Komplexe IBM-Software-Landschaft IBM-Lizenzmanagement – Einblicke in einen Mikrokosmos

Autor / Redakteur: Agnes Kuhn und Doris Marwede / Heidi Schuster

Wer sich im Laufe seines Berufslebens eingehender mit Software-Lizenzmanagement beschäftigen muss, kann schnell den Eindruck gewinnen, in einen ganz eigenen Mikrokosmos einzutauchen.

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Jeder Software-Hersteller hat sich seine eigene Welt der Lizenzierung geschaffen.
Jeder Software-Hersteller hat sich seine eigene Welt der Lizenzierung geschaffen.
(Bild: © phloxii - Fotolia)

Ob Microsoft, Oracle oder IBM, jeder Anbieter hat andere Verfahren zur Lizenzierung seiner Software entwickelt. Die Lizenzbestimmungen von IBM zählen dabei sicherlich zu den komplexesten. Neben verschachtelten Software-Produkten (dem sogenannten Softwarebundling) gibt es bei IBM rund 100 verschiedene Metriken, anhand derer die Software lizenziert werden kann – Tendenz steigend.

Zusätzlich zur rechtlichen Absicherung kann sich der Aufwand, in regelmäßigen Abständen die bestehenden Lizenzbestimmungen zu überprüfen, für Unternehmen finanziell durchaus lohnen, zumal die vielfältigen Lizenzierungsvarianten vom Hersteller fortwährend angepasst und verändert werden.

Potenzial zur Kostenersparnis

Eine Variante, die ein hohes Potenzial zur Kostenersparnis aufweist, ist die Lizenzierung anhand der sogenannten PVU-Metrik (Processor Value Unit). Hier werden die Kosten der Software nicht über die Anzahl der Nutzer oder Installationen, sondern über die Leistungsfähigkeit der Prozessoren ermittelt. Nach einer Punktetabelle wird jedem Prozessormodell je nach Leistung und Konfiguration eine bestimmte Punktezahl zugeordnet, die seinen PVU-Wert bildet. Dieser Wert wird dann mit der Anzahl der vorhandenen Prozessorkerne multipliziert. Hieraus errechnet sich die benötigte Anzahl an PVU-Lizenzen, die als Grundlage für die Preisberechnung der zu lizenzierenden Software erhoben wird.

Zwei Varianten

Im Zuge der Ausbreitung virtueller Systeme haben sich aus der PVU-Metrik zwei Lizenzierungsvarianten entwickelt. Bei der klassischen Full-Capacity-Lizenzierung werden alle im System tatsächlich vorhandenen Prozessorkerne zur PVU-Berechnung herangezogen. Bei der Sub-Capacity-Lizenzierung (auch Virtual-Capacity-Lizenzierung) gestaltet sich die Rechnung bisweilen schwieriger. Gezählt werden nicht die Prozessorkerne der physischen Maschine, sondern lediglich die Cores, die der Virtuellen Maschine (VM) zugeteilt sind, auf der die Software installiert ist.

(Quelle: ARS Computer und Consulting GmbH)

Wird beispielsweise auf einem Server mit acht Prozessorkernen (Physical Cores) ein IBM WebSphere Application Server (IBM WAS) installiert, muss bei Full-Capacity-Lizenzierung der PVU-Wert des Prozessors mit acht Kernen voll berechnet werden. Reichen als Ressourcen des IBM WAS bereits vier Cores aus, kann der Server in zwei virtuelle Maschinen à vier Virtual Cores partitioniert werden. Mit Sub-Capacity-Lizenzierung genügt es, die vier Cores der virtuellen Maschine zu lizenzieren, auf der der IBM WAS läuft. Die Sub-Capacity-Lizenzierung ist hochgradig flexibel und bietet die Möglichkeit, Software bedarfsorientiert zu lizenzieren. In unserem Beispiel lassen sich die Lizenzierungskosten für den IBM WAS mittels geschickter Partitionierung um 50 Prozent reduzieren. So anpassungsfähig diese Lizenzierungsvariante ist, so komplex und aufwandsintensiv gestaltet sich allerdings die Messung und Berechnung der PVUs.

