5G, KI und Automatisierung Wie Cloud- und Telekommunikationsdienste verschmelzen

Von Michael Matzer |

Die Cloud wird die künftige Nutzung der Telekommunikation bestimmen, insbesondere beim hybriden Arbeiten in Firmen- und Heimbüro. 5G, KI und Automatisierung werden die Entwicklung von TK-Diensten beschleunigen. Aber nicht nur CSPs und Carrier sollen davon profitieren, sondern auch Unternehmen, Mitarbeiter und Endverbraucher.

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Edge, 5G-Netze und Radio Access Networks werden cloudifiziert, um jeweils ein sicheres, skalierbares, softwaregesteuertes Netzwerk koordinieren zu können.
Edge, 5G-Netze und Radio Access Networks werden cloudifiziert, um jeweils ein sicheres, skalierbares, softwaregesteuertes Netzwerk koordinieren zu können.
(Bild: Blue Planet Studio - stock.adobe.com)

„Telekommunikationsfirmen verbinden Menschen und Daten. Sie spielen damit eine äußerst bedeutende Rolle, jetzt da wir uns in Richtung einer verteilten Arbeitnehmerschaft bewegen. Das hybride Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben“, hat Michael O’Connell, Chief Analytics Officer bei Tibco seine Beobachtungen und Ansichten zusammengefasst.

Hybrides Arbeiten habe sich vor allem während der zwei Jahre der Covid-19-Pandemie durchgesetzt. Alle Interaktionen seien heute über Telekommunikation vernetzt, etwa in Online-Konferenzen. Doch die Entwicklung verharre nicht beim Status quo: „Mit dem Ziel einer erweiterten Konnektivität werden wir Fortschritte bei 5G sowie einen größeren Fokus auf KI und Automatisierung beobachten.“

Der 5G-Standard ist bekanntlich eine der Voraussetzungen für Industrie 4.0 und Autonomes Fahren, denn die hohe Übertragungsgeschwindigkeit für Daten ist dabei unerlässlich. Automatisierung lässt sich bereits heute vielfach mit Algorithmen umsetzen, doch erst der Einsatz von KI-Modellen und Algorithmen erlaubt eine laufende Anpassung an sich ändernde Bedingungen. Edge Computing und IoT sind auf die verschiedenen Cloud-Technologien und deren Konnektivität angewiesen.

„Cloudifizierung“ der Netzwerke

„Von den Telekommunikationsanbietern wird erwartet, dass sie ihren Kunden neuartige Anwendungen bieten und dabei die für 5G notwendigen Investitionen ausbalancieren“, sagt Michael Hanisch, Head of Technology Deutschland bei AWS. Er fährt fort: „AWS bietet die fortschrittlichste und sicherste Cloud-Infrastruktur als Basis. Zusammen mit unserem Telekommunikations-Partner-Ökosystem helfen wir den Telekommunikationsanbietern, sich durch schnelle cloud-basierte Innovation von anderen Anbietern abzuheben.“

So funktioniert Amazon Wavelength von AWS im 5G Edge Computing.
So funktioniert Amazon Wavelength von AWS im 5G Edge Computing.
(Bild: © AWS)

„Cloudifizierung“ bedeutet neben der verbreiteten Virtualisierung von Ressourcen, auch Software-definierte Netzwerke. Diese übertragen Daten nicht nur über LTE und 5G, sondern auch in Multi-Access bzw. Mobile Edge Computing (MEC) und in Radio Access Networks (RAN): „Zusammen mit den Kunden entwickeln wir innovative, sichere und skalierbare softwaregesteuerte Netzwerke für die Dienste von morgen“, so Hanisch weiter. Die Vorteile benennt er klar: „Auf diese Weise werden Vorgänge vereinfacht, es entsteht ein ganz neuartiges Kundenerlebnis und das zukünftige Wachstum wird beschleunigt.“ Im Folgenden seien ein paar Beispiele für diese drei Vorteile genannt.

