Eine vernetzte Dateninfrastruktur als Wiege eines vitalen, europäischen Ökosystems Was ist das Projekt GAIA-X?
Das Projekt GAIA-X soll die Grundlagen für eine leistungs- und wettbewerbsfähige, sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur für Europa liefern. Hinter dem Konzept stehen Vertreter der deutschen Bundesregierung, Wirtschaft und Wissenschaft.
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Das Projekt GAIA-X wurde von Vertretern der deutschen Bundesregierung, Wirtschaft sowie Wissenschaft initiiert und beschreibt Überlegungen für eine sichere und vernetzte Dateninfrastruktur. Die soll ein transparentes digitales Ökosystem für Europa schaffen, in dem Daten und Dienste verfügbar gemacht, zusammengeführt und vertrauensvoll geteilt werden können.
Die Initiatoren beschreiben ihr Konzept als „Wiege eines offenen digitalen Ökosystems“, das für Datensouveränität sorgt, Abhängigkeiten reduziert und Innovationen fördert. Dabei werden zugleich politische, wirtschaftliche sowie technische Aspekte angesprochen.
Abhängigkeiten reduzieren, europäische Wirtschaft stärken
So wolle man sich einerseits aus der Abhängigkeit von internationalen Anbietern befreien: Insbesondere KMU sollen die Cloud nutzen, ohne sich dabei dauerhaft an einzelne Dienstleister binden zu müssen (Lock-in). Zudem wolle man Risiken bei möglichen Handelskonflikten reduzieren.
GAIA-X lässt sich zudem als Gegenpol zu etablierten Internetkonzernen und Cloudscalern verstehen. Denen wolle man bei der bevorstehenden, zweiten Welle der Digitalisierung Paroli bieten. In einem für das Handelsblatt verfassten Artikel schrieb Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zur Vorstellung des Projektes von einem enormen Potenzial für Dateninnovationen, insbesondere bei Maschinendaten und Internet of Things. Dabei könnten Daten auch freiwillig über Domänen hinweg getauscht und gemeinsam genutzt werden.
Architektur
GAIA-X soll hierfür zentrale und dezentrale Infrastrukturen zu einem Verbund vernetzen. Das heißt: Jeder Cloud-Anbieter könne mit der angedachten Technologie sowie Referenzarchitektur zum GAIA-X-Knoten werden. Diese Knoten sollen eindeutig identifizierbar sein sowie eine Selbstbeschreibung liefern – darunter Informationen zum angebotenen Dienst, Preismodell oder zertifizierten Schutzgraden. Ein zentraler Verzeichnisdienst soll Anwendern helfen, passende Anbieter und relevante Datenpools schnell und sicher zu identifizieren.
Das Projekt will hierfür auf vorhandenen Techniken und Standards aufbauen. So würden etwa die komplementären Aktivitäten der IDS-Initiative zur Datensouveränität (IDS = International Data Spaces Association) und die Vorarbeiten der Trustet Cloud zur Zertifizierung genutzt. Auch europäische Initiativen und Aktivitäten würden in den weiteren Prozess einbezogen, insbesondere die Vorhaben der EU-Kommission. Fehlende Komponenten sollen von den Teilnehmern des Ökosystems entwickelt und auf Open-Source-Basis verfügbar gemacht werden.
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Einordung und Zeitplan
GAIA-X wurde anlässlich des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) organisierten Digital Gipfels 2019 offiziell vorgestellt. Ideen für das Projekt waren jedoch schon vor der am 28. und 29. Oktober 2019 abgehaltenen Konferenz durchgedrungen. Die bereits 2018 von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier präsentierte Idee eines „KI-Airbus“ sowie die in den Medien kolportierte „Europa-Cloud“ sind laut BMWi ebenfalls Ausprägungen von GAIA-X.
Der Projektname GAIA-X bezieht sich auf die griechische Erdgöttin. Dem Vernehmen nach haben die Projektgründer zunächst über ein entsprechendes Akronym nachgedacht, Begriffe wie „General Artificial Intelligence Architecture“ schließlich jedoch verworfen.
Die 2019 veröffentlichten Dokumente (PDF) sprechen nun von einer bereits erfolgten, ersten Validierung der technischen Umsetzung auf Basis der Anwendungsgebiete. Angedacht ist eine Verstetigung des Projektes in Form einer Organisation mit Rechtsfähigkeit. Dabei könnte es sich um eine Europäische Genossenschaft (SCE) handeln, an der sich interessierte Partner beteiligen und einbringen.
Die Organisation solle möglichst noch möglichst im Frühjahr 2020 gegründet werden. Laut Plan sollen im zweiten Quartal 2020 erste Tests des technischen Konzepts (Proof of Concept) folgen; Ende 2020 solle ein Livebetrieb mit ersten Anbietern und Partnern starten.
Wenngleich sich das Projekt GAIA-X betont offen und europäisch gibt, liest sich die Liste der zur Vorstellung genannten Mitwirkenden noch recht deutsch. Genannt werden im Einzelnen:
- acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V.
- arago GmbH
- Atos SE
- Beckhoff Automation GmbH & Co. KG
- Berlin Institute of Health und Charité Universitätsmedizin Berlin
- Bitkom e.V.
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
- Bundesminister für Wirtschaft und Energie
- Bundesministerin für Bildung und Forschung
- Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
- Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Bundesministerium für Gesundheit
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
- Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.
- Charité Universitätsmedizin Berlin
- Cloud&Heat Technologies GmbH
- Dataport AöR
- DATEV eG
- DE-CIX Group AG
- Deutsche Bank AG
- Deutsche Börse AG
- Deutsche Telekom AG
- Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
- DLR e.V.
- eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.
- e-shelter services GmbH
- EuroCloud Deutschland eco e.V.
- Festo AG & Co. KG
- Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.
- Fraunhofer-Institut AISEC
- Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik
- Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG
- German Edge Cloud GmbH & Co. KG.
- Global Representative and Advisor Plattform Industrie 4.0
- Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen
- IG Metall
- International Data Spaces Association e.V.
- IoTOS GmbH
- Kompetenznetzwerk Trusted Cloud e.V.
- msg systems ag
- noris network AG
- RAYLYTIC GmbH
- Robert Bosch GmbH
- SAP SE
- SCHUNK GmbH & Co. KG. Spann- und Greiftechnik
- secunet Security Networks AG
- Siemens AG
- Software AG
- Strategion GmbH
- SupplyOn AG
- TechQuartier, FinTech Community Frankfurt GmbH
- T-Systems International GmbH
- VDMA e.V.
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