Interview mit ITM-Geschäftsführer Benjamin Hermann „Wo Amazon hinkommt, ist Microsoft schon da“
Benjamin Hermann, Geschäftsführer beim Stuttgarter Beratungshaus ITM, schätzt Amazon als technologisch führenden Cloud-Anbieter ein. In puncto Vertriebsstärke sieht der Experte aber Microsoft klar vorn.
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Als Beratungsunternehmen unterstützt ITM seine Kunden dabei, Workloads in die Amazon-Cloud zu bringen und dort zu betreiben. Worin besteht der Vorteil von Infrastructure as a Service (IaaS)?
Das IaaS-Modell besitzt aus meiner Sicht einen riesigen Charme: Anwender befreien sich damit vom gesamten Infrastruktur-Stack von der Klimatisierung und physikalischen Sicherheit über Server und Speichersysteme bis zum Virtualisierungs-Layer – diesen Teil der IT wird man komplett los. Ein Unternehmen braucht kein Rechenzentrum mehr und muss sich nicht mehr mit Hardware befassen. Man spielt seine eigenen Systeme auf die Server-Instanzen in der Cloud auf, und alles darunter interessiert einen nicht mehr.
Ein Unternehmen könnte seine IT einem Outsourcer übergeben. Auf diese Weise wäre es die Infrastruktur doch auch los?
Das haben einige unserer Kunden auch getan. Durch Outsourcing geht ihnen aber ein gewisses Maß an Flexibilität verloren. Zugleich haben Unternehmen heute – Stichwort: Internet der Dinge – immer häufiger die Anforderung, dass Internettechnologie in Produkte hinein muss. Fachbereiche brauchen dazu Apps. Die Cloud ermöglicht es ihnen, schnell und flexibel Apps zu entwickeln und ihren Endkunden weltweit bereitzustellen. Egal wo die Produkte unserer Kunden zum Einsatz kommen, ist die IT verfügbar. Seit Jahren wird in der Branche von IT aus der Steckdose geredet. Jetzt sind wir soweit. Dabei haben Anwender die volle Kostentransparenz. Bei Amazon Web Services (AWS) lassen sich die Kosten von Systemen auf Stundenbasis analysieren. Darin liegt das wahre Potenzial der Cloud.
ITM ist auch Microsoft-Partner. Könnten Sie die Anforderungen Ihrer Kunden nicht auch mit Azure, der Cloud-Plattform des Software-Konzerns, abdecken?
Einen Teil der Anforderungen könnten wir sicher mit Azure abdecken. Im Mittelstand gibt es viele Windows-Maschinen, die sich auch in die Microsoft-Cloud bringen ließen. Aber wir könnten nicht alles mit Azure machen. Der Umfang an Funktionen und Konfigurationsmöglichkeiten ist bei AWS viel, viel größer. Der Anbieter ist vom Portfolio und von der globalen Verfügbarkeit her verdientermaßen Marktführer. So stellt Amazon weltweit das Fünffache an Rechenkapazität bereit, über die alle anderen 14 IaaS-Anbieter, die Gartner im Magic Quadrant aufführt, zusammen verfügen.
Startups nutzen Amazon Web Services (AWS) oft eigenständig, ohne dass sie ein Dienstleister unterstützen würde. Wie ist das möglich?
Wenn sich Anwender mit dem Thema beschäftigen, können sie sehr viel selber machen. Ein Sondermerkmal des AWS-Portfolios ist die ausgezeichnete Dokumentation. Dahinter steht ein Do-it-Yourself-Gedanke, der bei einem Mitbewerber wie Microsoft einfach nicht zur Kultur gehört. Dessen Dokumentationen waren schon immer lausig. Wenn AWS einen neuen Service herausbringt, liegt die Dokumentation bereits vor, und sie ist perfekt. Wenn ein neues Feature hinzukommt, ist die Dokumentation aktualisiert. Das ist ein Wettbewerbsvorteil. Man muss aber schon ein bisschen Nerd sein, um das volle Potenzial nutzen zu können.
Wo ITM-Berater Hermann zufolge die Stärken von Microsoft liegen, lesen Sie auf der nächsten Seite.
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