Red Hat Summit 2023 Red Hat macht die Automatisierung intelligent

Von Dr. Dietmar Müller Lesedauer: 7 min |

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Auf seinem diesjährigen Summit kündigte Red Hat die Integration von Watson in seine Automatisierungslösungen an, um die IT zu entlasten und zu optimieren. In München erläuterte und bewertete die deutsche Unternehmensführung die News aus Boston.

Matt Hicks wurde im Juli 2022 zum President und Chief Executive Officer von Red Hat ernannt. Hier eröffnet er das Red Hat Summit 2023 in Boston.
Matt Hicks wurde im Juli 2022 zum President und Chief Executive Officer von Red Hat ernannt. Hier eröffnet er das Red Hat Summit 2023 in Boston.
(Bild: Müller)

Red Hat hat in Boston, Massachusetts, sein diesjähriges Summit mit jeder Menge Sitzungen und Tracks zu einer Vielzahl an Themen wie Automatisierung, Hybrid Cloud und Edge abgehalten. In München erläuterten Gregor von Jagow, Senior Director und Country Manager Germany, Matthias Kranz, Senior Director, Tech Sales DACH, sowie der „EMEA Evangelist“ Jan Wildeboer die Höhepunkte aus der Flut der Ankündigungen und interpretierten sie für den deutschen Markt.

Red Hat hat in Boston sein diesjähriges Summit abgehalten. In München erläuterten parallel dazu Gregor von Jagow (sitzend), Senior Director und Country Manager Germany, sowie der „EMEA Evangelist“ Jan Wildeboer die Höhepunkte.
Red Hat hat in Boston sein diesjähriges Summit abgehalten. In München erläuterten parallel dazu Gregor von Jagow (sitzend), Senior Director und Country Manager Germany, sowie der „EMEA Evangelist“ Jan Wildeboer die Höhepunkte.
(Bild: Müller)

Folgende neuen Produkte und Services hat Red Hat in Boston vorgestellt beziehungsweise angekündigt:

  • Red Hat OpenShift AI,
  • Ansible Lightspeed für KI-gesteuerte IT-Automatisierung,
  • Event-Driven Ansible für die Red Hat Ansible Automation-Platform,
  • Erweiterung der Enterprise Linux-Verwaltung in Red Hat Insights,
  • Red Hat Developer Hub und Red Hat Plug-ins für Backstage,
  • Red Hat Trusted Software Supply Chain,
  • Red Hat Advanced Cluster Security Cloud Service,
  • Red Hat Enterprise Linux für die Third-Party Linux Migration,
  • Red Hat Service Interconnect,
  • Podman Desktop 1.0.

Grundsätzlich verstehe man sich als Open-Source-Company, die das Fundament für die IT-Infrastruktur eines Unternehmens inklusive hybrider Verarbeitung von Workloads stellt, so von Jagow einleitend. Neben der Multi-Cloud spielt dabei zusehends das Thema der künstlichen Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle. Entsprechend seien für ihn OpenShift AI, Ansible Lightspeed für die KI-gesteuerte IT-Automatisierung sowie das Event-Driven Ansible die wichtigsten Neuerungen, die in Boston präsentiert wurden.

Red Hat OpenShift AI

Die generative KI sorgt allgemein für Aufmerksamkeit und in der Hybrid Cloud wohl bald für die Skalierung von „intelligenten Anwendungen und Services über alle Aspekte des Unternehmens hinweg“, so von Jagow. Dafür wurden Red Hat OpenShift und Red Hat OpenShift Data Science mit watsonx.ai, IBMs hauseigener Plattform für künstliche Intelligenz, aufgerüstet. Kunden können damit ihre Modelle in jeder Cloud mit domänenspezifischen Daten optimieren, so Wildeboer, um sie genauer auf ihre spezifischen Anwendungsfälle abzustimmen. Watsonx.ai erstelle dafür wiederholbare Data-Science-Pipelines für das infrastrukturintensive Modelltraining inklusive Serving, Tuning und Modellmanagement. Auch könne es datenintensive Prozesse in JupyterLab mit Zugang zu zentralen KI/ML-Bibliotheken und Frameworks durchführen, einschließlich TensorFlow und PyTorch.

Es muss aber nicht zwingend Watson von Konzernmutter IBM sein: Red Hat OpenShift AI biete eine standardisierte Grundlage für die Erstellung von KI/ML-Produktionsmodellen – neben IBM Watson Studio könne auch Anaconda, Intel OpenVino und AI Analytics Toolkit, Nvidia AI Enterprise oder Starburst zum Einsatz kommen. Darüber hinaus biete OpenShift AI Zugang zu 30 weiteren KI/ML-zertifizierten Partnern als Teil des OpenShift-Ökosystems, so Wildeboer. Für die Verfolgung von KI/ML-Experimenten und automatisierten ML-Workflows stehe nun ein zentrales Dashboard zur Verfügung.

