Umdenken der Unternehmen auch nach der Pandemie Impfstoff als Wirtschaftsretter

Autor Sarah Gandorfer

Die Corona-Pandemie setzt Unternehmen weltweit zu. Viele sehen einen Impfstoff gegen Sars-Cov-2 als Heilsbringer. Doch eine schnelle Erholung der Wirtschaft wird es nicht geben. Stattdessen bleiben die nun geschaffenen Veränderungen.

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Kann der Covid-19-Impfstoff die Erwartungen der Weltwirtschaft erfüllen?
Kann der Covid-19-Impfstoff die Erwartungen der Weltwirtschaft erfüllen?
(Bild: rangizzz - stock.adobe.com)

Die Weltwirtschaft hofft darauf, dass ein Impfstoff für Covid-19 die Rettung für die angeschlagene ökologische Lage ist. Das geht aus dem Kantar´s Global Business Compass, einer Befragung unter Führungskräften zu den Auswirkungen der Pandemie, hervor. 23 Prozent der weltweit Befragten glaubt, dass die wirtschaftliche Erholung innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten nach dem Ende der Pandemie durch einen Impfstoff eintritt, 41 Prozent erwartet die vollständige Erholung nach einem Jahr und 27 Prozent denken, dass die wirtschaftliche Erholung bis zu zwei Jahre dauern wird.

Derzeit erwarten 73 Prozent der Führungskräfte bis zum Ende des zweiten Halbjahres 2020 einen Geschäftsrückgang. Knapp die Hälfte (45 %) rechnen mit einem Rückgang um 20 Prozent oder weniger, während fast jeder sechste (15 %) mit einem Minus von mehr als 40 Prozent im Jahresvergleich spekuliert.

Weltweit ist weniger als jedes dritte Unternehmen (29 %) zufrieden mit der finanziellen Unterstützung, die es von seiner Regierung erhalten hat, während jedes fünfte Unternehmen damit unzufrieden ist. Mehr als die Hälfte (54 %) äußert auch die Forderung nach weiterer Unterstützung, vor allem in Form von verbesserten Steuerbedingungen oder Stundung von Steuerzahlungen. Fast jedes dritte Unternehmen (32 %) fordert direkte Liquiditätshilfen, wie Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln oder Barzuschüssen.

Krise zwingt zu nachhaltigen Veränderungen

In einer Welt nach der Pandemie erwarten die Entscheidungsträger in der Wirtschaft, dass sie ihr Business sowie die Unternehmensstrategien grundlegend überdenken müssen. 90 Prozent gehen davon aus, dass die Änderungen im Verbraucherverhalten während der Pandemie auch nach der Krise anhalten. Als Reaktion darauf glauben 64 Prozent, dass sie ihre langfristigen strategischen Prioritäten grundlegend überdenken müssen:

  • 79 Prozent sagen, sie müssen ihre Kernstrategie weiterentwickeln.
  • 84 Prozent fordern eine Änderung der Organisationsstruktur und 72 Prozent überdenken die bisherige Arbeitsweise.
  • 70 Prozent werden ihre E-Commerce-Fähigkeiten verbessern, um der steigenden Nachfrage im Online-Shopping während der Pandemie zu begegnen.

Zudem erwartet mehr als die Hälfte der Führungskräfte einen Anstieg von Fusionen und Übernahmen nach der Pandemie. 59 Prozent glauben außerdem, dass der Gesetzgeber aktiver agieren wird, gerade in Bezug auf Arbeitsgesetze einschließlich garantierter Rechte für Arbeitnehmer. 42 Prozent erwarten mehr öffentliche Beteiligung in den Branchen und Unternehmen von strategischer Bedeutung

„Die Befragten gehen davon aus, dass die Voraussetzungen für die weitere Geschäftsentwicklung im Jahr 2021 gut sind und in einigen Fällen auch darüber hinaus anhalten werden. Vor diesem schwierigen Hintergrund sehen wir Führungskräfte, die bereits Maßnahmen ergreifen, um die Möglichkeiten für Innovationen in ihrem Unternehmen zu verstehen und zu untersuchen. Sie wollen den Aufschwung vorantreiben, ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln und ihr Portfolio erneuern, um neuen Verhaltensweisen und Konsumgewohnheiten Rechnung zu tragen. Sie erschließen neue Vertriebswege und möchten das Kundenerlebnis in einem digitalen Umfeld neu gestalten“, erläutert Joachim Bacher, Director Trends & Futures bei Kantar, die Ergebnisse. „Wir sehen, dass sich jeder auf die Bedeutung des E-Commerce besinnt. In einem Zeitraum von wenigen Monaten haben zahlreiche Veränderungen schrittweise stattgefunden. Es gibt nun breitere digitale Transformationsprioritäten wie zielgerichtete Datenstrategien, die eigene und fremde Daten integrieren können, um neue Käufer und neue Möglichkeiten schneller zu erkennen. Wir erwarten auch, dass mehr Unternehmer die Bedeutung einer zielgerichteten Strategie und die Rolle der Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsmodellen erkennen, damit sie auch weiterhin für einen Kundenkreis relevant bleiben, dessen Erwartungen an Marken deutlich steigen.“

Blick auf Deutschland

Die Erkenntnisse von Kantar unterstreichen eine Untersuchung des Bitkom, welcher rund 600 Mitglieder hierzulande folgendes fragte: „Verfolgt Ihr Unternehmen eine Strategie zur Bewältigung des digitalen Wandels?“ Auch hier war das Ergebnis, dass in der Corona-Pandemie die Digitalisierung für die Wirtschaft stark an Bedeutung gewinnt. Eine wachsende Zahl von Unternehmen versucht entsprechend, die Digitalisierung strategisch anzugehen. Aktuell geben nur noch 17 Prozent der Firmen an, über keine Digitalstrategie zu verfügen. Im April lag der Anteil noch bei 22 Prozent, vor einem Jahr sogar noch bei 26 Prozent. Die Zahl der Unternehmen ohne jede Digitalstrategie ist damit innerhalb eines Jahres um rund ein Drittel (34 %) zurückgegangen.

Rund jedes dritte Unternehmen (32 %) hat dabei aktuell eine zentrale Digitalstrategie, weitere 46 Prozent haben zumindest eine Strategie in einzelnen Unternehmensbereichen. „Je digitaler ein Unternehmen, desto besser kommt es durch die aktuelle Krise. Deshalb sollten die Digitalisierungs-Anstrengungen jetzt auf keinen Fall zurückgefahren, sie müssen gerade in der Krise verstärkt werden“, findet Bitkom-Präsident Achim Berg.

Dass Corona Einfluss auf den E-Commerce hierzulande hat, zeigt die Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh). Der Einkauf im Web hat stark zugenommen. Aktuell erwartet der hiesige Online-Handel bis Jahresende beim Umsatz die 80 Milliarden-Euro-Marke zu knacken.

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