Definition: Important Project of Common European Interest for Next Generation Cloud Infrastructure and Services Was ist IPCEI-CIS?

IPCEI-CIS ist das Kürzel für ein wichtiges Projekt von europäischem Interesse zum Aufbau von Next-Generation-Cloud-Infrastrukturen und -Services. Für die souveränen europäischen Cloud-Infrastrukturen sollen innovative, energiesparende und klimaneutrale Technologien zum Einsatz kommen. IPCEI-CIS befindet sich derzeit noch in der Vorprojektphase.

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IPCEI-CIS - Projekt zur Förderung des Aufbaus europäischer Cloudinfrastrukturen und -services.
IPCEI-CIS - Projekt zur Förderung des Aufbaus europäischer Cloudinfrastrukturen und -services.
(Bild: gemeinfrei © Gerd Altmann / Pixabay )

IPCEI-CIS ist das Akronym für die englische Bezeichnung „Important Project of Common European Interest for Next Generation Cloud Infrastructure and Services“. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es „wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse für Next-Generation-Cloudinfrastrukturen und -services“. Ziel des Projekts ist es, das Cloud und Edge Computing in Europa zu fördern und Alternativen zu den derzeit dominierenden außereuropäischen Cloud-Anbietern zu schaffen. Schnell skalierbare und interoperable Cloud- und Edge-Infrastrukturen im industriellen Maßstab sollen entstehen.

Die Daten sollen zukünftig in der Cloud nach europäischen Standards und Vorgaben verarbeitet werden können. Eine gemeinsame Erklärung der 27 EU-Mitgliedsstaaten für das IPCEI-CIS erfolgte Ende 2020. Seit 2021 wird konkret an dem Projekt gearbeitet. Es befindet sich derzeit noch in der Vorprojektphase. In Deutschland wird das Interessenbekundungsverfahren zur geplanten Förderung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit der Einreichungsfrist 30.8.2021 durchgeführt.

Das Fördervolumen in Deutschland beträgt circa 750 Millionen Euro. Frankreich und Deutschland nehmen eine Vorreiterrolle im Projekt ein und koordinieren es. Für die souveräne europäische Cloud-Infrastruktur ist der Einsatz innovativer, energiesparender, klimaneutraler und gleichzeitig hocheffizienter Technologien und Systeme geplant. Neben anderen IPCEI-Projekten ist IPCEI-CIS ein Teil der Umsetzung einer gemeinsamen europäischen Industriestrategie. Gaia-X und das IPCEI-CIS sind wichtige Bausteine, um die Wirtschaft in Europa mit Hilfe der Digitalisierung zukunftsfähig zu machen und wettbewerbsfähig zu halten.

Grundsätzliches zum Förderinstrument IPCEI

Das Akronym IPCEI steht für „Important Project of Common European Interest“. Im Deutschen bedeutet es „wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse“. Es handelt sich um ein Förderinstrument der europäischen Union. Die transnationalen IPCEI-Vorhaben sind unter dem Dach der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (GD GROW) der EU-Kommission als strategische Fördervorhaben angesiedelt und sollen die Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken, für Wachstum sorgen und die Beschäftigung sichern.

Europäische Unternehmen kooperieren im Rahmen der Projekte durch staatliche Förderungen unterstützt und leisten wichtige Impulse zur Erreichung der allgemeinen Zielsetzungen des IPCEI-Förderinstruments. In der Regel sind an den Projekten Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus mehreren Mitgliedstaaten der Europäischen Union beteiligt. Ein IPCEI-Vorhaben muss mindestens von zwei EU-Staaten durchgeführt werden und von privaten Unternehmen mitfinanziert sein. Kriterien für IPCEI-Vorhaben sind unter anderem in der Kommissions-Kommunikation 2014/C 188/02 aus dem Jahr 2014 beschrieben.

Die Motivation für das IPCEI-CIS

Im Cloud-Umfeld und auf dem Markt für Cloud-Computing-Dienste dominieren derzeit wenige große außereuropäische Unternehmen wie Microsoft, Amazon, Google oder Alibaba. Es existieren zwar zahlreiche europäische Anbieter. Sie sind fragmentiert und jeweils nur in bestimmten Teilbereichen konkurrenzfähig aktiv. Dadurch leiden der Wettbewerb und die Transparenz im Cloud-Bereich. Zudem werden Daten in der Cloud außereuropäischer Anbieter oft nicht nach den europäischen Vorgaben und Standards verarbeitet. Die europäische Wirtschaft kann die Innovationspotenziale der Cloud-Technologien daher nicht voll ausschöpfen.

