Wachstum des Datenverkehrs, neue Internet-Nutzungszeiten Internet hält Pandemie-Belastung stand

Autor Elke Witmer-Goßner |

DE-CIX, weltweiter Anbieter von Internetknoten, kann es nun auch wissenschaftlich belegen: Das Internet trotzt der globalen Dauerbelastung durch die Corona-Pandemie.

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Der Internetknoten DE-CIX in Frankfurt verzeichnete 2020 die größte Steigerung des Peak-Traffics innerhalb eines Jahres seit seiner Gründung.
Der Internetknoten DE-CIX in Frankfurt verzeichnete 2020 die größte Steigerung des Peak-Traffics innerhalb eines Jahres seit seiner Gründung.
(Bild: gemeinfrei© Pete Linforth / Pixabay )

Ein internationales Team von Forschern des DE-CIX, der Benocs GmbH, der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, des IMDEA Networks Instituts in Madrid, des Max-Planck-Instituts für Informatik und der Universidad Carlos III de Madrid hat in einer weltweit bisher einmaligen Studie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die globale Internet-Infrastruktur untersucht.

Im Zeitraum Januar bis Juni 2020 wurde der Datenverkehr unter anderem an Internetknoten in Zentral-, Südeuropa sowie an der US-Ostküste betrachtet. Die Ergebnisse zeigen: Ja, es gab 2020 immense Veränderungen des Datenverkehrs; aber das Internet kommt damit erstaunlich gut zurecht.

Seit Beginn der Pandemie hat sich die Zusammensetzung des Datenverkehrs verändert. Die Nutzung von Videokonferenzdiensten und Homeoffice-Zugängen (Virtual Private Networks, VPNs) ist stark gestiegen. Am DE-CIX Frankfurt wurde beispielsweise 120 Prozent mehr Datenverkehr durch Videokonferenzen gemessen. Außerdem ist der weltweite durchschnittliche Datenverkehr innerhalb weniger Tage im März je nach Region zwischen 15 und 30 Prozent angestiegen.

Die Wissenschaftler beobachteten darüber hinaus auch eine Verschiebung der Kernzeiten der Internetnutzung. Die Hauptnutzungszeit lag vor Corona unter der Woche in den Abendstunden, während sie sich seit März gleichermaßen über den Tag erstreckt. Die Netzauslastung an den Wochentagen ähnelt somit erstmals der am Wochenende.

DE-CIX in Frankfurt verzeichnet Weltrekord

Mitte November 2020 wurde mit 10,3 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde ein neuer Weltrekord registriert.
Mitte November 2020 wurde mit 10,3 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde ein neuer Weltrekord registriert.
(Bild: DE-CIX)

Die globale Pandemie hat das Wachstum des Datenverkehrs weltweit signifikant beschleunigt. Das zeigt sich vor allem am DE-CIX Frankfurt, dem nach Datendurchsatz größten Internetknoten der Welt. Hier wurde die bisher größte Steigerung des Peak-Traffics innerhalb eines Jahres seit Gründung im Jahr 1995 gemessen. Ende 2020 stieg der Datendurchsatz in Spitzenzeiten um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr; Ende 2019 lag die Steigerung im Jahresvergleich bei 19 Prozent. Mitte November dieses Jahres wurde mit 10,3 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde sogar ein neuer Weltrekord registriert.

Trotz des überdimensionalen Wachstums 2020 brauchen sich die Anwender also keine Sorgen machen: „Das Wachstum des Datenverkehrs ist kein Problem für’s Netz!“, kommentiert Dr. Christoph Dietzel, Global Head of Products & Research bei DE-CIX und Mitglied des Forschungsteams der Studie. „Bei all den Nutzungsveränderungen und dem extremen Wachstum des globalen Datenverkehrs dieses Jahr, wie wir es auch in Frankfurt beobachtet haben, wuchs die Befürchtung der Nutzer, dass das Internet dauerhaft nicht hält. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Das Internet trotzt der globalen Dauerbelastung durch die Corona-Pandemie.“ Schließlich sei das „Netz der Netze“, bestehend aus über 60.000 Teilnetzen, vor Jahrzehnten so konzipiert worden, dass es die weltweite Kommunikation auch in extremen Situationen (wie beispielsweise Pandemien) gewährleisten könne, so Dr. Dietzel. „Zudem finden die Nutzungssteigerungen hauptsächlich außerhalb der früheren Hauptnutzungszeiten statt (zum Beispiel tagsüber im Homeoffice). Die Auswirkungen des gestiegenen Verkehrsaufkommens können gut abgefangen werden, entweder durch vorhandene Reservekapazität, oder die schnelle Schaltung zusätzlicher Bandbreite.“ Somit sei das Internet robust und anpassungsfähig genug, um der Pandemie zu trotzen – auch im Falle eines erneuten „harten“ Lockdowns.

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