Steigende Softwarekosten für Automobilindustrie Software-basierte Designvarianten sind auf Dauer günstiger
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Im Zuge der zunehmenden Elektrifizierung und Vernetzung investiert die Automobilindustrie immer stärker in Software. Bis 2030 könnten sich die jährlichen Ausgaben dafür aber mehr als verdoppeln.

Von rund 26 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf bis zu 59 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030: Mit bestehenden Fahrzeugkonzepten werden die Automobilhersteller für Software pro Jahr mehr als doppelt so viel ausgeben müssen. Wenn sie nicht umdenken und auf neue Designkonzepte setzen, bei denen das Fahrzeug von Beginn an rund um eine Softwareplattform aufgebaut wird.
Dann dadurch ließen sich ab 2030 jährlich fast 16 Milliarden US-Dollar einsparen, wie es in der jüngsten Veröffentlichung der Roland-Berger-Studienserie „Computer on Wheels (4): The future of the automotive software industry: Spend, trends and how to transform“ steht.
Die Umstellung sei für die Branche von existenzieller Bedeutung. Die Autoren beziffern die jährliche Wachstumsrate der Softwarekosten auf 6 Prozent. Ändert sich nichts, verdoppeln sich die Softwarekosten für die Automobilindustrie bis 2030. Mit dem Konzept des Software-Defined Vehicle (SDV) würden sie dagegen lediglich um 70 Prozent auf 43 Mrd. US-Dollar steigen.
Kosten im Entwicklungszyklus
Der SDV-Ansatz erfordert zunächst den Aufbau komplexerer Software-Architekturen. Die Entwicklungsausgaben lägen mit ca. 7 Milliarden US-Dollar etwas höher. Dieser anfängliche Anstieg würde jedoch im Nachgang durch die agilere Softwareproduktion schnell ausgeglichen, rechnen die Studienmacher vor. So könnten im Bereich Testing bereits 11 Milliarden US-Dollar eingespart werden. Die Integration wäre 8 Milliarden US-Dollar günstiger. Die Kosten für Software Maintenance bzw. Wartung würden um 3 Milliarden US-Dollar sinken. Alles in allem freiwerdende Ressourcen für die Entwicklung neuer Softwareeinheiten.
Das Auto von morgen ist ein Computer auf Rädern – dies muss sich bereits in den ersten Schritten der Fahrzeugkonzeption widerspiegeln.
Softwarehandel erschließt zusätzliche Einnahmequellen
Der Übergang zum neuen Designkonzept SDV erfordert jedoch idealerweise branchenweite Kooperation. OEMs und Zulieferer müssten ihre Software-Wertschöpfungskette und ihr Geschäftsmodell überdenken. Zudem müsste sich die Branche zunächst auf gemeinsame Normen für Fahrzeugarchitekturen und die Nutzung von Open-Source-Software einigen.
Viel spannender ist aber: Indem Unternehmen erprobte Softwareinhalte als Produkt anbieten, können sie Software wiederverwerten, Größenvorteile erzielen und Investitionen refinanzieren.
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Milliardengeschäft mit Softwarediensten geplant
Opel-Mutter Stellantis greift nach Software-Sternen
„Während die Wiedervermarktung von geistigem Eigentum für Zulieferer und spezialisierte Softwareanbieter bereits zum Kerngeschäft gehört, ist sie für Fahrzeughersteller noch weitestgehend Neuland“, erklärt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. Um das kommerzielle Potenzial des Handels mit Intellectual Property auszuschöpfen, müssten die Automobilunternehmen unter anderem verstärkt auf Partnerschaften mit Zulieferern setzen und aufkommende Software-Marktplätze nutzen.
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