Chancen und Risiken bei einem radikalen Schwenk in die Computerwolke Ende der Papierflut: Wandert die Vorstandsetage in die Cloud?

Autor / Redakteur: Lothar Lochmaier / Florian Karlstetter

Wie schön wäre es, wenn Führungskräfte auch während ihrer ausgedehnten Dienstreisen fast alle Tätigkeiten über mobile Endgeräte erledigten. Andererseits gibt es jede Menge guter Gründe, warum die Chefetage in den Unternehmen immer noch die Papierdokumentation und Ausdrucke auf Schwarz und Weiß bevorzugt.

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Die cloudbasierte, digitalisierte Vorstandsetage ist in Deutschland bislang noch recht selten anzutreffen. Experten erwarten, dass sich das mittel- und langfristig jedoch ändern wird.
Die cloudbasierte, digitalisierte Vorstandsetage ist in Deutschland bislang noch recht selten anzutreffen. Experten erwarten, dass sich das mittel- und langfristig jedoch ändern wird.
(© Kurhan - Fotolia.com)

Warum das Gros der Unternehmen bis in die Chefetage hinein heute doch ziemlich weit davon entfernt ist, von der seit Jahren propagierten Vision eines papierlosen Büros, beschreibt Matthias Zacher von IDC. „Das ist zum einen eine Frage der Unternehmenskultur der Chefetage. Hier wird oftmals noch Papier als Zeichen für Kontinuität, Wertebeständigkeit, Symbolhaftigkeit und Abgrenzung bevorzugt“, sagt der Marktanalyst.

Weiteres Manko: Noch immer fehlt es vielen Vorständen an der Technik affinen Grundhaltung, um den radikalen Schwenk in die Computerwolke zu vollziehen. „Zudem werden auf strategischer Ebene häufig in kleinen Zirkeln grundlegende Aspekte der Firmenpolitik skizziert und besprochen. Hier wird die Papierform noch häufig als sicheres Arbeits- und Kommunikationsmedium verstanden“, nennt Matthias Zacher nachvollziehbare Gründe für das Zögern.

Andererseits haben Tablets längst Einzug in die Firmenzentralen gehalten. Das Pikante an dieser Entwicklung: Oftmals ist es gerade die Führungsetage, die von den Mitarbeitern erwartet, bei einer Präsentation das entsprechende Zahlenwerk gut aufbereitet etwa auf dem iPad präsentiert zu erhalten. Auf der Vorstandebene liege die Herausforderung deshalb darin, so der IDC-Experte weiter, relevante Informationen auf Top-Level in hoher Geschwindigkeit und mit möglichst geringer Fehlerquote zu aggregieren und zu konsolidieren.

Medienbruch Papierdokument

Für IT-Professionals stellt dies freilich keine leichte Herausforderung dar. Denn um dies zu gewährleisten kommen zahlreiche Aspekte ins Spiel, die von vermiedenen Medienbrüchen bis hin zur automatisierten Informationsverarbeitung reichen. „Das Papierdokument ist dann das Ende der Verarbeitungs- und Medienkette“, bilanziert Matthias Zacher. Umso mehr gilt die Vorgabe, rechtzeitig ein wasserdichtes Konzept zu erarbeiten, längst vor einem unbedachten Schritt in die „Vorstandscloud“, von der die meisten Betriebe ohnehin noch ziemlich weit entfernt sind.

In diesem Kontext ist zudem eine Reihe von strategischen Herausforderungen zu bewältigen: Compliance, Revisionssicherheit, Vertraulichkeit, Datensicherheit und Dokumentationspflicht sind wichtige Aspekte für die Kommunikation zwischen und mit der Führungsetage. Sie sollten deshalb in einer proaktiv aufgestellten Konzeptphase bei der Informationssicherheit einen besonderen Stellenwert erhalten.

Matthias Zacher, Senior Consultant, IDC Central Europe
Matthias Zacher, Senior Consultant, IDC Central Europe
(Bild. IDC)
„Wir gehen davon aus, dass auch die Führungsetage attackiert wird und entsprechende Schutzmaßnahmen vorhanden sind“, bestätigt Matthias Zacher. Daher sei es wichtig, so schnell wie möglich und mit angemessenen Maßnahmen bei Auffälligkeiten zu reagieren: „Neben der Technologie müssen unbedingt Prozesse und eine Sicherheitskultur implementiert sein.“ Bemerkenswert sei dabei auch der Umstand, dass der Bereich der IT-Sicherheit längst kein reines Thema für die CIO mehr darstelle, sondern in einigen Unternehmen nunmehr auf Board-Ebene diskutiert werde.

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