Cloud-basierte Anwendungen erfordern die Einhaltung der europäischen Datenschutzvorgaben. Zudem sind für Anwendungen wie für das autonome Fahren oder für Prozesse der Industrie 4.0 häufig echtzeitfähige Dienste erforderlich. Um die entsprechenden Voraussetzungen für die europäische Wirtschaft zu schaffen und Abhängigkeiten von außereuropäischen Anbietern zu verhindern, führt die Europäische Union Projekte wie Gaia-X oder IPCEI-CIS durch. Ziele der Projekte sind die Schaffung grundlegender und souveräner europäischer Cloud-Infrastrukturen und -services.

Die wichtigsten Ziele von IPCEI-CIS

IPCEI-CIS verfolgt unter anderem folgende Zielsetzungen:

  • Stärkung der digitalen Souveränität Europas;
  • Datenverarbeitung in der Cloud nach europäischen Standards und Vorgaben;
  • Schaffung skalierbarer, interoperabler und sicherer Cloudi
  • -Infrastrukturen und -Services;
  • mehr Wettbewerb auf dem Markt für Cloud Computing und Edge Computing – Reduzierung der Abhängigkeiten von außereuropäischen Anbietern;
  • Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der europäischen Wirtschaft;
  • volle Ausschöpfung der Innovationspotenziale des Cloud Computings und Edge Computings;
  • Einsatz innovativer, energiesparender, klimaneutraler und gleichzeitig hocheffizienter Technologien und Systeme;
  • Stärkung des Edge und Cloud Computings und Bereitstellung echtzeitfähiger Services;
  • Nutzung von Open-Source-Lösungen;
  • Anschlussfähigkeit von IPCEI-CIS an das Projekt Gaia-X.

Geplanter Projektablauf und Timeline von IPCEI-CIS

Nach der gemeinsamen initialen Erklärung der 27 EU-Mitgliedsstaaten zum IPCEI-CIS wird konkret seit 2021 an dem Projekt gearbeitet. Aktuell befindet es sich in der Vorprojektphase. Das Vorprojekt ist in fünf Einzelphasen mit folgender Timeline gegliedert:

  • Phase 1: Projektvorbereitung bis Mai 2021.
  • Phase 2: nationale Interessenbekundungsverfahren bis September 2021.
  • Phase 3: europäische Verknüpfung (Matchmaking) bis Dezember 2021.
  • Phase 4: Vorbekanntmachung bis Dezember 2021.
  • Phase 5: Bekanntmachung bis April 2022.

Anschließend erfolgt ab dem Jahr 2022 bis voraussichtlich Dezember 2026 die Implementierungsphase des Projekts. In Deutschland wurde ein Interessenbekundungsverfahren gestartet, in dem bis 30. August 2021 kurze vollständige Vorhabenskizzen eingereicht werden konnten. Mit diesen bekunden die Antragsteller ihr Interesse an der Förderung im Rahmen des IPCEI-CIS. Das BMWi hat die Aufgabe, die Vorhaben auszuwählen, die am anschließenden EU-Matchmaking-Verfahren teilnehmen. Kriterien für die deutschen Vorhaben sind neben der fristgerechten Einreichung die Umsetzung in Deutschland oder Europa, Unternehmenssitz in Deutschland, ein zugesicherter Eigenanteil der Teilnehmer und eine Mindestgröße von zehn Millionen Euro.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wählte als Ergebnis der Interessenbekundung insgesamt 22 Projektskizzen von Technologie- und Softwareunternehmen sowie von industriellen Anwendern aus. Ab Oktober 2021 startet der Matchmaking-Prozess der Europäischen Union. Im Rahmen dieses Prozesses soll ein europäisches Gesamtprojekt entwickelt werden, dessen Bekanntmachung für April 2022 geplant ist. Die Implementierungsphase des Projekts schließt sich an. In der letzten Projektphase erfolgt ein EU-weiter Pilot der Infrastrukturen und Services im Großmaßstab, bevor der produktive Betrieb vorgesehen ist.

Hinsichtlich der Finanzierung sind in Deutschland Fördergelder in Höhe von rund 750 Millionen Euro vorgesehen. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Wiederaufbaufonds. Für Gesamteuropa wird ein hoher einstelliger Milliardenbetrag von Investitionen aus privaten und öffentlichen Mitteln für die IPCEI-CIS-Vorhaben erwartet.

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