Vodafone Deutschland bündelt Dienste

Vodafone Deutschland nutzt AWS und den Beratungspartner Amdocs, um eine nahtlose Kundenerfahrung zu realisieren. Nach den Worten von Ralf Hellebrand, Programmdirektor für Technologie bei Vodafone Deutschland, erwarten die Vodafone-Kunden weitere kombinierte Dienste, die nahtlos verbunden seien und auf der persönlichen Webseite dem jeweiligen Kunden angeboten würden. „Um diese Dienstbündelung leisten zu können, müssen wir (Cloud-)Technologie verwenden, die Dienste im Markt entwickeln und eine nahtlose Kundenerfahrung bereitstellen.“

Um diesen Prozess automatisieren und somit seine Mitarbeiter von repetitiven Arbeiten befreien zu können, wandte sich Vodafone an AWS und dessen Beratungspartner Amdocs. Hellebrand weiter: „Wir richten unsere Mitarbeiter darauf aus, sich darauf zu konzentrieren, unseren Kunden mehr Wertschöpfung aus der Nutzung unserer Dienste zu ziehen.“ Die Kunden dürften es ihnen danken.

T-Mobile USA treibt Innovationen voran

T-Mobile US liefert 84 Millionen Kundenservices in seinem landesweiten 4G-LTE-Netzwerk. Laut Warren McNeel, SVP für Produkte und Technologie bei T-Mobile, hat das Unternehmen eine wirtschaftliche und technische Transformation hinter sich, die auf AWS-Services basiert. Diese digitale Transformation habe T-Mobile US geholfen, zwischen 2012 und 2020 seinen Kundenstamm von 33 Millionen auf mittlerweile 84 Millionen zu erweitern.

„Mithilfe von AWS haben wir die Migration unserer Technologie in die Cloud vorangetrieben“, so McNeel. „Wir werden unseren Fußabdruck in der Cloud erweitern, die Cloud-Nutzung steigern und damit Innovationen vorantreiben.“

Verizon Media versorgt Millionen von Livestream-Zuschauern

Geschäftliches Wachstum und Skalierung mit der Cloud gehen Hand in Hand. Verizon Media bietet größeren Sendern ebenso wie Produktionsgesellschaften jeder Größe eine SaaS-Plattform für das Over-the-top-Streaming (OTT) an. Nach den Worten von Darren Lepke, dem Leiter des Video Product Management bei Verizon Media, hat sein Unternehmen seine Plattform und die Videoangebote von Anfang an auf einer Infrastruktur aufgebaut, die auf Public-Cloud-Diensten von AWS basiert.

„Um unser skalierbares Live-Stream-Geschäft zu betreiben, nutzen wir viele verschiedene Services, die AWS anbietet, von Rechenleistung über Speicherkapazität bis zu allem Möglichen anderen.“ Insbesondere schildert er, wie es seinem Unternehmen gelungen ist, plötzliche Steigerungen der Nutzung durch Zuschauer zu handhaben, ohne dass die Übertragungsqualität leidet, indem die entsprechende Kapazität bei AWS automatisch gebucht wird. Auch die 5G-Edge-Computing-Dienste von AWS sind im Einsatz, um Content-Anbietern zum Beispiel neuartige Möglichkeiten für ein immersiveres Fan-Erlebnis zu bieten.

Verizon und Microsoft im 5G-Edge Computing

Das Telekommunikationsunternehmen Verizon, das u.a. mit AWS zusammenarbeitet, um AWS-Dienste in seinem 5G-Netzwerk anzubieten, hat sich mit Microsoft zusammengetan, um seinen Unternehmenskunden schneller sichere und leistungsfähige 5G-Anwendungen am Edge liefern zu können. Dabei kombiniert Verizon sein eigenes 5G-Edge-Netzwerk vor Ort mit den Azure Edge Services, um sehr niedrige Latenzzeiten beim Edge Computing zu ermöglichen. Die Unternehmenskunden profitieren von Datenanalysen und Lieferzeiten in Echtzeit.

Verizon partnert mit Microsoft, um privates 5G Mobile Edge Computing zu ermöglichen.
Verizon partnert mit Microsoft, um privates 5G Mobile Edge Computing zu ermöglichen.
(Bild: © Microsoft/Verizon)

Anwendungen, die Computeroptik, Augmented-, Mixed- oder Virtual Reality, Digital Twins oder Machine Learning umfassen, lassen sich auf der Kundenseite mithilfe von 5G und MEC erweitern bzw. aufwerten, um beispielsweise die Arbeitsweise in Branchen wie Logistik, Transport oder Einzelhandel zu verändern. So lassen sich etwa Transportstücke oder Installationen sehr präzise orten und Produktionsstücke in der Fertigung nachverfolgen und positionieren. Im Gesundheitswesen ließe sich Präzisionsmedizin mithilfe von AR und Machine Learning in Echtzeit realisieren. Große Dateien wie etwa in der Fotogrammetrie könne man schnell und reibungslos teilen, um die Patientenpflege zu verbessern.