Das Model Serving umfasst zudem eine neue GPU-Unterstützung, eine verbesserte Inferenz und die Bereitstellung von Basismodellen. „Die KI bleibt eine Blackbox – wie genau die generative KI vorgeht, bleibt außenstehenden verborgen. Aber wir sorgen für Transparenz beim Anschluss“, so der „Evangelist“ weiter.

„Foundation-Modelle stellen sicher, dass alle Vorteile der KI genutzt werden können, aber sie erfordern immer noch Investitionen in Schulungen und Feinabstimmungen. Die Vision von Red Hat für KI in Unternehmen ist es, Red Hat OpenShift AI eine flexible und skalierbare Grundlage für das Training, die Wartung, die Feinabstimmung und die tatsächliche Nutzung von Foundation-Modellen in der Produktion bilden zu lassen.“

Watson Code Assistant in Ansible Lightspeed

Ebenfalls neu angekündigt wurde in Boston und München die Automatisierungslösung Ansible Lightspeed, die noch dieses Jahr den IBM Watson Code Assistant nutzen soll, um Playbooks KI-generiert zu verfassen. Unerfahrene Anwender könnten damit ganz leicht Aufgaben automatisieren, Experten würden von der Last der Aufgaben auf niedriger Ebene befreit. „Der IBM Watson Code Assistant nutzt in Red Hat Ansible sorgfältig kuratierte Daten, um auf Basis KI-generierter Empfehlungen syntaktisch korrekten Code zu schreiben", erläuterte Kranz das Verfahren. „Das entlastet Programmierer ungemein. Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels ist eine KI-gestützte Automatisierung praktisch unumgänglich.“

Schon als Technical Preview soll der Watson Code Assistant, der auf watsonx aufbaut, in der Lage sein, Sprachbefehle verstehen – zunächst allerdings nur auf Englisch. Anwender könnten damit Ziele und Vorgaben „natürlich“ erläutern und sich von der KI das gewünschte Ergebnis anzeigen lassen – „eine erhebliche Produktivitätssteigerung“, so Kranz.

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Event-Driven Ansible integriert Events von Drittanbietern

Er kündigte darüber hinaus für den Juni das hEvent-Driven Ansible als Teil der Red Hat Ansible Automation Platform 2.4 an. Es bietet zunächst die Möglichkeit, Observability-Tools für Infrastruktur und Anwendungen von Drittanbietern wie etwa Cisco ThousandEyes, CyberArk, Dynatrace, F5, IBM Instana, IBM Turbonomic, Palo Alto Networks oder Zabbix zu nutzen, weitere Partnerintegrationen sollen folgen. Event-Driven Ansible unterstütze darüber hinaus die Entwicklung benutzerdefinierter Integrationen, sodass Kunden praktisch jedes Überwachungstool integrieren könnten, einschließlich selbst entwickelter.

„Wenn das Event-Driven Ansible Ereignisse von Drittanbieter-Tools empfängt, stößt es automatisch die gewünschte Aktion über Ansible Playbooks oder direkte Ausführungsmodule an. Es besteht auch die Möglichkeit, mehrere Ereignisse zu komplexeren Automatisierungsaktionen zu verketten, bis hin zur automatischen Behebung potenzieller Serviceunterbrechungen wie Systemausfälle oder Sicherheitswarnungen“, erläuterte der Senior Director.

Matthias Kranz, Senior Director, Tech Sales DACH, Red Hat
Matthias Kranz, Senior Director, Tech Sales DACH, Red Hat
(Bild: Müller)

So reduziere die Anwendung generell den Aufwand für manuelle, fehleranfällige und hochvolumige Routineaufgaben wie das Zurücksetzen von Kennwörtern, das Anpassen von Rechenleistung und Speicher, das Erweitern von Servicetickets, das Beheben von Konfigurationsabweichungen oder das Durchführen von Backups. Es sei ideal für die Automatisierung von Day 0-, 1- und 2-Events in der Hybrid Cloud geeignet, „von herkömmlicher Hardware- und Netzwerkinfrastruktur bis hin zu Cloud- und Edge-Umgebungen.“