IBM License Metric Tool (ILMT)

Unternehmen, die sich für die Sub-Capacity-Lizenzierung entscheiden, sind daher zur Verwendung des IBM License Metric Tools (ILMT) verpflichtet. Das ILMT inventarisiert die verwendete IBM-Software und ermittelt so die benötigten PVU-Lizenzen. In der Software-Architektur des Unternehmens werden überall dort, wo IBM-Software im Einsatz ist, ILMT-Agenten installiert. Die Agenten übermitteln ihre Funde sodann an den zentralen ILMT-Server, der die Funde abgleicht und in einer Liste bündelt.

Nicht selten kann eine solche Fundliste mehrere tausend Posten umfassen, wobei jeder einzelne Posten manuell geprüft und freigegeben werden muss. Angesichts des komplexen IBM-Software-Portfolios, der verschachtelten Produkte und vielfältigen Lizenzierungsvarianten ist es nicht immer evident, ob die Funde und Schlussfolgerungen des ILMT korrekt sind.

So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein ILMT-Agent einen PVU-Lizenzverbrauch für eine Software-Komponente ermittelt, für die keine Lizenzgebühren entrichtet werden müssen, da sie als Begleitprodukt bereits über ein anderes Softwarebundle lizenziert ist. Manuell muss die Komponente dann entweder einer anderen Instanz zugeordnet oder vollständig aus der Fundliste ausgeschlossen werden.

Aus den überprüften und freigegebenen Fundlisten werden vierteljährlich Reports generiert. Im Fall einer Lizenzprüfung muss das Unternehmen die Berichte der vergangenen zwei Jahre (bzw. der letzten acht Quartale) bereitstellen und die manuell unternommenen Korrekturen begründen können. Das ILMT selbst bietet dabei keine Möglichkeit, die alternativen Zuordnungen zu kommentieren. In den Reports ist nicht ersichtlich, wann, von wem und aus welchen Gründen ein ILMT-Fund einer anderen Instanz zugeordnet oder aus der Inventarisierung ausgeschlossen wurde.

Achtung

Da das ILMT einmal unternommene Produktzuweisungen auch für künftige Inventarisierungen speichert, verschwindet der Produktposten kommentarlos aus der Auflistung. Dies kann sich insbesondere im Fall eines Fundausschlusses als tückisch erweisen: So gibt es Software-Komponenten, für die lediglich in bestimmten Fällen Lizenzgebühren entrichten werden müssen – wie beispielsweise den IBM Tivoli Storage Manager (TSM), dessen Clients nur dann lizenziert werden müssen, wenn im Zeitraum der Lizenzerhebung ein Datenaustausch mit dem TSM-Server stattgefunden hat. Wurde dieser Client nun in einem Quartalsbericht ausgeschlossen, wird er in der folgenden Listung nicht mehr zur Bearbeitung erscheinen, auch wenn seine Aktivitäten im nächsten Quartal lizenzierungsbedürftig sind. Auch das Upgrade auf eine höhere Produktversion kann unbemerkt eine Unterlizenzierung nach sich ziehen. Selbst wenn in der Software-Landschaft des Unternehmens aktiv nichts geändert wurde, kann sich bereits ein Austausch von Hardware-Komponenten massiv auf die Anzahl benötigter PVU-Lizenzen auswirken.

Nachlizenzierungen werden teuer

Diese Szenarien machen deutlich, dass im IBM-Lizenzmanagement Erfahrung und genaue Kenntnis der komplexen IBM-Software-Landschaft unerlässlich sind. Bei einem Compliance Audit muss ein Unternehmen über seinen Software-Einsatz und die entsprechenden Lizenzrechte detaillierte Auskunft geben können. Stellt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft fest, dass die verwendete Software nicht angemessen lizenziert ist, stehen Strafzahlungen und teure Nachlizenzierungen an, die je nach Größe des Unternehmens bis in Millionenhöhe steigen können.

Aus rechtlichen wie aus finanziellen Gründen kann es daher für Unternehmen ratsam sein, sich von einem erfahrenen Lizenzmanager beraten zu lassen. Ein sachkundiger Berater überprüft die aktuelle Lizenzbilanz des Unternehmens, ermittelt bedarfsorientiert die kostengünstigste Lizenzierungsvariante und unterstützt das Unternehmen bei der Einführung einheitlicher Verfahren für Einkauf, Wartung und Lizenzierung der IBM-Software.

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