Frustrierte IT-Experten wechseln den Job Lücken bei IT-Qualifikation kosten Unternehmen Billionen
IT-Profis werden gesucht, denn sie sind Mangelware in Zeiten der Digitalisierung. Die Gehälter von ihnen steigen. Unternehmen können ihre Mitarbeiter entweder fortbilden oder auf externe Experten zugreifen. Das Geschäft der IT-Vermittler boomt.
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Die Nachfrage nach Freelancer bricht nicht ab. Der Branchenverband Bitkom beziffert die Fachkräftelücke in der IT derzeit auf rund 86.000 Personen. Der Bedarf an Experten ist mit der Erholung einiger Wirtschaftsbereiche und neuen Digitalisierungszielen hoch.
Skillsoft, ein Anbieter im Segment digitalen Lernens in Unternehmen, hat seinen jährlichen „Global Knowledge IT Skills and Salary Report“ veröffentlicht. Der jährliche Report untersucht den Stand von Qualifikationslücken, gefragten Schulungen, Karriere-Entwicklungsmöglichkeiten, Vergütung und Arbeitszufriedenheit in der IT-Branche. Gefragt wurden mehr als 9.300 IT-Experten in EMEA, Nordamerika, Lateinamerika und APAC.
Aus dem Bericht geht hervor, dass 76 Prozent der IT-Entscheidungsträger weltweit mit kritischen Qualifikationslücken in ihren Abteilungen konfrontiert sind. Das ist ein Anstieg von 145 Prozent seit 2016. Gleichzeitig sind die Gehälter weltweit gestiegen. In EMEA liegen sie mit einem Durchschnitt von 71,603 US-Dollar pro Jahr auf Rang zwei hinter Nordamerika. In Deutschland und der Schweiz übersteigen die Gehälter je nach Fachgebiet diesen Durchschnitt bereits deutlich und hängen sogar die US-Kollegen ab.
Um Qualifikationslücken zu schließen, müssen die Gründe für ihr Entstehen sowie ihre Auswirkungen verstanden werden. 38 Prozent der IT-Verantwortlichen nannten die Geschwindigkeit der digitalen Transformation und des technologischen Wandels als Haupttreiber, da bestehende Kompetenz-Entwicklungsprogramme zu langsam greifen. Des Weiteren sahen die Befragten in Schwierigkeiten bei der Gewinnung qualifizierter Kandidaten (35 %) sowie in mangelnden Investitionen in Schulungsressourcen (32 %).
Das Analystenhaus IDC prognostiziert, dass solche Qualifikationslücken direkte finanzielle Auswirkungen auf Unternehmensergebnisse haben werden, die bis 2025 weltweit auf 6,5 Billionen US-Dollar ansteigen könnten. Zusätzlich gaben die Befragten unter anderem an, dass fehlende Skills den Stress der Mitarbeiter erhöhen (55 %), es schwierig machen, Qualitäts- und Geschäftsziele zu erreichen (42 % bzw. 36 %) und Projektverzögerungen verursachen (35 %).
Der Report zeigt, wie wichtig die berufliche Weiterentwicklung bei der Bekämpfung von Qualifikationslücken ist. Zudem unterstützen Fortbildungs- und Karriereprogramme die Mitarbeiterbindung und erhöhen das Engagement des Personals. 56 Prozent der IT-Entscheidungsträger sagen, dass sie Pläne für die Schulung bestehender Teammitglieder haben.
Nach einer Fortbildung berichten 80 Prozent der IT-Experten über eine Vielzahl von Vorteilen: darunter eine verbesserte Arbeitsqualität (49 %), ein höheres Engagement (32 %) und eine schnellere Arbeitsleistung (27 %). Eine Weiterbildungsmöglichkeit ist demnach eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Mitarbeiter.
Warum IT-Experten Arbeitgeber wechseln
Befragte, die im vergangenen Jahr den Arbeitgeber gewechselt haben, nannten den Mangel an Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten als Hauptgrund für ihre Entscheidung (59 %). Auch in den vergangen beiden Jahren war dies der Fall. Weitere Gründe waren die Vergütung (39 %) und die Work-Life-Balance (31 %).
Bezüglich der Trainingsmethode gaben 66 Prozent der Befragten an, dass sie von Trainern geleitete Schulungen bevorzugen. Das verbleibende Drittel lernt lieber mit einer informelleren Peer-to-Peer-Methodik. Dies zeigt, dass die Bereitstellung verschiedener Methoden (Blended Learning) und personalisierter Angebote sehr sinnvoll ist.
Gehälter steigen
Für das durchschnittliche Jahresgehalt von IT-Fachkräften gab es in allen Regionen eine positive Entwicklung. Abgesehen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern, sind die höher bezahlten Positionen in den Bereichen Cloud, Risikomanagement, Sicherheit sowie IT-Architektur und -Design zu finden.
52 Prozent der Befragten gaben an, im vergangenen Jahr eine Gehaltserhöhung erhalten zu haben. Davon führten 60 Prozent die verbesserte Bezahlung auf ihre Arbeitsleistung, die Entwicklung neuer Fähigkeiten oder den Erhalt einer Branchenzertifizierung zurück.
92 Prozent aller Befragten gaben an, mindestens eine IT-Zertifizierung zu haben, ein Anstieg von 5 Prozent sowie 7 Prozent im Vergleich zu 2020 und 2019. 64 Prozent der IT-Verantwortlichen sagten, dass zertifizierte Mitarbeiter im Vergleich zu nicht zertifizierten Teammitgliedern einen Mehrwert von 10.000 US-Dollar oder mehr erwirtschaften, was die positiven Auswirkungen von Investitionen in Schulungen auf die Unternehmensbilanzen zeigt.
Vermittler profitieren und konsolidieren
Nicht alle Unternehmen verfügen über genügend eigene IT-Experten oder wollen diese vielleicht nur für einen bestimmten Zeitraum einstellen. Diese greifen auf Dienstleiter zu, welche Freelancer vermitteln.
Laut Lünendonk können deshalb die führenden zehn Vermittler von IT-Freelancern positiv auf die kommenden Jahre blicken. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen sie mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von knapp 12 Prozent. Die Anzahl der Projekte steigt hierbei gleichermaßen wie die Auslastung der IT-Fachkräfte. Das sind Ergebnisse der Marktsegmentstudie 2021 „Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland“.
Die Vermittlung von IT-Freelancern unterliegen dabei einem Konsolidierungsdruck. „Die Vermittlung von IT-Freelancern erfolgt zunehmend auch durch Engineering-Service-Unternehmen und Zeitarbeitsdienstleister. Gleichzeitig hat die Arbeitnehmerüberlassung für Vermittler und Steuerer von IT-Freelancern an Bedeutung gewonnen. Setzt sich diese Entwicklung fort, dann hat dies potenziell große Auswirkungen auf die zukünftige Marktstruktur“, kommentiert Studienautorin Lena Krumm.
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