Kranz fasst zusammen: „Event-Driven Ansible geht nie nach Hause. Es kümmert sich beständig um die Optimierung von Abläufen, die Bereitstellung digitaler Services sowie die Bekämpfung von Einstellungsproblemen und Sicherheitsbedrohungen. Kommt es hier zu einem Problem, gibt es oft einen Dominoeffekt auf Budgets, Personal und Geschäftsziele. Event-Driven Ansible beschleunigt dank der Integration ereignisgesteuerter Funktionen die IT-Reaktion erheblich.“

Auch ohne Block: Die Trusted Software Supply Chain

Zum Summit hat Red Hat auch seine überarbeitete „Trusted Software Supply Chain“ vorgestellt. In den kommenden Wochen soll sie als Preview freigeschaltet werden und den Lebenszyklus der Softwareentwicklung überwachen. Neu zu den bestehenden Software- und Cloud-Services wie Quay und Advanced Cluster Security (ACS) kommen dann zwei Cloud-Services hinzu: Red Hat Trusted Application Pipeline und Red Hat Trusted Content.

Red Hat Trusted Content bietet Inhalte und Know-how über die Open-Source-Pakete in Kundenanwendungen. Es wird laut Kranz Entwicklern Echtzeitwissen über bekannte Schwachstellen und Sicherheitsrisiken innerhalb ihrer Open-Source-Software bieten. Der Service schlägt auch verfügbare Abhilfemaßnahmen vor, um Risiken zu minimieren und so die Entwicklungszeit und -kosten zu reduzieren.

„Red Hat Trusted Content erlaubt den Zugriff auf von Red Hat erstellte und kuratierte Open-Source-Softwareinhalte mit Herkunft und Nachweis, wobei die internen Best Practices von Red Hat verwendet werden. Sobald sich eine Anwendung in der Produktion befindet, überwacht und warnt der Dienst Benutzer proaktiv vor bekannten neuen und aufkommenden Risiken in ihren Open-Source-Abhängigkeiten, sodass neue Bedrohungen schneller behoben werden können“, erläuterte Wildeboer.

Trusted Application Pipeline offeriert einen CI/CD-Service (Continuous Integration/Continuous Delivery) für die Entwicklung von Produktionssoftware. Anwendungen könnten damit einfacher in Linux-Container integriert und dann mit wenigen Klicks auf Red Hat OpenShift oder anderen Kubernetes-Plattformen bereitgestellt werden. „Zuvor war dies häufig ein hochgradig manueller Prozess, bei dem Hunderte von Zeilen Automatisierungscode zum Erstellen, Testen und Bereitstellen von containerisierten Anwendungen erforderlich waren“, so der Evangelist. Anwender könnten zusätzlich auch die Blockchain nutzen, etwa in Form der IBM Blockchain Platform auf Red Hat OpenShift. Der Holländer zeigte sich allerdings wenig begeistert von den jüngsten Entwicklungen in Sachen Blockchain und rät Anwendern zur „reinen“ Red Hat-Lösung.

Neue Funktionen für Insights

Zu guter Letzt präsentierten die drei Red-Hat-Vertreter in München eine Reihe von neuen und bereits verfügbaren Verwaltungsfunktionen für Red Hat Insights, die die Komplexität in der Hybrid Cloud reduzieren sollen. Sie sind mit jedem Webbrowser über console.redhat.com verfügbar und fassen Red Hat Enterprise Linux (RHEL)-Bereitstellungen in der Hybrid Cloud in einer einzigen Benutzeroberfläche zusammen. Admins könnten so potenzielle Probleme über eine Schnittstelle erkennen und beheben, ohne mit der Befehlszeile oder einem umfassenden Linux-Managementsystemen wie Red Hat Satellite Server interagieren zu müssen.

Neu ermöglicht auch der Image Builder IT-Teams, ihre eigene Software zu „Gold“-Images für das Deployment hinzuzufügen. „Selbst wenn eine bestimmte Version eines Tools oder einer Komponente nicht nativ in Red Hat Enterprise Linux enthalten ist, kann sie zur schnellen Verbreitung dennoch in mit dem Image Builder erstellte Images eingebunden werden“, berichtete Kranz.

„Die Anforderungen der Verwaltung von Linux in der Hybrid Cloud überfordern oft die Fähigkeit von IT-Abteilungen, gerade in diesen Zeiten der eingeschränkten Ressourcen. CIOs müssen aber in der Lage sein, bestehende Kompetenzen zu erweitern und die Kompetenzbarrieren für die Überwachung von Linux-Beständen zu senken. Genau darauf sind die neuen Verwaltungsfunktionen von Red Hat Insights ausgelegt.“

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