Kommentar Wie sich die Open-Source-Welt im Jahr 2023 entwickeln wird

Ein Gastkommentar von Sebastian Human

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Die Open-Source-Community blickt auf ein zwiegespaltenes Jahr 2022 zurück, sagt Mike Milinkovitch. Wie er die weitere Entwicklung von Open-Source-Software beurteilt, verrät der Executive Director der Eclipse Foundation hier.

Viele Unternehmen seien noch daran gewöhnt, alle Aspekte ihrer Produktentwicklungen zu kontrollieren. Doch die Verantwortlichen realisieren zunehmen, dass eine offene Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg wichtig ist, um Innovation und Produktentwicklung zu fördern.
Viele Unternehmen seien noch daran gewöhnt, alle Aspekte ihrer Produktentwicklungen zu kontrollieren. Doch die Verantwortlichen realisieren zunehmen, dass eine offene Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg wichtig ist, um Innovation und Produktentwicklung zu fördern.
(Bild: frei lizenziert / Pexels)

Das vergangene Jahr war insbesondere für die Softwarebranche und die Verbreitung von Open Source Software (OSS) geprägt von geteilten Meinungen. Die Folgen der Covid-19-Pandemie brachten zahlreiche gesamtwirtschaftliche Warnungen mit sich. Dennoch wuchs der Markt für Cloud-Dienste kontinuierlich und auch das Open-Source-Modell fand Anklang. Wie könnte es weitergehen?

Die Java-Renaissance wird immer wichtiger

Der Einsatz von Java in Unternehmen und anderen Bereichen stößt überall auf immer größeres Interesse. Von MicroProfile und Jakarta EE hat die Konzernwelt stark profitiert. Die Veröffentlichung von Jakarta EE 10 und MicroProfile 6.0 im Jahr 2022 ebnete den Weg für quelloffene, herstellerübergreifende Java-Lösungen in einer Cloud-nativen, an Microservices orientierten Infrastruktur. Unternehmen, die schon seit langer Zeit um Talente kämpfen müssen, suchen nun gezielt Java-Entwickler, um ihre digitale Transformation hin zu einer Cloud-nativen Infrastruktur voranzubringen. Hinzu kommt, dass Unternehmen derzeit überall Strategien einsetzen, um die Komplexität von Kubernetes-basierten Umgebungen abzubauen. Auch dafür ist Open Source Enterprise Java eine praktische und kurzfristige Lösung.

Ein anderer wichtiger Fokus der Stiftung lag im Jahr 2022 auf der Adoptium Working Group, mit der die Eclipse Foundation qualitativ hochwertige Laufzeiten und damit verbundene Technologien für den Einsatz im gesamten Java-Ökosystem fördert. Ziel ist es, auf diese Weise die Bedürfnisse der breiteren Java-Community durch die Bereitstellung von Laufzeiten für Java-basierte Anwendungen zu erfüllen.

Auch 2022 wurde die Eclipse Adoptium wieder millionenfach heruntergeladen, da sie in der Branche als hochwertige Open-Source-Laufzeitumgebung für Unternehmensentwickler und -entwicklerinnen gilt. Auch die Adoptium-Laufzeitumgebung Temurin wurde von zahlreichen Anbietern übernommen. Zusätzlich haben Google, Microsoft und Red Hat die Unterstützung von Temurin für Cloud-Implementierungen angekündigt. Dank der Zusammenarbeit mit Aquavit verfügt die Branche zudem erstmals über ein Qualitätszertifizierungsprogramm für Java. Es gibt Entwicklern nicht nur die Gewissheit, dass ihre Laufzeitumgebung funktioniert, sondern wurde auch auf Skalierbarkeit, Sicherheit und Leistung getestet, die über die Bedeutung der Java-Sprache hinausgehen.

