Automotive Clouds Teil 3 VW, Audi und Porsche setzen verstärkt auf die Cloud
Autos sind inzwischen rollende Computer, die Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Big Data für die Kontrolle der Fahrsysteme nutzen. Cloud-basierte Services unterstützen Fahrzeugführer ebenso wie die Autobauer selbst bei der Steuerung von Unternehmens- und Produktionsprozessen.
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Die Volkswagen-Gruppe stellt jährlich etwa 11 Millionen Autos her und bringt täglich 200 Millionen Teile in ihre Werke. Das ist eine enorme Größenordnung, die eine effektive globale Lieferkette erfordert. Volkswagen arbeitet mit AWS seit 2019 zusammen, um seine 124 Werksstandorte auf eine einzige Architektur umzustellen: die „Volkswagen Industrial Cloud“.
In einem nächsten Schritt will der Konzern das weltweite Netzwerk von mehr als 1.500 Lieferanten in die Industrial Cloud integrieren. Das Unternehmen nutzt unter anderem AWS-Services für Machine Learning – mit Algorithmen, die Informationen verarbeiten, die von Sensoren in den Produktionsstätten gesammelt wurden – und die Appliances der Baureihe AWS Outposts, die On-premises-IT mit Services aus der Public Cloud von AWS verbinden.
Der MOIA Service für Mitfahrgelegenheiten
Eines der wichtigsten Ziele der Industrial Cloud ist die Entwicklung und Integration neuer Services. MOIA, ein eigenständiges Unternehmen der Volkswagen AG, wurde im Dezember 2016 gegründet und konzentriert sich auf die Entwicklung von Mobilitätslösungen. Das Unternehmen verwendet AWS IoT in seiner Architektur sowie in seiner Flottenmanagement- und Mitfahrgelegenheit-Lösung für Elektrofahrzeuge.
Das Unternehmen bietet Mitfahrgelegenheitsservices mit einer vollelektrischen Fahrzeugflotte an und will bis 2025 einer der weltweit führenden Mobilitätsdienstleister sein. Laut Moritz Siuts, Director of Engineering bei MOIA, begann das Unternehmen seine Entwicklung von Grund auf neu und wollte eine stabile, kosteneffiziente Plattform haben, was MOIA zu AWS führte. Mit AWS könne MOIA leicht skalieren und gleichzeitig die Flexibilität bewahren, Erkenntnisse aus gesammelten Daten zur kontinuierlichen Optimierung in die MOIA-Plattform zurück zu spielen. Wireless Car ist seit 2018 ein VW-Tochterunternehmen, das Telematikdienste entwickelt. Es soll digitale Geschäftsmodelle des Autobauers durch die Auswertung und Anreicherung von Fahrdaten entwickeln. AWS spielt in der Erfassung und Verarbeitung solcher Nutzungsdaten eine zentrale Rolle.
Durch die Integration solcher Firmen und Partner baut Volkswagen ein digitales Ökosystem auf. Die Strategie dahinter heißt „Together – Strategy 2025“. Mit ihr will die VW AG ein führender Anbieter von nachhaltiger Mobilität werden. Ein Schlüsselelement dieses Programms ist die One Digital Platform (ODP) des Konzerns, die ein ganzheitliches digitales Ökosystem darstellt, das Volkswagen-Fahrzeuge mit Kunden, Volkswagen-Mobilitätsdiensten und Partnern verbindet. Volkswagen nutzt Services wie AWS Direct Connect, AWS Lambda, Amazon Relational Database Service (RDS) und Amazon Route 53, um sein bestehendes On-Premises-Backend zu migrieren und einen Plattformwechsel durchzuführen, interne Teams zu unterstützen und die Markteinführungszeit zu verkürzen.
Effizientere VW-Kreditverwaltung
VW Credit Inc., die firmeneigene Finanzgesellschaft der Volkswagen Group of America, hat seinen Kundenservice mit Alexa Skill optimiert. Die Tochterfirma, die für die Kreditverarbeitung (Leasing usw.) zuständig ist, reduzierte so die Zeit, die VW-USA-Kunden für den Zugriff auf ihre Kontoinformationen benötigen. Dazu erstellten die Entwickler mit der Serverless-AWS-Technologie wie etwa AWS Lambda eine Alexa Skill.
VW Credit Inc. hatte nämlich erkannt, dass der Zugriff auf Kontoinformationen über ihr Online-Portal oder ihr Callcenter lange dauerte und einen hohen manuellen Aufwand seitens des Kunden erforderte, der die Bedienung mühsam und vermeidbar erscheinen ließ. Mit Alexa Skill können seine Kunden nun kritische Kontofunktionen wie das Bezahlen von Rechnungen oder das Prüfen von Guthaben über ihre Telefone oder Alexa-kompatiblen Geräte ausführen können.
Optimierung von Transport und Logistik
Die Firma RIO arbeitet mit der Volkswagen Group Logistics zusammen, die täglich 18 000 Lkw-Ladungen in ganz Europa befördert. Als Teil der Traton-Gruppe entwickelt RIO digitale Produkte, die Logistik- und Telematikdaten miteinander verbinden, um Transportunternehmen und Spediteuren Echtzeit-Einsicht in ihre Sendungen zu bieten.
Das Unternehmen hat mit der Cloud begonnen und setzt nun auf eine AWS-First-Strategie, wobei es Lösungen, die in AWS erstellt sind, gegenüber selbst gehosteten Lösungen bevorzugt. RIO nutzt AWS, um eine offene, skalierbare und flexible einheitliche Cloud-Plattform für das Transport- und Logistikmanagement zu schaffen, mit der sich alle Beteiligten der Lieferkette verbinden können.
