Konjunktureller Jahresausblick der Bitkom-Branche Die Digitalbranche trotzt der Krise
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Multiple Krisen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg, haben der deutschen ITK-Branche kaum etwas anhaben können. Die Entwicklung ist „erfreulich“, stellt Bitkom-Präsident Achim Berg fest. Digitalisierung sei die richtige Antwort gewesen, der Markt dadurch auch weiterhin stabil.

Die aktuellen Berechnungen des Bitkom zur Konjunktur des IT-Markts stimmen positiv. Für das laufende Jahr erwartet der Digitalverband Bitkom für die Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 3,8 Prozent. Erstmals werden die Umsätze 2023 somit über die 200-Milliarden-Euro-Marke klettern. Und wie auch schon die Jahre zuvor geht der ITK-Markt hoffnungsvoller ins neue Jahr als die Gesamtwirtschaft.
IT-Investitionen sind der Wachstumstreiber
2023 wird die Informationstechnik mit einem Umsatz von 126,4 Milliarden Euro das größte Wachstum hinlegen. Das entspricht einem Plus von 6,3 Prozent.
Am stärksten zulegen werden die Umsätze – die Prozentangaben im Klammern beziehen sich auf das Vorjahr – mit Software (38,8 Mrd. Euro; +9,3 %). Besonders deutlich wachsen dabei die Geschäfte mit Plattformen für Künstliche Intelligenz (+41,8 % auf 1,1 Mrd. Euro), mit Anwendungen zur Zusammenarbeit (+15,6 % auf 1,6 Mrd. Euro), sowie mit Sicherheits-Software (+11,4 % auf 3,3 Mrd. Euro).
Das Hardware-Segment wächst um 5,3 Prozent auf 39,7 Milliarden Euro, getrieben unter anderem von steigenden Ausgaben für Wearables (+15,3 % auf 3,4 Mrd. Euro), Security Appliances wie zum Beispiel Firewalls (+5,2 % auf 1,1 Mrd. Euro) sowie Server (+5,0 % auf 3,9 Mrd. Euro). Rückläufig sind dagegen nach starken Zuwächsen mit Beginn der Corona-Pandemie erneut die Ausgaben für mobile PCs (-3,4 % auf 6,4 Mrd. Euro) sowie Desktop PCs (-1,3 % auf 2,6 Mrd. Euro). Hier scheint der Bedarf hinreichend gedeckt zu sein.
Die Umsätze mit IT-Services steigen um 4,7 Prozent auf 47,8 Milliarden Euro und erreichen damit in etwa die Wachstumsraten der Vorjahre. Das Projektgeschäft ist zumeist langfristig angelegt und weniger stark von Konjunkturschwankungen beeinflusst.
Netzausbau treibt TK-Wachstum
Der Markt für Telekommunikation wird 2023 nur noch leicht um 0,8 Prozent auf 69,5 Milliarden Euro wachsen. Am stärksten legen in diesem Segment die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur zu (+2,5 % auf 7,7 Mrd. Euro). Die Umsätze mit Endgeräten wie Smartphones wachsen dank steigender Nachfrage nach hochwertigen Geräten im Premium-Segment sowie Geräten mit 5G-Fähigkeiten um 2,3 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro.
„Trotz höherer Bandbreiten, mehr Datenvolumen und steigender Nutzung können die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten angesichts des scharfen Preiswettbewerbs kaum gesteigert werden“, stellt Bitkom-Präsident Berg fest. Das Geschäft mit TK-Diensten stagniert nahezu (+0,1 auf 49,7 Mrd. Euro).
CE-Markt schrumpft weiter
In der Unterhaltungselektronik (Consumer Electronics – CE) droht nach einem kurzzeitigen Aufschwung mit Beginn der Corona-Pandemie das dritte Minus-Jahr in Folge. Ein erwarteter Umsatz von 7,6 Milliarden Euro für 2023 bedeutet ein Minus von 7,3 Prozent. „Die hohe Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit treffen das Geschäft mit Unterhaltungselektronik besonders stark. Viele Menschen halten ihr Geld zusammen und verzichten gerade hier auf größere Anschaffungen“, kommentiert Berg die Entwicklung.
