Hals über Kopf in die Cloud? Warum nicht alle Prozesse für eine Cloud-Lösung bereit sind

Ein Gastbeitrag von Jan Stober* Lesedauer: 4 min

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Annähernd jedes Unternehmen nutzt mittlerweile Cloud-Lösungen – und offensichtlich ist eine zukunftsfähige IT ohne diese Maßnahme auch kaum noch umsetzbar. Doch ist es wenig zielführend, dem Trend blindlings zu folgen und Prozesse unstrukturiert in die Cloud zu überführen. Vielmehr müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, wenn die Migration zum Erfolg führen soll.

Der Umzug von Prozessen, Anwendungen und Infrastrukturen in die Cloud sollte stets strukturiert erfolgen und die Migration am besten schon im Vorfeld auf technische Machbarkeit und betriebswirtschaftliche Ziele geprüft werden.
Der Umzug von Prozessen, Anwendungen und Infrastrukturen in die Cloud sollte stets strukturiert erfolgen und die Migration am besten schon im Vorfeld auf technische Machbarkeit und betriebswirtschaftliche Ziele geprüft werden.
(Bild: chaylek - stock.adobe.com)

Der Cloud-Monitor 2022 von KPMG zeigt: 84 Prozent aller Unternehmen setzen bereits Cloud-Lösungen ein. 13 Prozent der Befragten stehen vor dem Eintritt in die Cloud. Nur drei Prozent verschließen sich der Thematik noch komplett. Es scheint also besiegelt: Wer in puncto IT mithalten möchte, setzt auf Cloud-Computing.

Der Hauptbeweggrund für die Cloud-Nutzung ist die Senkung von Kosten. 75 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, durch die Cloud Einsparungen erzielen zu können. Platz zwei belegt die Reduktion von CO2-Emissionen, welche immerhin 55 Prozent der Studienteilnehmer nennen. Danach folgen diese Motive:

  • Aufbau von Plattformen für die flexible Kooperation mit Dritten (38 %),
  • Einführung agiler Projekte (37 %),
  • Digitalisierung interner Prozesse (35 %),
  • Entwicklung innovativer Produkte und/oder Services (28 %),
  • Entwicklung digitaler Fähigkeiten der Beschäftigten (28 %),
  • Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle (25 %).

In Summe wird deutlich, dass die Cloud eine Antwort auf beinahe alle drängenden Themen dieser Zeit liefert. Neben Kosten und Nachhaltigkeit sind dies auch reibungslose Kollaboration, Agilität, optimierte und automatisierte Prozesse sowie Innovationskraft. Somit stellt sich nicht mehr die Frage, ob der Cloud-Einsatz notwendig ist, sondern wann er beginnt und wie er idealerweise umgesetzt wird. Antworten können Unternehmen finden, indem sie ihre Prozesse und ihre IT-Landschaft einem Cloud-Readiness-Check unterziehen.

Systematische Prüfung gibt Aufschluss über die Cloud-Reife

Ein Cloud-Readiness-Check schafft Klarheit zur Machbarkeit und den Kosten einer Cloud-Migration. Dabei werden mehrere Schritte durchlaufen. Zu Beginn erstellen Cloud-Experten eine Übersicht bestehender lokaler Systeme inklusive deren Zusammenhänge und Funktionen. Die somit skizzierte Systemlandschaft kann dann auf ihre Cloud-Readiness hin überprüft werden.

Auf dieser Basis ist es im nächsten Schritt wiederum möglich, die benötigten Cloud-Ressourcen und -Dienste zu evaluieren und das passende Sizing zu bestimmen. Je nach Ausgangslage können daraus auch Hybrid-Szenarien resultieren. Das Endergebnis der Maßnahme ist ein finales Cloud-Konzept mit konkretem Umsetzungsplan.

Voraussetzungen für den Cloud-Umstieg

Dass ein Unternehmen mit seinen Prozessen für die Cloud-Migration komplett ungeeignet ist, kommt in der Praxis fast nie vor. Denn allgemein müssen nur wenige Voraussetzungen erfüllt sein, um in oben skizzierten Check als „cloud-ready“ eingestuft zu werden. Der wichtigste Faktor ist das Vorhandensein einer stabilen und performanten Internetverbindung. Punkt zwei ist die Cloud-Eignung der bestehenden Anwendungen. Diese müssen unter anderem klare Schnittstellen besitzen. Auch benötigen sie eine Architektur, die für die cloud-basierte Anwendungs-Virtualisierung und den WAN-Strecken-Betrieb geeignet ist.

