Nicht nur die Vorteile cloud-nativer Entwicklung sehen Muss es immer Cloud Native sein?

Die Cloud ist das Sehnsuchtsziel vieler Unternehmen. Und nicht nur das: Die gesamte Entwicklung soll nach Möglichkeit Cloud Native ablaufen. Warum das nicht immer die beste Idee ist und welche Alternativen existieren, zeigt Avision.

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Cloud-native Entwicklung ist auf den ersten Blick hilfreich und bequem – kann aber langfristig betrachtet zu Problemen führen.
Cloud-native Entwicklung ist auf den ersten Blick hilfreich und bequem – kann aber langfristig betrachtet zu Problemen führen.
(Bild: gemeinfrei © QuinceCreative / Pixabay )

Der Traum von Cloud Native platze meistens dann, wenn Unternehmen bereits mit der Umsetzung begonnen hätten. Dann nämlich würden viele Lücken im Plan und Probleme in der Praxis auftauchen, die zuvor noch nicht sichtbar waren. Gerade zu Beginn eines Projektes sei es natürlich sehr angenehm, einfach die Service-Angebote der großen Cloud-Anbieter verwenden zu können. Doch wenn die Architektur einer Anwendung mit der Zeit komplexer wird, reichten die zuschaltbaren Services oft nicht mehr aus, warnt der auf Software Revival spezialisierte IT-Dienstleister aus München.

Auch datenschutzrechtlich sind Cloud-Native-Strategien laut Avision nicht ganz unumstritten: Je nach Herkunftsort des App- oder Service-Anbieters unterscheiden sich die dort zu Grunde liegenden Bestimmungen zum Datenschutz erheblich von denen der darauf basierenden Anwendungen.

Eine Frage der Kosten

Ein weiterer Faktor, warum Cloud Native nicht immer die beste Wahl sei: die damit verbundenen Kosten. Cloud-Anbieter lockten mit sehr lukrativen Angeboten für kleine Anwendungen. Skalieren Unternehmen ihre Projekte allerdings oder erhöht sich der Traffic der einzelnen Services, könnten die Kosten recht schnell explodieren. Mit erheblichen finanziellen Belastungen müssten Projektleiter insbesondere bei einem gewünschten Wechsel des Cloud-Providers rechnen: Nicht selten würden Unternehmen beim Festlegen ihrer Cloud-Native-Strategie vergessen, einen Wechsel einzuplanen und voll auf einen Anbieter setzen.

Auch technisch sei der Umzug in eine andere Cloud meistens nicht ohne weiteres möglich. Erst in einer solchen Situation zeige sich, ob das Unternehmen womöglich nicht „Cloud Native“ sondern eher „AWS Native“ oder „Azure Native“ gearbeitet habe. Die Spezialisierung der Entwickler selbst spiele in einer solchen Situation ebenfalls eine Rolle: Hätten sie sich komplett auf das Arbeiten mit einem Provider spezialisiert, müssten sie neue Skills erst mühsam erlernen: Denn jede Cloud ist anders! Die Bindung an einen bestimmten Service und damit an einen Cloud-Anbieter könne eine Cloud-Native-Strategie quasi in zweiter Instanz zum Scheitern verurteilen, warnt Avision.

Microservices als Alternative

Nadine Riederer, CEO der Avision GmbH.
Nadine Riederer, CEO der Avision GmbH.
(Bild: Avision)

Um nicht in Kostenfallen und einen Vendor-Lock-in zu geraten, sollten Unternehmen andere Vorgehensweisen nutzen. „Unternehmen müssen sich im Klaren sein, dass die Kosten für einen Umzug steigen, je Cloud-spezifischer sie Services nutzen“, warnt Nadine Riederer, CEO bei Avision. „Sie sollten sich daher eine möglichst unabhängige Strategie überlegen und Standarddienste der Cloud-Anbieter nur nutzen, wenn die Abhängigkeit an dieser Stelle vertretbar ist. Vor allem die Businesslogik sollten Unternehmen nicht komplett an einen Anbieter binden: Diese ist in einem Docker-Container besser aufgehoben.“ Avision betont, dass sie dabei nicht zwangsläufig auf die Nutzung der Cloud verzichten müssen: Domain-driven Design (DDD) sei eine geeignete Methode zur Modellierung komplexer Software.

Im Kern geht es bei DDD darum, monolithische Softwarearchitekturen zu vermeiden und die Anwendung stattdessen in fachliche Komponenten aufzuteilen. Diese Komponenten, die Entwickler heutzutage gerne als sogenannte Microservices implementieren, kommunizieren dann via Schnittstellen (etwa über REST) miteinander. Sind diese Microservices dann auch noch in Docker-Container verpackt, kann das Unternehmen Clouds nutzen, ohne sich von einer bestimmten abhängig zu machen – Docker-Container laufen nämlich praktisch überall gleich. Ändert ein Cloud-Anbieter seine Angebote, gelingt ein Umzug in eine andere Cloud einfacher und kostengünstiger. Wächst die Anwendung, sucht sich das Unternehmen für den neuen Container ganz einfach die passende Umgebung aus, also on-premises oder online.

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