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Kommentar: Es knirscht im Marktgetriebe
Die Frage, wie stark sich staatliche Institutionen in das Marktgeschehen einmischen sollten, wird wohl schon so lange diskutiert, wie es die Kulturinstanz „Staat“ gibt. In dieser Kontroverse gibt es Stimmen, die von „spontaner Ordnung“ sprechen, die sich einstellen würde, wenn sich ein minimaler Staat auf die Herstellung äußerer und innerer Sicherheit konzentrieren würde. Der Rest des gesellschaftlichen Zusammenlebens sei dem freien Spiel aus Angebot, Nachfrage und freien Entscheidungen der Marktakteure zu überlassen.
Freilich darf jeder in dieser hochpolitischen Debatte seine eigene Meinung haben. Mir persönlich reicht es zu sehen, was der Marktmechanismus „Effizienzstreben“ in puncto Massennutztierhaltung für Lösungen parat hat, um zu erkennen, dass der Markt alleine nicht immer für die beste Lösung sorgt.
Oder wie es der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer mal formuliert hat: „Markt pur ist Wirtschaft pervers. Markt pur ist purer Wahnsinn.“
Vor dem Hintergrund dieser Kontroverse ist es spannend zu beobachten, welche Marktmechanismen im Rahmen des Abhörskandals – eines zweifelsohne ungerechtfertigten Eingriffs in Märkte – nun langsam aber sicher ihre Durchschlagskraft entfalten. Nachdem nun offen über Geheimgerichtsbeschlüsse gesprochen wurde, über die US-Unternehmen offenbar zur Zusammenarbeit mit den „Diensten“ gezwungen werden können, wird zunehmend über Backdoors in Soft- und Hardware-Produkten diskutiert. Kunden passen ihr Kaufverhalten an.
Ja, man achtet sogar zunehmend auf den Rechtsstand des Unternehmens, wegen der möglichen Folgen von US-Gesetzen wie des Patriot Acts. Nun begehren US-Internetkonzerne gegen ihren Überwachungsstaat auf – alles gute Beispiele für korrigierende Marktmechanismen
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