„Die Kombination aus Verizons 5G-Netzwerk und Microsoft Cloud- und Edge-Funktionen bietet Entwicklern und Unternehmen mehrere Vorteile: von schnellen, sicheren und zuverlässigen Verbindungen bis hin zu digitalen Kundenerlebnissen in Industrial IoT und Präzisionsmedizin“, sagt Yousef Khalidi, der bei Microsoft als Corporate Vice President Azure for Operators arbeitet. Verizons 5G-Ultra-Wideband-Netzwerk sei 25-mal schneller als die heutigen 4G-Netzwerke. Diese Kapazität soll auf das Hundertfache von 4G ausgebaut werden. Das würde die Fähigkeit bedeuten mehr als eine Million Geräte pro Quadratkilometer zu unterstützen. Heute könnten bereits Millionen Menschen in 55 US-Städten 5G Ultra Wideband nutzen.

Multi-Acces Edge Computing mit AWS Wavelength.
Multi-Acces Edge Computing mit AWS Wavelength.
(Bild: © AWS)

Der Verizon-Kunde Ice Mobility nutzt bereits 5G- und Mobile Edge Computing (MEC) für die Nutzung von Computeroptik in der Transportlogistik. Die optische Prüfung wird beim Verpacken von Produkten eingesetzt, um Fehler beim Verpacken in Echtzeit zu entdecken. Diese Qualitätskontrolle hat das Potenzial mitzuhelfen, 15 bis 30 Prozent der Bearbeitungszeit einzusparen. „Diese Lösung hilft uns, neue Produkte zu lancieren, neben der Aufrechterhaltung der höchsten bestehenden Standards“, sagt Mike Mohr, CEO von Ice Mobility. „So steigern wir den Ausstoß und dämpfen die Kosten.“

MSFT und British Telecom verändern das Telefonieren

Einer der wichtigsten Vorteile bei der Cloudifizierung der Telekommunikation ist das Verbessern des Kundenerlebnisses. Zu diesem Zweck haben Microsoft und British Telecom (BT) eine langfristige Partnerschaft geformt, die Innovationen und Wachstum im Telekommunikationssektor fördern will, um das Telefonieren zu einem besseren Kundenerlebnis zu gestalten. Im Zuge dieses Projekts will BT seine weltweiten Sprachdienste in die Cloud verlegen.

Der Azure-Service „Operator Connect“ unterstützt TK-Sachbearbeiter dabei, ihre Rufpläne in Microsoft Teams einzufügen. Das heißt, dass BT seine Sprachdienste über MS Teams anbietet, um so neue Geschäftsfelder zu erschließen und Wachstum zu fördern. Dieser BT-Dienst für die Gruppenkollaboration hat seine Nutzerzahlen in nur einem Jahr verdoppeln können. Sowohl Microsoft als auch BT schützen den Workspace-Service weltweit mit ihren jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen und Fachkenntnissen.

Der Markt expandiert

Nach Schätzungen der GSM Association (GSMA) dürften die Investitionen (CapEx) zwischen 2021 und 2025 einen Umfang von 900 Milliarden US-Dollar erreichen. Davon sollen etwa 80 Prozent auf 5G-Netze entfallen, von denen ein erheblicher Anteil auf der bestehenden Cloud-Infrastruktur betrieben werden könnte. Telekommunikationsbetreiber, die in die Cloud gehen, könnten demnach Kosten für Hardware und Entwicklung sparen, von Cloud-gestützter Automatisierung und Datenanalyse profitieren und zudem Echtzeitreaktionen realisieren und Lastspitzen-Ressourcen bedarfsgerecht verwenden. Die Bereitstellung neuer Dienste lasse sich laut GSMA durch Cloud-gestützte KI und das IoT beschleunigen.

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