Wechsel rein händisch. 2018 waren es noch 27 Prozent.

„Cloud Native ist im Mainstream angekommen“

Die Marktforscher der Cloud Native Computing Foundation meinen, dass originäre Cloud-basierte Applikationen mittlerweile kein Minderheiten-Programm mehr darstellen, sondern voll zum IT-Normalbetrieb gehören. Die Vorteile seine einfach zu offensichtlich: Cloud Native vereinfache nicht nur die Erstellung komplexer Applikationen, sondern mache Erstellung und Inbetriebnahme der Applikationen auch noch schneller.

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Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Architektur und Verortung von Rechenzentren ist gigantisch. Diese verschwinden zwar nicht ins Nirgendwo, sind aber zunehmend immer mehr im „Irgendwo“.

* Jürgen Höfling ist freier Journalist aus München.

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