Die Cloud bei der Audi AG
Audi umfasst die Marken Audi, Ducati und Lamborghini, also preiswerte bis hochpreisige PKWs und Motorräder. Produziert werden diese Modelle in zwölf Ländern an 16 Standorten für über hundert Märkte. Weil die Kunden ihren Kaufprozess fast nur noch online beginnen, suchte Audi nach einer Möglichkeit, diese Online-Autokaufreise über alle digitalen Kanäle hinweg und bei den Händlern zu unterstützen. Audi wollte den Kunden für ihr Online-Shopping eine immersive Erfahrung bieten, die durch VR-Technologie und 3D-Rendering realisiert werden konnte.
Das Unternehmen wählte dafür den Anbieter ZeroLight. Nach einer ersten VR-Technologie für Ausstellungsräume sollte ZeroLight auch einen dreidimensionalen Online-Konfigurator bauen. Auf diese Weise konnten sich die Kunden ihr Traumauto optisch vorstellen, bevor sie eine Kaufentscheidung fällten. Im Anschluss entwickelte ZeroLight einen Piloten für das Online-Marketing, der die Kunden in die Lage versetzte, auf der deutschen Webseite den 3D-Konfigurator zur Bewertung des A4-Allroad-Modells zu nutzen.
Der anfängliche Pilot für die 3D-Projekte stieß auf genügend positive Resonanz, um einen soliden Business Case für das Ausrollen des 3D-Online-Konfigurators hinsichtlich zusätzlicher Audi-Modelle und -Märkte zu schaffen. Kunden, die den 3D-Konfigurator nutzten, zeigten eine um neun Prozent höhere Aktivität hinsichtlich der Feature-Auswahl. Die drei zusätzlichen Leistungsmerkmale, die sie im Durchschnitt wählten, entsprachen einer Upsell-Steigerung um knapp 1.200 Euro pro Fahrzeug. Die Nutzung des Konfigurators nahm um 66 Prozent zu. Audi rollt inzwischen den Konfigurator weltweit in bestimmten Märkten aus.
Porsche AG mit Schwerpunkt auf Interaktion
Porsche hat Ende Januar das Infotainmentsystem „Porsche Communication Management 6.0“ (PCM) noch stärker auf die Cloud-Nutzung ausgerichtet und es so aufgewertet. Es steht in den Modellen 911, Taycan, Cayenne und Panamera zur Verfügung.
Spotify Premium Kunden können im überarbeiteten PCM 6.0 direkt auf ihre Lieblingslieder und -podcasts zugreifen. Ihr Account wird über die Porsche-ID mit dem Fahrzeug verknüpft um Spotify als weitere Medienquelle nutzen zu können. Das Fahrzeug greift dann direkt, ohne den Umweg über ein Smartphone, auf das Angebot des Streaming-Dienstleisters zu. Das notwendige Datenvolumen hierfür ist bei Porsche Connect inklusive. Alle gespeicherten Playlists sind direkt verfügbar und auch die Like-Funktion sowie die neue Go-To-Radio-Option sind nativ integriert. Letztere findet zum derzeit laufenden Musikstück ähnliche Songs.
Neben der Übersichtlichkeit der Darstellung verbessert das Update des PCM die Umfänge des Voice Pilot. Dieser integrierte Sprachassistent wurde weiter verbessert und soll den Zugriff auf viele Funktionen vereinfachen. Zu diesen gehören der News-Bereich, die Bedienungsanleitung und das Musik-Streaming des Fahrzeuges. Neu ist auch eine kabellose Anbindung von Android Auto.
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Charging Planner mit verbesserten Algorithmen
Bei Elektroautos kommt es wegen der begrenzten Akku-Kapazität auf eine möglichst effiziente Planung der Route an. Deshalb hat Porsche im PCM 6.0 die Berechnung der Ladevorgänge im Charging Planner verbessert. Der optimierte Algorithmus priorisiert verstärkt Ladesäulen mit hoher Leistung und plant Ladestopps effizienter.
„Auch diese Verbesserungen basieren auf Kundenfeedback“, sagt Jan Klonz, PR Specialist Connected Car & Future Technologies. Zudem berücksichtige der Charging Planner bei der realistischen Berechnung der Gesamt-Fahrzeit nun auch jene Zeit, die zum Starten und zum Beenden des Ladevorganges an der Ladesäule benötigt wird. Diese Maßnahmen führten in Summe zu einem deutlich befriedigenderen Lade-Erlebnis.
Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, wird während der Fahrt ein dynamisches Zoomverhalten für Ladesäulen eingeführt: In der näheren Umgebung zeigt das System alle verfügbaren Ladeoptionen inklusive Belegungsstatus an. Das spart sinnlose Suchfahrten. In der weiteren Ansicht beschränkt sich die Anzeige auf Schnellladesäulen. Ein neuer Filter erlaubt es, Ladepunkte nach Leistung zu sortieren. Schnellladen spart Wartezeit.
Die Navigation des PCM 6.0 umfasst zudem einen überarbeiteten Routenmonitor, auf dem relevante Ereignisse während der Fahrt individuell ein- und ausgeblendet werden können. Die neuen Funktionen gehören ab sofort zur Serienausstattung jedes neu konfigurierten Porsche 911, Taycan, Cayenne und Panamera.
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