Mehr Anstrengung bei Digitalisierung notwendig
Insgesamt zeigt sich die Digitalbranche in einem von Krieg, gestörten Lieferketten und Inflation geprägten Umfeld also auch 2023 sehr stabil und setzt weiter auf Wachstum. Berg erklärt: „Digitalisierung ist die Antwort auf die multiplen Krisen unserer Zeit. Digitalisierung macht eine Volkswirtschaft resilienter, sie hilft bei globalen Herausforderungen wie dem Klimaschutz und sie erleichtert das Leben der Menschen, in der Gesundheitsversorgung ebenso wie im Bildungsbereich oder in der Mobilität.“
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Positive Konjunkturaussichten für 2022
Corona-Pandemie gibt der Digitalisierung weiter Schwung
Die positive Konjunktur schlägt sich auch auf dem IT-Arbeitsmarkt nieder. Die beim Bitkom angeschlossenen ITK-Unternehmen wollen mehr als 45.000 neue Mitarbeiter einstellen. Die Beschäftigtenzahl würde somit um 3,4 Prozent auf 1,352 Millionen steigen. Von den Massenentlassungen großer IT-Konzernen wie Salesforce oder Meta zeigen sich die Unternehmen unbeeindruckt. Vor allem der IT-Mittelstand intensiviert die Personalsuche weiter.
Deutschland muss noch eine Schippe drauflegen.
Weltweit werden die Umsätze mit IT und Telekommunikation 2023 voraussichtlich um 4,8 Prozent auf 4,33 Billionen Euro steigen. Den Weltmarkt dominieren weiterhin die USA, auf die 35,7 Prozent entfallen. Auf Rang zwei liegt China mit einem Weltmarktanteil von 11,7 Prozent, dahinter folgt Japan mit 5,7 Prozent. Deutschland liegt mit 4,2 Prozent Weltmarktanteil auf Rang 5, hinter Großbritannien (4,5 Prozent). Die EU-Staaten ohne Deutschland kommen auf einen Weltmarktanteil von 11,8 Prozent.
Somit steht Deutschland auch im internationalen Vergleich ganz gut da – eigentlich. Da müsse noch mehr gehen, sagt Berg und verweist darauf, dass der ITK-Markt in Ländern mit weit fortgeschrittener Digitalisierung trotzdem oder sogar deswegen weiter wächst. „Wir müssen uns in Deutschland mehr anstrengen. Die Schere zwischen uns und den führenden Digital-Nationen sowie den schnell wachsenden Ländern öffnet sich jedes Jahr weiter“, sagt Berg. Somit könne man hierzulande nicht zufrieden sein mit dem bisher erreichten und laufe Gefahr, im Innovationswettlauf und bei der Digitalisierung weiter abgehängt zu werden. „Wir müssen die Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft verstärken und sollten mehr als nur eine Schippe drauflegen.“
„Digital only“ muss Ziel sein
Für das kommende Jahr mahnt Berg eine „digitalpolitische Zeitenwende“ an: „Statt ein bisschen Veränderung hier und ein bisschen Veränderung dort müssen wir uns von alten, analogen Prozessen trennen und so bald wie möglich auf digital only setzen.“ Berg sieht vier wesentliche Ziele im Jahr 2023 und darüber hinaus: „Erstens muss der Staat handlungsfähig bleiben und digital funktionsfähig werden. Zweitens müssen wir Daten sehr gezielt nutzen. Dritten müssen wir uns digital souverän und sicher aufstellen, in den Infrastrukturen ebenso wie in den Unternehmen und in den Privathaushalten – dazu müssen wir auch einseitige Abhängigkeiten in den internationalen Handelsbeziehungen beenden. Und viertens müssen wir unser strukturelles Fachkräfteproblem mit bereits heute 137.000 fehlenden IT-Expertinnen und -Experten lösen.“
Hinweis zur Methodik
Grundlage der Angaben zur Marktentwicklung sind Daten der Bitkom Research in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut IDC. Der Bitkom-ifo-Digitalindex basiert auf der monatlichen ifo Konjunkturumfrage und bildet sich aus dem geometrischen Mittel der Werte für die Geschäftslage und die Geschäftserwartungen. Berücksichtigt werden Daten der Digitalbranche, die sich aus Unternehmen der Sektoren Verarbeitendes Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor zusammensetzt. Dazu zählen Hersteller von IT und Kommunikationstechnik, Unterhaltungselektronik, Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen, Telekommunikationsdiensten sowie der Groß- und Einzelhandel mit ITK. Gewichtet wird nach Anzahl der Beschäftigten. Der Digitalindex und die weiteren Zeitreihen werden als saisonbereinigte Salden dargestellt.
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