Gänzlich ungeeignet sind nur sehr wenige Prozesse und Applikationen. Zu nennen ist an dieser Stelle beispielsweise Legacy-Software, die auf den aktuellen Betriebssystemen einer Cloud-Umgebung nicht mehr betrieben werden kann. Prozesse, die an eine lokale Hardware gekoppelt sind, und keine Trennung von Hard- und Software erlauben, scheiden ebenfalls aus. Abgesehen von solchen Spezialfällen existieren jedoch fast keine unüberwindbaren Hürden für den Umzug in die Cloud.

Cloud-Nutzung selbst in komplexen Szenarien realisierbar

Dass die Nutzung von Cloud-Lösungen sogar in schwierigen Konstellationen funktionieren kann, zeigen heute bereits mehrere Praxisbeispiele aus unserer Referenzliste. Hierzu zählt der Use Case eines mittelständischen Unternehmens, welches sich mit der Verwaltung digitaler Schließanlagen befasst und die entsprechenden Schlüssel mithilfe von USB-Geräten beschreibt. Eine Cloud-Migration führte in diesem Fall zu einer Trennung der Lese- und Schreibperipherie (Hardware) von der Schließanlagen-Software. Im Vorfeld bestand die Befürchtung, dass hierdurch die Funktionsfähigkeit der Gesamtlösung verloren geht. Doch zeigte der Cloud-Readiness-Check mit anschließendem Test, dass dieser Vorbehalt unbegründet war und eine Cloud-Migration durchaus möglich ist. Basierend auf dieser soliden Faktenlage entschied sich das Unternehmen schließlich für den Umzug in die Cloud. Den Schritt hat es noch zu keinem Zeitpunkt bereut.

Gleiches gilt für einen Konzern mit mehreren Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Holding hatte das Ziel, ein zentrales Zeiterfassungssystem für all ihre Gesellschaften einzuführen. Anfangs war unklar, ob das Projekt tatsächlich in einer Cloud-Umgebung realisiert werden konnte. Der Cloud-Reife-Check ergab allerdings, dass die Umsetzung technisch machbar und wirtschaftlich auch sinnvoll sein würde. Somit fiel die Entscheidung, das Zeiterfassungssystem auf einer sicheren, ISO-zertifizierten Business Cloud bereitzustellen. Bis heute läuft dieses Szenario reibungslos.

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Wichtig für den Erfolg eines Cloud-Projekts ist neben der gründlichen Vorbereitung natürlich auch der effiziente und flexibel laufende Betrieb. Bewährt haben sich vor allem administrative Plattformen, mit denen Unternehmen ihre Cloud-Ressourcen wie virtuelle Maschinen, CPU-Kerne, RAM und Festplattenspeicher in Eigenregie überwachen und verwalten können. Denn mit solch einem Ansatz ist es möglich, die Cloud-Umgebung im Self-Service sehr kurzfristig an veränderte Anforderungen anzupassen, ohne auf den Cloud-Provider warten zu müssen.

Solide Bewertung ermöglicht eine risikominimierte Cloud-Migration

Hoher Kosten- und Innovationsdruck, neue Arbeitsmodelle, Nachhaltigkeitsanforderungen, der anhaltende IT-Fachkräftemangel, der Wunsch nach mehr Flexibilität und die zunehmende Notwendigkeit der Digitalisierung machen den Einsatz von Cloud-Lösungen unumgänglich. Allerdings sollte der Umzug von Prozessen, Anwendungen und Infrastrukturen stets strukturiert erfolgen. In diesem Kontext ist ein Cloud-Readiness-Check zu empfehlen. Denn er schafft Klarheit zu der Frage, ob eine Migration technisch möglich und betriebswirtschaftlich zielführend ist. Und mit dieser Transparenz sind solide, risikominimierte Entscheidungen möglich.


* Der Autor Jan Stober ist Abteilungsleiter PreSales Business Cloud Solutions bei der Systemhausgruppe NetPlans, einem Business-Cloud-Anbieter mit Fokus auf KMU.

Bildquelle: NetPlans GmbH

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