Der aktuelle Stand der Digitalisierung in Finanzabteilungen Die Politik der kleinen Schritte

Autor Elke Witmer-Goßner

Äußerst zäh geht die Digitalisierung des Rechnungswesens voran. Nur zehn Prozent der Unternehmen haben sich bisher überhaupt mit Big-Data-Analysetools, Self-Service Reporting oder In-Memory-Datenbanken auseinandergesetzt. Bei den restlichen 90 Prozent ist noch gar nichts in dieser Richtung am Laufen oder die Technologien werden lediglich in Pilotprojekten genutzt.

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Über dieses Stadium sind die meisten Firmen zwar hinaus, die Digitalisierung der Prozesse geht trotzdem nur zögerlich voran.
Über dieses Stadium sind die meisten Firmen zwar hinaus, die Digitalisierung der Prozesse geht trotzdem nur zögerlich voran.
(Bild: gemeinfrei © Rudi Spreitzer / Pixabay )

Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt die Studie „Digitalisierung im Rechnungswesen 2019“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zum dritten Jahr in Folge befragten die Studienautoren Finanzvorstände und Leiter im Rechnungswesen sowie andere Führungskräfte aus 151 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In diesen Unternehmen haben bisher nur solche Projekte Priorität, mit denen das Feld für weitere Digitalisierungsschritte erst geebnet wird. Dabei geht es vor allem um die Homogenität der im Rechnungswesen eingesetzten Basissysteme, die Standardisierung von Workflows und die Qualität der Stammdaten. Neben dem mutigeren Einsatz neuer Technologien mangelt es zudem häufig an Offenheit für neue Methoden des Projektmanagements. Dabei gehen die meisten Unternehmen die Transformationsprojekte im Rechnungswesen überwiegend noch nach klassischen Methoden an, während agile Prinzipien und Methoden eine untergeordnete Rolle spielen. Nur jeder sechste Befragte gab an, dass Methoden wie Scrum oder Design Thinking für die Umsetzung der Digitalprojekte in ihrer Abteilung angewendet werden.

Auf jeden Fall plant fast jedes zweite Unternehmen für die kommenden drei Jahre eine Umstellung seines ERP-Systems. Neuinstallation und Migrationen liegen dabei in etwa gleichauf. Zudem beobachteten die Unternehmen, dass infolge der Digitalisierung das Accounting bereits heute effizienter und transparenter geworden ist. Dagegen ließ sich eine Kostensenkung bislang nicht beobachten.

Hohe Erwartungen an innovative Tools

Die Digitalisierung des Accountings hat viele Facetten – von der Automatisierung der End-to-End-Prozesse bis hin zu neuen Erwartungen an die Abschlussprüfung.
Die Digitalisierung des Accountings hat viele Facetten – von der Automatisierung der End-to-End-Prozesse bis hin zu neuen Erwartungen an die Abschlussprüfung.
(Bild: KPMG)

Bei fast drei von vier Unternehmen sind transaktionale Prozesse wie Purchase-to-Pay und Order-to-Cash bereits ganz oder teilweise automatisiert. Doch gibt es für weitere Automatisierungen noch viel Potenzial. Um hierfür innovative Lösungen zu entwickeln, arbeiten immer häufiger Beschäftigte aus den Fachbereichen eng mit Kollegen aus der IT in interdisziplinären Teams zusammen. Zudem investieren die Unternehmen in neue Mitarbeiter, um neue Kompetenzen zu erwerben. Outsourcing hingegen spielt eine untergeordnete Rolle.

Die meisten der befragten Unternehmen teilen die Einschätzung, dass die Digitalisierung der Jahresabschlussprüfung an Bedeutung gewinnt. So gehen 78 Prozent davon aus, dass die Datenanalyse im Hauptbuch in naher Zukunft „wichtiger“ bis „sehr wichtig“ werden wird. Beim Nebenbuch sind es 75 Prozent. Die Hälfte der Befragten erwartet auch entsprechende Visualisierungen über Process Mining in der Abschlussprüfung. Dabei zeigt sich eine gesteigerte Erwartungshaltung an den Einsatz neuer Technologien bei der externen Abschlussprüfung. Hier lassen sich mit technischer Unterstützung Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten schnell erkennen.

Neben den Umfrageergebnissen enthält die Studie zwei Fallbeispiele, wie die Unternehmen Munich Re und Audi den Wandel vorantreiben, sowie zwei Experteninterviews mit Andreas Schneider von IBM Deutschland und Prof. Kai-Uwe Marten von der Universität Ulm.

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