Eigener Beitrag zur Leistungsfähigkeit der OSS-Gemeinschaften wird unverzichtbar

Mittlerweile verlässt sich die Welt bei so gut wie jeder wichtigen Funktion in der Cloud und im Internet auf Open-Source-Software. Deswegen erkennen derzeit auch mehr und mehr Unternehmen, dass die Beteiligung an der Open-Source-Gemeinschaft in ihrem ureigenen Interesse liegt. In den meisten Fällen nutzen Konzerne OSS in Bereichen, die für ihre Kernkompetenzen entscheidend sind.

Unternehmen werden in diesem Jahr vermehrt nach Möglichkeiten suchen, zu den für sie und ihre Märkte wichtigsten OSS-Projekten und -Gemeinschaften beizutragen. Während viele Unternehmen noch daran gewöhnt sind, alle Aspekte ihrer Produktentwicklungen zu kontrollieren, wird zunehmend deutlich, dass eine gute und offene Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg unerlässlich ist, um Innovation und Produktentwicklung voranzutreiben. Darüber hinaus werden dieselben Unternehmen erkennen, dass ein Stiftungsmodell wie das der Eclipse Foundation sehr gut geeignet ist, um Hürden in Bezug auf Sicherheit, Nachhaltigkeit, Herstellerneutralität und Langlebigkeit von OSS-Projekten abzubauen.

Das softwaredefinierte Fahrzeug wird Wirklichkeit

Im vergangenen Jahr sind der Software-Defined Vehicle Working Group, kurz SDV WG, der Eclipse Foundation Dutzende neuer Mitglieder beigetreten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass SDV WG ein Forum für Einzelpersonen und Organisationen bietet, um Open-Source-Software, Spezifikationen und offene Kooperationsmodelle zu entwickeln und zu fördern, die für die Schaffung einer skalierbaren, modularen, erweiterbaren und industrietauglichen Open-Source-Softwareplattform für lizenzierte Fahrzeuge erforderlich sind.

Der Hintergrund ist, dass Automobilunternehmen mittlerweile erkannt haben, dass sie nicht unabhängig vom Rest ihrer Branche zu einem hauseigenen Produkt, einem sogenannten Pure Model gelangen. Stattdessen müssen sie zusammenarbeiten, um Open-Source-Technologien und Offene Standards zu entwickeln, von denen die Branche als Ganzes profitiert. Dieser gemeinsame Weg hilft dabei, Geld zu sparen und Innovationen zu beschleunigen. Auch ist er den Automobilbauern schon lange bekannt, beispielsweise bei der Nutzung vorgefertigter Komponenten im Karosseriebau.

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Die Eclipse Foundation versteht unter Open Source eine offene Technologieplattform, bestehend aus modularen Softwarekomponenten und Frameworks mit offenem Quellcode, die vollständig in eine moderne Entwicklerumgebung mit einem hohen Grad an Automatisierung und Virtualisierung integriert sind. Dabei berücksichtigt der Code-first-Ansatz der Eclipse Foundation sowohl Hochleistungsrechner als auch Steuergeräte und deckt Anwendungsfälle im Fahrzeug und in der Cloud sowie Toolchains ab, die für die SDV-Entwicklung erforderlich sind. Diese Lösungen zielen nicht darauf ab, das Rad neu zu erfinden, sondern stützen sich, wo immer möglich, auf offene Standards. Dieser bahnbrechende Ansatz wird die Art und Weise, wie Fahrzeuge gebaut, gewartet und verkauft werden, weltweit verändern.

Mein persönliches Fazit

Bisher liegt die Erfolgsbilanz meiner Vorhersagen bei etwa 60 zu 40. Das heißt 60 Prozent der Prognosen sind eingetroffen, 40 Prozent (noch) nicht.
Am meisten freue ich mich über das Potenzial der SDV Working Group, doch alle genannten Trends werden sich über Kurz oder Lang auswirken. Nächstes Jahr zur gleichen Zeit wird die Eclipse Foundation wieder Bilanz ziehen.

* Der Autor Mike Milinkovitch ist Executive Director der Eclipse Foundation.

Dieser Beitrag ist zuerst auf unserem Schwesterportal Industry of Things erschienen.

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